Interview Karl-Josef Laumann (Teil 2)

„Die Apothekenzahl ist von untergeordneter Bedeutung“

Berlin - 28.02.2019, 17:50 Uhr

NRW-Gesundheitsminister ist in seinem Bundesland mit sinkenden Apothekenzahlen konfrontiert. Sieht der MInister ein Versorgungsproblem? Teil 2 des DAZ.online-Interviews. (s / Foto: Imago)

NRW-Gesundheitsminister ist in seinem Bundesland mit sinkenden Apothekenzahlen konfrontiert. Sieht der MInister ein Versorgungsproblem? Teil 2 des DAZ.online-Interviews. (s / Foto: Imago)


Laumann: Arzneimittelautomaten lehne ich ab

DAZ.online: Was kann das Land NRW tun, um jungen Apothekern die Niederlassungen in ländlichen Regionen attraktiv zu machen, um somit ein weiteres Absinken der Apothekenzahlen zu verhindern?

Laumann: Wie bereits gesagt kommt es beim Erhalt der flächendeckenden Versorgung nicht auf die Anzahl der Apotheken an, sondern auf die Verteilung. Seit geraumer Zeit kämpfe ich dafür, dass wieder mehr Ärzte ihre Praxen im ländlichen Raum eröffnen. Nordrhein-Westfalen ist das erste Bundesland, das die Landarztquote bekommt. Was heißt das: Überall dort, wo zu wenig Fachärzte und -ärztinnen für Allgemeinmedizin für die Versorgung der Menschen in Nordrhein-Westfalen zur Verfügung stehen, verpflichten sich die Teilnehmer der Landarztquote, nach Studium und Ausbildung ihre ärztliche Tätigkeit in ländlichen Gebieten auszuüben. Hierdurch entsteht auch für Apotheken im ländlichen Raum eine wirtschaftliche Grundlage. Finanzielle „Ansiedlungshilfen“ für Apotheken halte ich weder für nachhaltig noch für zielführend.

DAZ.online: Was halten Sie von alternativen Versorgungsformen? Video-Pharmazie? Arzneimittel-Abgabeautomaten? Dann gab es ja auch immer wieder Vorschläge, bürokratische Hürden für Landapotheken zu senken, um solche Niederlassungen attraktiver zu machen. Beispielsweise könnte man die Rezeptur weglassen…

Laumann: Der Apothekerberuf wird sich vor dem Hintergrund der Digitalisierung – wie andere Bereiche des Gesundheitswesens auch – wandeln. Die sich in diesem Zusammenhang ergebenden Möglichkeiten können die Apotheke vor Ort unterstützen, ihren gesetzlichen Versorgungsauftrag zu erfüllen. Etwa durch eine bessere Vernetzung von Ärzten und Apothekern. Anderen Entwicklungen gegenüber bin ich skeptisch: Aus meiner Sicht muss es sich bei der Apotheke vor Ort stets um eine vollversorgende Apotheke handeln. Arzneimittelabgabeautomaten oder Arzneimittelabgabestellen lehne ich ab. Wichtig sind vor allem die persönliche Beratung und die pharmazeutischen Leistungen der Apotheken.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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