Pläne der Bundesapothekerkammer

Diese pharmazeutischen Dienstleistungen könnten es werden

Berlin - 02.04.2019, 17:45 Uhr

Bald soll es in Apotheken vergütete pharmazeutische Dienstleistungen geben. Aber welche könnten das sein? Erste Pläne der Bundesapothekerkammer dazu liegen nun vor. (Foto: imago)

Bald soll es in Apotheken vergütete pharmazeutische Dienstleistungen geben. Aber welche könnten das sein? Erste Pläne der Bundesapothekerkammer dazu liegen nun vor. (Foto: imago)


Medikationsanalysen, Pflegebedürftige, Screenings

  1. Medikationsanalysen. Die ABDA hatte 2014 bereits ein „Grundsatzpapier zur Medikationsanalyse und zum Medikationsmanagement“ veröffentlicht. Auf dieser Basis soll diskutiert worden sein. Konkret peilt die BAK an, die sogenannte „Medikationsanalyse 2a“ als Leistung der Politik vorzuschlagen. Dabei geht es um eine erweiterte Analyse, an deren Ende ein Patientengespräch steht. Der Apotheker kann dabei zunächst einen sogenannten Brown-Bag-Check durchführen, bei dem der Patient alle Präparate (auch OTC!) in die Apotheke bringt. Der Apotheker führt die Analyse durch und bietet dem Patienten ein abschließendes Gespräch an, in dem er auf eventuelle Wechselwirkungen, Interaktionen, Doppelmedikation oder andere Probleme eingeht.

  2. Arzneimittelberatung bei Pflegebedürftigen. Die BAK will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wohl auch anbieten, ambulante Pflegedienste zu entlasten. Konkret wurde in der vergangenen Woche darüber diskutiert, ob und wie Apotheker Pflegebedürftigen und an die eigene Wohnung gebundenen Patienten mit der Arzneimitteltherapie helfen können. Auch hier soll es um Medikationsanalysen gehen: Bei einem ersten Hausbesuch könnte die pharmazeutische Fachkraft den Brown-Bag-Check vornehmen, die Analyse würde dann in der Apotheke erfolgen und das Beratungsgespräch wieder im Zuhause des Patienten. Ebenfalls helfen könnten Apotheker beim Stellen der Medikamente.

  3. Screenings. In vielen Ländern ist das bereits geübte Praxis, auch in einigen Apotheken hierzulande werden einige Tests bereits angeboten, aber eben nicht vergütet: Apotheker messen den Blutzucker, überprüfen den Blutdruck oder führen Streptokokken-Tests durch. Die BAK soll auch diese Versorgungsvariante vorgestellt haben.

DAZ.online hat auch bei der ABDA nach den Ergebnissen des Werkstattgesprächs nachgefragt. Ein Sprecher wollte zwar nichts Konkretes verraten, bestätigte aber beispielsweise, dass die Medikationsanalyse eine zentrale Rolle spielen werde. Wörtlich erklärte der ABDA-Sprecher:


Die ABDA arbeitet schon seit Jahren an der Definition von pharmazeutischen Dienstleistungen. Ein Element dieses Prozesses ist das Grundsatzpapier zur Medikationsanalyse und zum Medikationsmanagement aus dem Jahr 2014. Auch bei dem Werkstattgespräch der Bundesapothekerkammer ging es um pharmazeutische Dienstleistungen, die durch die Apotheke erbracht werden könnten. Aber bei einem Werkstattgespräch werden keine Beschlüsse gefällt, es gibt daher keine formalen Festlegungen. Vielmehr ist das Werkstattgespräch Teil eines kontinuierlichen Prozesses, bei dem wir uns mit pharmazeutischen Dienstleistungen beschäftigen. Klar ist aber, dass eine Dienstleistung ganz vorne mit dabei ist: die Medikationsanalyse. Konkrete Vorschläge für Dienstleistungen legen wir auf den Tisch, wenn wir wissen, wie die gesetzliche Grundlage dafür ausgestaltet wird.“

ABDA-Sprecher




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7 Kommentare

WhatsApp aus der „Braunen Tüte“ ...

von Christian Timme am 02.04.2019 um 23:07 Uhr

Wenn die BAK jetzt noch mal 37 Jahre für die Digitalversion benötigt ... wird alles gut ... versprochen.

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Falsche Reihenfolge.

von Reinhard Rodiger am 02.04.2019 um 21:47 Uhr

Solange die heutige Leistung politisch missbraucht d.h. nicht angemessen anerkannt wird, ist das Anbieten von Leistungen ohne wirtschaftliche Fundierung eine Aufforderung zum Untergang. Überall sind solche Vorhaben gedeckelt und dienen kapitalgestützter Verdrängung. Es liegt doch auf der Hand, dass zuerst der Nutzen durch bereits durchgeführte Tätigkeiten
gesehen werden muss bevor er durch einige Elitetätigkeiten
nachgewiesen werden kann.Elite deswegen,weil offensichtlich ist, dass breitflächige Finanzierung gar nicht vorgesehen ist. Vielmehr nutzt die Politik die falsche Reihenfolge schamlos aus. Der Handel ist eben immer erpressbar, besonders von den eigenen Leuten. Die erhöhen die Grundkosten und möchten das das steigern.Destruktives Druckmittel sind Selektivverträge.
Ohne ein nachvollziehbares KONZEPT auf Basis wirtschaftlicher Tragfähigkeit wird die Politik weiter mit uns spielen. Sie wird ja auch dazu eingeladen.

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Brown bag ...

von gabriela aures am 02.04.2019 um 20:59 Uhr

....heißt ZWEI Gesprächstermine mit dem Patienten/Kunden oder Angehörigen PLUS Analyse nebst evtl. Rücksprachen mit den Ärzten.

Aufwand sicher nicht unter 2 Stunden - was wird die BAK fordern ?
Mit großem Glück wird "Kostendeckung" angestrebt, von "Verdienst" war ja nie die Rede. Und überhaupt ist das so ein Seelenbalsam, da KANN/DARF man ja gar nicht an den schnöden Mammon denken !

Auf auf - heilberuflich in die Miesen !

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Leistungen

von Anita Peter am 02.04.2019 um 19:35 Uhr

Wie wäre es, wenn mit dem Geld jetzt erstmal die ganzen Leistungen vergütet werden, die wir umsonst erbringen?

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Vergütung für Mehrarbeit auf oder unter Selbstkosten?

von Andreas Grünebaum am 02.04.2019 um 18:34 Uhr

Dieses Zitat spricht schon Bände: "Und wie hoch müsste die Vergütung sein, um diesen zeitlichen „Verlust“ wettzumachen?"

Es geht doch nicht um eine Vergütung von zusätzlichen Kosten, sondern um einen Mehrertrag für die Apotheke und deren Inhaber. Alleine schon der Personalaufwand für einen "Brown-Bag-Chek" ist unabsehbar. Wenn die zu "checkende" Person auch noch hohen Konversationsbedarf hat, kann das schon mal eine halbe Stunde dauern. Dazu noch der enorme zeitliche Aufwand bei einer Beratung am Krankenbett. Da landen wir selbst bei Beratung durch eine PTA ohne weiteren Ertrag der Apotheke locker bei 17 (Inhouse bei 30 Minuten Taktung) bis 36 (vor Ort) Euro Brutto pro Beratung. Davon erhielte die Apotheke Netto nach Abzug MwSt. 14,30 bzw. 30,25 Euro als Vergütung, ohne dass ein Beitrag für den Apothekenbetrieb und Unternehmerlohn erbracht wurde.
Es ist nicht weiter schwer auszurechnen, dass ein Gesundheitsfond für diese Leistung mit wenigstens einer Milliarde Euro auszustatten wäre, um dies auch nur einem Teil der Versicherten flächendeckend anbieten zu können.

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AW: Vergütung für Mehrarbeit auf oder

von gabriela aures am 02.04.2019 um 21:09 Uhr

Dazu hat ja Reinhard Herzog bereits vor ca. 6-7 Jahren eine Modellrechnung aufgestellt . Mittlerweile dürften die Kosten natürlich noch höher liegen.
Die Kassen werden es niemals zahlen und die ABDA wird die Kosten sowieso niemals als Minimalstforderung anerkennen .
Hat ja keiner von "den Guten"(=Offiziellen) ausgerechnet .

Den Offizin-Alltag nicht aufsprengen, niedrigschwellige Leistungen anbieten

von Armin Spychalski am 02.04.2019 um 18:28 Uhr

Guter Ansatz, bitte weiterverfolgen! Hausbesuche sind für kleine und Kleinst-Apotheken sicher nicht praktikabel. Brown bag Reviews sind ne feine Sache, wenn wir einen Wartebereich für die Offizinkunden einführen. Moment, der Herr Chefapotheker muss noch sein Anamnesegespräch beenden. Kunden, die wie Patienten beim Arzt, WARTEN (ein böses Wort!) - ein Traum..

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