- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Die Ausdünnung des ...
Schließungen, hohes Durchschnittsalter
Die Ausdünnung des Apothekenmarktes – am Beispiel des Landkreises Kassel
Kammer: Apotheken hängen von Ärzten ab
Eine wesentliche Ursache für die Ausdünnung mit Apotheken im ländlichen Raum sieht HAV-Sprecherin Förster darin, dass auf dem Land auch die Zahl der Ärzte seit Jahren abnimmt. Für Apotheker gebe es aber eine massive Abhängigkeit von vor Ort niedergelassenen Ärzten. „80 Prozent der Umsätze machen die Apotheken mit verordneten Arzneimitteln“, so Förster. Viele Jung-Apotheker, so Förster, würden außerdem das Angestelltenverhältnis der Selbstständigkeit vorziehen und weder eine Apotheke gründen, noch übernehmen wollen. Stattdessen würden sich viele für eine Tätigkeit in der Pharmaindustrie entscheiden - „das ist ein Problem.“
Der Verband selbst sieht nur begrenzte Möglichkeiten, die Lage in der Fläche zu verbessern. „Wir können ja keine Apotheken auf das Land bringen“, sagt Förster gegenüber DAZ.online. Die Sprecherin verweist allerdings auf bundesweit laufende Projekte, die zu einer Verbesserung der Situation beitragen sollen. Dazu zähle die Kampagne „Unverzichtbar, sichere Perspektive für junge Apotheker“, die die Bedeutung der Vor-Ort-Apotheken betont und von Landräten und Bürgermeistern aus ganz Deutschland unterstützt wird. So auch von Uwe Schmidt, dem Landrat im Kreis Kassel. „Für uns sind Apotheken ein ganz wichtiger infrastruktureller Faktor“, stellte Harald Kühlborn, Sprecher des Landkreises Kassel, gegenüber der HNA fest. „Sie erfüllen eine Beratungsfunktion für den Bürger. Das Internet leistet dies nicht.“ Mit der Teilnahme an der Plakatkampagne wolle man die Menschen in den Orten für das Thema sensibilisieren.
Für einen wichtigen Baustein hält Verbandssprecherin Förster auch die im vergangenen Jahr durch die Apothekerverbände Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen zusammen mit dem Apothekenrechenzentrum Darmstadt entwickelte digitale Rezeptsammelstelle. Im Gegensatz zu den vielfach auf dem Lande vorhandenen traditionellen Rezeptsammelbriefkästen biete die digitale Version den Vorteil, dass Rezepte deutlich schneller bearbeitet und die Arzneimittel an die Patienten ausgeliefert würden.
Verordnungen fotografieren
Ein weiteres Hilfsmittel zur Sicherung der ländlichen Versorgung mit Arzneimitteln stellt laut Förster die App Apojet dar, die ebenfalls in Kooperation des HAV und des Apothekenrechenzentrums Darmstadt entwickelt worden sei. Dabei könnten Patienten durch das Scannen eines Barcodes mit ihrem Smartphone ihre Stammapotheke festlegen, an die Vorbestellungen übermittelt werden sollen. Erhalten sie eine Verordnung, könnten sie diese mit ihrem Smart Phone fotografieren und an ihre Stammapotheke übermitteln. Auch Text- und Sprachnachrichten könnten gesendet werden. Die Apotheke antworte umgehend, wann das Arzneimittel abgeholt oder, im Bedarfsfall, nach Hause gebracht werden könne. Die Patienten profitierten so von einer schnelleren Versorgung mit ihren benötigten Arzneimitteln.
Eine Ursache für die Tatsache, dass sich viele Jung-Apotheker nicht mehr selbstständig machen wollen, kann aber auch der Verband nicht beheben – die ordnungspolitischen Rahmenbedingungen. „Es fehlt an Planungssicherheit“, so Förster in der HNA. Durch das Urteil des Europäischen Gerichtshofes aus dem Jahr 2016 zu Rx-Boni seien unfaire Wettbewerbsbedingungen zu Lasten der öffentlichen Präsenzapotheken entstanden. Auch die Unklarheit, wie sich die Vergütung in der Zukunft entwickeln wird, spiele eine Rolle, so die Sprecherin.
1 Kommentar
Einwohnerzahl Stadt Kassel
von Joachim Schulz am 26.02.2019 um 13:26 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.