Interview Dietrich Monstadt (CDU)

„Viele Apotheker haben kein Verständnis für das Agieren der Standesspitze“

Berlin - 05.04.2019, 17:50 Uhr

Der CDU-Politiker Dietrich Monstadt wundert sich, dass die ABDA das Rx-Versandverbot fallen lässt. (Foto: imago)

Der CDU-Politiker Dietrich Monstadt wundert sich, dass die ABDA das Rx-Versandverbot fallen lässt. (Foto: imago)


Monstadt: Wir haben lange um das Rx-Versandverbot gerungen

DAZ.online: Nun ist es ja so, dass der Gesundheitsminister aus ihrer Partei gleich zu verstehen gab, dass es das Verbot mit ihm nicht gebe. Die ABDA hat vielleicht auch nur reagiert und ist dem Minister entgegen gekommen …

Monstadt: Das kann schon sein. Allerdings ist die Gesetzgebung nicht allein Aufgabe des Ministers, sondern immer das Ergebnis eines demokratischen Prozesses innerhalb der regierungstragenden Fraktionen. Und in meiner Fraktion gab es bis zuletzt auch eine Unterstützung für das Verbot. Ich möchte daran erinnern, dass wir das Verbot im Koalitionsvertrag vereinbart haben, darum haben wir lange gerungen. Im Übrigen habe ich das Gefühl, dass auch die Apotheker nicht komplett hinter dieser Meinung stehen.

DAZ.online: Was meinen Sie damit?

Monstadt: Ich spreche viel mit den Apothekern in meiner Region. Einige von Ihnen waren auch auf dem Protestmarsch in Berlin. Und von ihnen höre ich eigentlich nur, dass sie kein Verständnis für das Agieren ihrer Standesspitze haben. Sie alle haben wie ich den Eindruck, dass nur das Rx-Versandverbot die kleinen Apotheken vor Ort schützt, weil genau die als erstes unter den Umsatzrückgängen leiden.

„Vielleicht müssen die Apotheker eine andere Standesvertretung wählen“

DAZ.online: Was sagen Sie diesen Apothekern?

Monstadt: Dass sie selbst diese Standesführung gewählt haben. Ich kann Ihnen nur den Rat geben, sich selbst standespolitisch zu engagieren und bei Ihren Standesvertretern gegebenenfalls das nächste Mal eine andere Wahl zu treffen.

DAZ.online: Wie beurteilen Sie denn die nun gefundene Lösung, also das geplante Apotheken-Paket?

Monstadt: Was die Versorgung betrifft, werde ich mir das intensiv anschauen. Ich frage mich beispielsweise, wie man das Rx-Boni-Verbot, wenn es im SGB V steht, gegenüber den EU-Versendern durchsetzen will? Man sagt mir, das werde unter der Androhung von Nicht-Erstattung durchgesetzt. Aber werden sich die Versender daran halten? Ich weiß es nicht. Ich habe immer noch die große Besorgnis, dass wir ohne das Rx-Versandverbot keinen wirklichen Zugriff auf die EU-Versender bekommen.

DAZ.online: Gibt es auch Konsequenzen für die Zusammenarbeit mit der ABDA?

Monstadt: Ich akzeptiere es, dass sich die Apotheker umentschieden haben und trage die nun gefundene Lösung jetzt mit.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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11 Kommentare

Totgesagte leben länger

von Sargnagel am 08.04.2019 um 9:40 Uhr

Gestorben ist in der Apothekerschaft gar nichts, aber auch rein gar nichts!! Wir kämpfen für das RxVV und dies im Sinne aller Patienten und des gesamten Berufsstandes für eine Vor-Ort-Versorgung und zum Erhalt zigtausender Arbeitsplätze. Es gibt nur einen Weg und der steht schwarz auf weiß im Koalitionsvertrag !

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AW: Totgesagte leben länger

von Heiko Barz am 08.04.2019 um 18:16 Uhr

Es ist alles richtig, was Sie sagen. Warum aber Spahn den Koalitionsvertrag missachtet und damit wie schon geschrieben alle CDU Wähler ( zumindest die apothekenbezogenen ) hintergangen hat, ist leider bei seiner Vita zu vordergründig. Dass aber seine Parteigenossen, beim Wissen dieser Umstände, diesen unbremsbaren Karrierewilden nicht in dessen Schranken weisen können, zeigt deren aller politische Unfähigkeit.
Ich habe da aber einen anderen Verdacht. Vielleicht wollen sich, hauptsächlich die „Junge Garde“, nicht mit einem - möglichen Kanzler - verderben hinsichtlich eventueller zukünftiger Pöstchenvergabe. Bei aller demokratischen Illusion so wurde leider schon immer politisch korrumpiert.
Was ist nur damit los, was wir als Demokratie verstehen. Nur weil wir nicht schreiend, mit Schildern bewaffnet, Trillerpfeifen nutzend und Gelbwesten behangenen in Massen vor irgendwelchen Ämtern unseren Unmut bekunden, sind wir noch lange keine unmündigen und zu vernachlässigenden Bürger dritter Wahl!
Wahl, ach ja, hat sich eigentlich der CDU Europa Kandidat Manni Weber schon mal zu der Versandhandelproblematik geäußert? Muß er dabei nicht auch die holländischen konservativen Kräfte berücksichtigen?
Die Seite hake ich also schon mal ab!
Vielleicht sollte man einmal die Meinung von Herrn Mc Allister in Erfahrung bringen.

"Die Betroffenen?"

von Dirk Krüger am 08.04.2019 um 9:15 Uhr

Lieber Herr Rohrer,
Sie schreiben: "Das Rx-Versandverbot lebt nicht mehr – weder in der Politik noch in der Apothekerschaft."
Wer ist "die Apothekerschaft"? Die ABDA ist nicht "die Apothekerschaft", sondern ihre Berufsvertretung, über deren Legitimation und Agieren hier an dieser Stelle schon viele Kolleg*innen geschrieben haben.
Herr Monstadt sagt: "Die Betroffenen werden schon am besten wissen, was sie brauchen und was nicht."
Dass er die Meinung der ABDA als diejenige der gesamten Apothekerschaft versteht, ist aus seiner Sicht logisch. Nur: sie ist falsch. Die ABDA "Mitglieder"versammlung hat mit ihrer 180-Grad-Wende m.E. den größten Fehler in der jüngeren Vergangenheit begangen. Zu Recht löst dies Unverständnis und Kopfschütteln bei den Politikern aus, die sich, so wie "meine" MdB auf Grund intensiver Gespräche für ein Rx-VV eingesetzt haben.

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Apotheker verstehen Politiker - inzwischen zu gut

von Dr. Dr. Georg Engel am 07.04.2019 um 20:32 Uhr

Leider ist das RxVV mit der augenblicklichen Regierung nicht umzusetzen. Sie hätte seit 2016 Zeit genug dazu gehabt. Im Bundestag gab in den vergangenen zwei Jahren es zwei Abstimmungen für ein RxVV, einmal von "Der Linken" und einmal von der "Alternative für Deutschland" initiiert. Ich kann mich nicht erinnern, dass Herr Monstadt für diese Anträge votiert hat, sondern wohl nicht seinem Gewissen (?) sondern der Fraktionsdisziplin gefolgt ist. Obwohl der Abgeordnete an Weisung ja nicht gebunden sein soll. Die CDU war wohl mal für ein RxVV, aber sie lässt sich auch hier von der SPD am Nasenring durch die Manege führen.

Zur ABDA: Wie lange kann man ein Ziel verfolgen, dass offensichtlich unrealistisch ist? Spahn hat auf der ABDA MV gesagt, dass er, falls er das RxVV umsetzen sollte, für gar nichts anderes mehr Kraft habe. Für Dienstleistungen in Apotheken schon gar nicht. 20.000 Tote jährlich durch Arzneimittelzwischenfälle sind also nicht wichtig. Die Politik verhandelt nicht mit uns.

Herr Monstadt schiebt uns in seinem Interview den schwarzen Peter zu. Das sollten wir uns nicht gefallen lassen und uns nicht auseinanderdividieren lassen. Es liegt nicht an der ABDA, dass es bislang kein RxVV gibt, sondern am Unwillen oder der Unfähigkeit der Regierungskoalition ein RxVV umzusetzen. Herr Monstadt hat Recht: Wir haben die Wahl, demnächst am 26. Mai und dann im Herbst. Sie haben am Tag mehr Kontakte zu Wählern als ein Politiker in seinem ganzen Leben. Nutzen Sie sie.

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Was interessiert mich mein Geschwätz..

von Thomas Kerlag am 07.04.2019 um 18:53 Uhr

Jetzt sind also die Apotheker Mitschuld!
Der macht's sich einfach.
Wie kann Spahn im Alleingang den Koalitionsvertrag missachten.
Ist seine Partei im Sinne von Verträgen wählbar, oder ein Karnevalsverein

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Wen warum wählen

von ratatosk am 07.04.2019 um 9:53 Uhr

Man muß nicht mit der Standesvertretung zufrieden sein, bin es auch nicht, aber eigentlich bräuchten wir Parteien, Abgeordnete und Minister die vertrauenswürdig sind, Da Herr Spahn den eigenen Koalitionsvertrag zum RX Versand gebrochen hat, wurden alle Wähler betrogen ! die in Hinsicht auf dieses Versprechen die CDU gewählt haben, Punkt. Spahn ist auch nicht an der SPD oder der Juristerei gescheitert, was was anderes wäre, er hat einfach mit dem Bruch der Vertrages und Erpressung gearbeitet. CDU als Partei für Recht und Gesetz, Vertrauen, das war einmal. Daß danach Alternativen auftraten war klar und von ihm gewollt, denn dann konnte er ja auch noch sagen, daß die ABDA eh nicht einig sei. Geschickt, aber schäbig, einer seriösen Regierung nicht nötig. Die Niederländer können die deutsche Dummheit und ihr Glück immer noch nicht fassen, Der saudisches Staatsfond hat sich ebenfalls, oh Wunder , durchgesetzt.

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ABDA

von Anita Peter am 05.04.2019 um 18:44 Uhr

Die ABDA ist genauso demokratisch legitimiert wie der EU Kommission.
Und er hat völlig Recht, der größte Sargnagel ist unsere Standesvertratung selbst.

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AW: Zitate ?

von Dr. Ralf Schabik am 05.04.2019 um 23:42 Uhr

Ich glaube, Sie verbiegen die Äußerungen von Herrn Monstadt ganz gewaltig: Weder verwendet er im vorliegenden Text das Wort "Sargnagel", noch ist es sachlich zutreffend, dass die ABDA der größte selbige ist. Bei aller noch so berechtigten Verärgerung über bestimmte Punkte innerhalb der ABDA ist es vollkommen kontraproduktiv, in Foren derartigen Unsinn zu schreiben. Zumal Herr Monstadt ja ganz anders zitiert wird: "Ich kann Ihnen nur den Rat geben, sich selbst standespolitisch zu engagieren und bei Ihren Standesvertretern gegebenenfalls das nächste Mal eine andere Wahl zu treffen.". Schade, dass so viele KollegInnen ihr Engagement mehr an der Tastatur als in den Gremien zum Ausdruck bringen !
Schade übrigens auch, dass es der Apothekerschaft nicht gelingt, ein einheitliches "Wording" zu gebrauchen. Die Leier von "weil genau die als erstes unter den Umsatzrückgängen leiden" ist nämlich in mehrerlei Hinsicht zu kurz gesprungen und sollte eben NICHT in Gesprächen mit Politikern gebraucht werden.
Ich bin sehr froh, dass es Politiker wie Herrn Monstadt und etliche MdB speziell innerhalb der CSU gibt. Aber in Gesprächen räumen auch diese MdB unumwunden ein, dass die Durchsetzung eines RxVV kein Selbstläufer wird und das Risiko der Apothekerschaft, hinterher mit leeren Händen dazustehen, sehr gross ist. Vielleicht viel zu gross ?
Sehr schön beschreibt er "das Ergebnis eines demokratischen Prozesses innerhalb der regierungstragenden Fraktionen". Das Ergebnis kann durchaus deutlich schlechter sein als das, was aktuell auf dem Tisch liegt.

AW: Wer die eigenen „Sargnägel“ hegt und pflegt ...

von Christian Timme am 06.04.2019 um 0:18 Uhr

bekommt auch eine „Dauer-Beerdigung“ dafür ...

AW: Wahl?

von Reinhard Rodiger am 06.04.2019 um 12:23 Uhr

@ Dr Rolf Schabik

Ich kann die ABDA nicht wählen.Sie wird mir vorgesetzt.Das Zustandekommen ist so demokratisch, dass niemand eine echte Chance bekommt.Wie in der Politik.Die Plätze sind gesetzt.Gerade deshalb kann ich dem Treiben nicht umkommentiert zusehen.Es ist schon eigenartig genug, solche Foren benutzen zu müssen, ums überhaupt ( vielleicht) gehört zu werden.Antworten habe ich bei direkter Frage nie bekommen.Es ist doch durchsichtig genug, dass die ABDA eine Politik für die 20-30% der Apotheken macht, die nach ihrer Meinung überlebenswürdig sind.Das Rx-.VV ist eine andere Ausdrucksform für die Sicherung einer breit gefächerten Versorgung, die durch konzernstützende Massnahmen torpediert wird.So ist doch auch die Politik der BAK (Kiefer) überdeutlich, die Apotheken in absehbar defizitäre Tätigkeiten zu treiben.Wie auch in den "Stuttgarter Gesprächen" geäussert wurde, sollen ruhig die verschwinden, die "nicht genug" leisten.Nach den wirtschaftlichen Daten, die meisten.
All das sind Sargnägel- bewusst geschmiedet.Schon vor mehr als 10 Jahren wurde gesagt: 50% sind zuviel.

Also ist dies kein Unsinn, sondern die Beschreibung bitterer Tatsachen.Kontraproduktiv ist das Wegsehen, wie ein Beruf systematisch demontiert wird.Unter demontieren verstehe ich auch das Fehlen sachlicher Unterfütterung des Umfelds und nicht erfolgende Konkretisierung des Nutzens wie das Quantifizieren heutiger Leistungen ( Minderung der Arztkosten,
Fehlervermeidung etc ).

Es ist traurig genug, darauf hingewiesen zu werden, dass die Unterstützung der Führung gänzlich fehlt.Es ist gut, dass das Thema angesprochen wird.
Auch, wenn das RxVV nur ein Symbol für fehlende Unterstützung geworden ist.

Selbstgewähltes Schicksal?

von Rolf Lachenmaier am 05.04.2019 um 18:21 Uhr

zur Info für Hrn. Monstadt: die ABDA ist ein Verband der Verbände. Dieses Konstrukt kann kein Apothekerlein direkt "wählen", obwohl dieses Konstrukt von sich selbst behauptet, es sei die demokratischste Vereinigung aller Vereinigungen. Aber bald ist ja auch das neue ABDA-Häuschen fertig, dann kann Herr Monstadt "vor Ort" nachfragen, wie das denn so mit der Demokratie bei der ABDA bestellt ist.

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