Interpharm 2019

„Pillenmüde“ – von den Nebenwirkungen der Kontrazeptiva

Stuttgart - 19.03.2019, 16:45 Uhr

Prof. Dr. Martina Düfer von der Universität Münster auf der Interpharm 2019 in Stuttgart: Sie empfiehlt vor der Abgabe oraler Kontrazeptiva auf das Vorliegen depressiver Störungen zu prüfen. (Foto: Matthias Balk)

Prof. Dr. Martina Düfer von der Universität Münster auf der Interpharm 2019 in Stuttgart: Sie empfiehlt vor der Abgabe oraler Kontrazeptiva auf das Vorliegen depressiver Störungen zu prüfen. (Foto: Matthias Balk)


Krebsrisiko in der Gesamtbilanz „neutral“

Doch auch wenn diese Nebenwirkungen den Fachinformationen und Packungsbeilagen zu entnehmen sind, die Risiken sind für eine fundierte Entscheidung (für oder gegen die Einnahme) differenziert zu betrachten. Prof. Dr. Martina Düfer wies beispielsweise darauf hin, dass das Nebenwirkungsprofil – ebenso wie der Grad des Verhütungsschutzes – maßgeblich von der Zusammensetzung und der Dosierung der oralen Kontrazeptiva abhängt. So fördern beispielsweise Ethinylestradiol und Gestagene dosisabhängig die Blutgerinnung und erhöhen das Risiko für Thromboembolien. Durch eine Dosisreduktion und den Wechsel auf Estradiol/-valerat (Zoely®, Qlaira®) kann dieser Effekt verringert werden. Unter den Gestagenen zeigen Levonorgestrel, Norethisteron und Norgestimat das geringste thromboembolische Risiko. 

Risiken differenziert betrachten

Für die Beurteilung der Risiken sollte außerdem auf bestehende Risikofaktoren geachtet werden. So ist der Einsatz von oralen Kontrazeptiva bei Thromboembolien in der Vorgeschichte, Diabetes mellitus mit Gefäßschäden, schwerer Hypertonie, Migräne mit neurologischen Symptomen sowie bei Raucherinnen über 35 Jahren kontraindiziert. Patientinnen mit bestehender Hypertonie, Diabetes mellitus, Migräne, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Raucherrinnen sollten daher bei der Auswahl der Präparate Levonorgestrel den Vorzug geben.

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Für die Beurteilung des Krebsrisikos unter Einnahme der Pille verwies Düfer auf aktuelle Studienergebnisse: Demnach steigt zwar das Risiko für Mamma- und Zervixkarzinome, das Risiko für Endometrium- und Ovarialkarzinome nimmt dagegen jedoch ab. Somit sei die Gesamtbilanz laut Düfer „neutral“. Als Konsequenz empfiehlt sie, besorgten Patientinnen hormonfreie Alternativen aufzuzeigen. Für alle anderen Patientinnen ohne erhöhtes Brustkrebsrisiko sei die Einnahme jedoch als unkritisch zu betrachten. 



Nadine Sprecher, Apothekerin, Redakteurin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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