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Trotz hoher Zufriedenheitswerte
AOK: Wozu brauchen Apotheken mehr Geld?
In einer AOK-Versorgungsstudie, über die DAZ.online derzeit exklusiv berichtet, schneiden die Apotheker mit den besten Zufriedenheitswerten aller ambulanten Einrichtungen ab. Der AOK-Bundesverband leitet daraus Forderungen ab, die den Apothekenmarkt deutlich verändern würden. Verbandschef Martin Litsch fordert Lockerungen am Fremd- und Mehrbesitzverbot und stellt mit Blick auf die geplante Apotheken-Reform die Frage, warum Apotheker mehr Geld bekommen sollen.
Die AOK hat kürzlich neue Zahlen aus der Versorgungsstudie „Stadt. Land. Gesund.“ veröffentlicht. Dazu hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag des AOK-Bundesverbandes rund 2000 Bundesbürger unter anderem zu deren Zufriedenheit mit den einzelnen ambulanten Versorgungs- und Gesundheitseinrichtungen befragt. Die Apotheken zeigen bei den Fragen zur Zufriedenheit die besten Werte: 93 Prozent der Befragten sind entweder „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“, dahinter folgen Einkaufsmöglichkeiten (83 Prozent) und die hausärztliche Versorgung (79 Prozent). In Großstädten (94 Prozent) ist die Zufriedenheit mit den Apotheken etwas höher als in kleinen Ortschaften (89 Prozent). Auch bei der Frage, ob eine Verschlechterung in der Versorgung zu erkennen ist, schneiden die Apotheken besser ab als manch andere Institution. Nur 7 Prozent sehen eine Verschlechterung.
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Trotzdem sieht Martin Litsch, Chef des AOK-Bundesverbandes, erheblichen Änderungsbedarf im Apothekenmarkt. „Demographischer Wandel und Fachkräftemangel erfordern auch in der Arzneimittelversorgung strukturelle Veränderungen, damit die Zufriedenheit so hoch bleibt wie bisher.“ Voraussetzung für die langfristige Sicherung einer gut erreichbaren Versorgung sei eine „Weiterentwicklung und Flexibilisierung der Betriebsformen von Apotheken“. Hierzu gehörten auch mobile Angebote, Apotheken ohne Vorhaltung eines eigenen Labors, Abgabeterminals für Arzneimittel mit Teleberatung und größere Filialverbünde mit Arbeitsbedingungen, die auch den Apothekernachwuchs ansprechen. Auch der Versandhandel zähle dazu. Litsch weiter: „Die Apothekenlandschaft kann eine Umstrukturierung vertragen. Es ist schade, dass die Koalition diese Chance zur Weiterentwicklung ein weiteres Mal verstreichen lässt.“
Litsch: Koalition kauft sich vom Rx-Versandverbot frei
Doch damit noch nicht genug. Litsch nutzt die Gelegenheit auch, um mit den Plänen der Großen Koalition zu einer Apotheken-Reform hart ins Gericht zu gehen. Zwar begrüßt der AOK-Bundesverband, dass die Apotheker von einer Erhöhung der Notdienstpauschale profitieren sollen, „denn das stärkt das Engagement und die Versorgung in strukturschwachen Gebieten“, so Litsch. Allerdings sei ihm „völlig unklar“, warum die Apotheker für pharmazeutische Dienstleistungen eine neue Honorar-Komponente von etwa 100 Millionen Euro erhalten sollen. „Für diesen zusätzlichen Vergütungstopf steht die Höhe bereits fest. Auch, dass die Apotheker die Mittel selbst verteilen dürfen. Dagegen muss das zu lösende Versorgungsproblem erst noch erfunden werden.“ Warum die Politik überhaupt eine Honorar-Erhöhung für die Apotheker vorsieht, dafür hat Litsch eine Theorie parat: „Es ist auch klar, dass sich die Koalition mit diesem Klientelgeschenk vom Versprechen des Versandhandelsverbots freikauft.“
Eigentlich müsste die AOK den Wert der Apotheker kennen
Dabei müsste Litsch die Kompetenz der Apotheker in der Primärversorgung eigentlich gut kennen: Denn die AOKen in den Bundesländern betreiben bereits heute einige regionale Arzneimittel-Projekte, bei denen die Kompetenzen der Pharmazeuten zum Einsatz kommen. Zwei Beispiele sind die AOK Plus, die mit Apothekern und Ärzten das Versorgungsmodell ARMIN betreibt, bei dem die Heilberufler gemeinsam ein Medikationsmanagement anbieten und digital miteinander kommunizieren. Ein weiteres Beispiel ist ein Beratungsmodell für AOK-versicherte Schwangere in Niedersachsen.
In seiner Mitteilung mit dem Namen „Wozu mehr Geld für Apotheker“ weist Litsch auch auf diese Projekte hin: „In solchen, auf die regionalen Bedarfe abgestimmten Vereinbarungen kann es sinnvoll sein, ergänzende pharmazeutische Dienstleistungen festzulegen.“ Allerdings: „Die im Eckpunktepapier vorgesehenen Verhandlungen auf Bundesebene laufen dagegen auf eine unspezifische und intransparente Gießkannenfinanzierung hinaus, mit der die Versorgung nicht verbessert wird.“
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Litsch thematisiert auch die Pläne der Großen Koalition zur Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit. Zur Erinnerung: Union und SPD wollen das Rx-Boni-Verbot im SGB V und im Rahmenvertrag festschreiben. Zuvor hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) noch einen Boni-Deckel bei 2,50 Euro geplant. „Diese weitere Verschärfung ist auf Druck der Apothekerlobby zustande gekommen und aus europarechtlicher Perspektive noch anfälliger. Wir halten es für hochwahrscheinlich, dass die Regelung weitere Klagen und damit eine Neubefassung durch den Europäischen Gerichtshof provoziert. Durch die trickreiche Einbindung von Regelungen der Arzneimittelpreisverordnung ins Sozialgesetzbuch wird sich das kaum verhindern lassen.“
Für den seit Jahren andauernden Konflikt mit den Versandhändlern hat der AOK-Chef kein Verständnis. „Alle Analysen und Statistiken zeigen, dass die Rede vom akuten Apothekensterben eine Chimäre ist. Und der Versandhandel ist auch nicht die Ursache dafür, dass es einige Apotheken schwerer haben als andere.“ In diesem Zusammenhang verweist der Verbandschef auf das Honorargutachten des Bundeswirtschaftsministeriums, aus dem hervorgeht, dass im Apothekenwesen „über eine Milliarde Euro“ eingespart werden könnte.
12 Kommentare
Unqulifizierte Äußerung von Herrn Litsch
von Andreas Schmidt am 03.04.2019 um 19:09 Uhr
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AW: Unqulifizierte Äußerung von Herrn
von Heiko Barz am 04.04.2019 um 11:14 Uhr
Wozu mehr Geld?
von Wolf am 03.04.2019 um 16:14 Uhr
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Betriebskosten steigen JEDES Jahr incl. Personalkosten
von Armin Spychalski am 03.04.2019 um 15:42 Uhr
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AOK: Wozu brauchen Apotheken mehr Geld?
von Stefan Haydn am 03.04.2019 um 14:36 Uhr
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Die Antwort ist (eigentlich) nicht so schwer
von Christoph Gulde am 03.04.2019 um 11:37 Uhr
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AW: Die Antwort ist (eigentlich) nicht so
von Cornelius Zink am 03.04.2019 um 12:53 Uhr
2 Möglichkeiten
von Hubert Kaps am 03.04.2019 um 11:11 Uhr
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Mehr Geld
von Anita Peter am 03.04.2019 um 10:49 Uhr
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.........
von Christian Springob am 03.04.2019 um 9:34 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: .........
von Heiko Barz am 04.04.2019 um 11:28 Uhr
AllesOhneKohle geht nur mit uns ... AOK
von Christian Timme am 03.04.2019 um 8:26 Uhr
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