- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Linz: Arzneimittelabhä...
Niedersächsischer Apothekertag
Linz: Arzneimittelabhängigkeiten fallen im Versandhandel schwerer auf!
Im Kampf gegen den oft unerkannten Medikamentenmissbrauch kommt Apothekern eine wichtige Rolle zu. Das hat Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz auf dem Niedersächsischen Apothekertag am vergangenen Wochenende betont. Linz erklärte, in der Apotheke könne eine eventuelle Abhängigkeit leichter auffallen als im Versandhandel. Die Versender könnten der Problematik somit sogar Vorschub leisten, meint die Kammerpräsidentin.
Beim Niedersächsischen Apothekertag am vergangenen Wochenende in Hannover war die Sucht nach Schlaf- und Schmerzmitteln ein Thema. In Deutschland gelten laut Kammer etwa 600.000 Menschen als abhängig von Opiaten, weitere 1,2 bis 1,5 Millionen als abhängig von Benzodiazepinen. Nach Angaben der ABDA steht die Arzneimittelabhängigkeit damit bundesweit auf Platz zwei, nach Tabak, aber noch vor Alkohol.
Medikamentenmissbrauch lasse sich meist nur bei Stammkunden erkennen, räumte Linz ein. „Die beste Chance hat man, wenn man ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinen Kunden hat und auf sensible Art mit ihnen sprechen kann“, sagte die Kammerpräsidentin der Deutschen Presse-Agentur. Gerade im ländlichen Raum sei die Bindung zur Apotheke vor Ort sehr groß. 75 bis 80 Prozent der Kunden gehen der Kammerpräsidentin zufolge nur zu einer Apotheke. Bei dem heiklen Thema seien kommunikative Fähigkeiten gefragt. „Hier sollte es ausreichend spezielle Fortbildungen geben.“ Apotheker könnten Abhängigkeiten zwar nicht therapieren. „Aber wir können Türöffner sein und auf Hilfsangebote hinweisen.“
Linz: Weitere Arzneimittel vom Versand ausschließen
Sollten Menschen, die unter einer solchen Sucht leiden, regelmäßig bei Versendern bestellen, ist dies gefährlich, meint Linz. Denn: Wenn Süchtige bei verschiedenen Versandhändlern bestellten, falle dies niemandem auf: „Man muss die Frage stellen, ob nicht der Versandhandel Medikamentenmissbrauch Vorschub leisten kann.“ Die Kammerpräsidentin forderte daher, dass noch mehr Arzneimittel vom Versandhandel ausgeschlossen werden. Zur Erklärung. Schon jetzt dürfen die Versender einige Präparate nicht anbieten. Dazu gehören: Betäubungsmittel laut BtM-Gesetz; Medikamente, für die ein T-Rezept erforderlich ist; Notfall-Kontrazeptiva („Pille danach“) sowie Medikamente für lebensmittelliefernde Tiere.
Linz wies zudem darauf hin, dass auch rezeptfreie Schlaf- und Schmerzmittel sowie Nasensprays abhängig machen können. Laut ABDA nehmen 5 bis 8 Prozent aller Kopfschmerz-Patienten Arzneimittel in zu hoher Dosis. Diese könnten wiederum Kopfschmerzen auslösen, erklärte die Kammerpräsidentin. „Hier ist genauso wie bei den Nasensprays Aufklärung nötig. So ist es bei einer Abhängigkeit ratsam, zunächst auf niedriger dosierte Sprays für Kinder und dann auf Meersalz-Sprays umzustellen.“
Studie: Insbesondere Frauen über 40 betroffen
Studien zufolge entwickeln Frauen über 40 Jahren besonders häufig Arzneimittelabhängigkeiten. Diese liegen vor, wenn die Einnahme einer bestimmten Menge an Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln notwendig sei, um sich wohlzufühlen oder Belastungen zu bewältigen. Symptome können Zittern oder gar Halluzinationen sein. Mittel zum Schlafen oder Beruhigen einzunehmen, halten viele für harmlos. Nach einer Forsa-Umfrage wird der Missbrauch von Medikamenten von fast der Hälfte der Deutschen (43 Prozent) akzeptiert.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.