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Interview Dietrich Monstadt (CDU)
„Viele Apotheker haben kein Verständnis für das Agieren der Standesspitze“
Das Rx-Versandverbot lebt nicht mehr – weder in der Politik noch in der Apothekerschaft. Nachdem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) klarstellte, dass es ein Verbot mit ihm nicht gebe, ist auch die ABDA per einstimmigen Beschluss davon abgerückt. In der Unionsfraktion gab es aber bis zuletzt Unterstützer für das Rx-Versandverbot, einer von ihnen ist der CDU-Bundestagsabgeordnete Dietrich Monstadt. Im Interview mit DAZ.online lässt er erkennen, dass er sich über die Entscheidung der Apotheker sehr wundert.
Bis zuletzt hatten viele Politiker aus CDU und CSU für das Rx-Versandverbot gekämpft. Nachdem es den Unionsparteien gelungen war, das Verbot in den Koalitionsvertrag schreiben zu lassen, fühlten sich viele schon auf der sicheren Seite. Doch dann kam Jens Spahn. Der neue Bundesgesundheitsminister stellte schnell klar, dass er das Verbot aus juristischen und politischen Gründen nicht wolle. In einem Kompromiss mit seiner eigenen Fraktion entstand schließlich die jetzt vorliegende Lösung: Der Rx-Versand bleibt erhalten, dafür soll im SGB V aber ein striktes Rx-Boni-Verbot für alle Marktteilnehmer festgehalten werden.
Auch die ABDA sah diesen Politikwechsel und setzte neue Prioritäten: Am 17. Januar beschloss die Mitgliederversammlung, dass man das Rx-Versandverbot hinten anstellen würde, wenn es der Koalition gelingt, die Gleichpreisigkeit wiederherzustellen. Auch der Gesamtvorstand beschloss zuletzt einstimmig, dass man mit der Koalition weiter gemeinsam an dem neuen Reform-Paket arbeiten wolle – ohne das Rx-Versandverbot zu fordern.
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Monstadt kämpfte vehement für das Verbot
Einer der Politiker, die das Verbot am vehementesten einforderten, ist Dietrich Monstadt. Der CDU-Politiker kommt aus einer der Gegenden Deutschlands, über die man spricht, wenn es um Themen wie Ärztemangel, Abstände zur nächsten Apotheke oder Internet-Anbindung geht. Flächenmäßig ist sein Wahlkreis Schwerin-Ludwigslust-Parchim-Nordwestmecklenburg einer der größten in Deutschland. Im Interview mit DAZ.online lässt Monstadt nun erkennen, dass er mit dem Politikwechsel bei der ABDA nicht nur zufrieden ist.
DAZ.online: Herr Monstadt, Sie kommen aus einer sehr ländlichen Gegend in Mecklenburg-Vorpommern. Sie haben sich in den vergangenen Monaten für den Erhalt der Apotheke vor Ort stark gemacht und forderten das Rx-Versandverbot. Nun ist nicht nur die Politik, sondern auch die ABDA, von diesem Vorschlag abgerückt. Fühlen Sie sich allein gelassen von den Apothekern?
Monstadt: Von allein gelassen kann man nicht sprechen. Auch in meiner Partei und in der CSU sehe ich viele Kollegen, die weiterhin davon überzeugt sind, dass man die Apotheke vor Ort am besten mit dem Rx-Versandverbot schützen kann. Aber ich sehe auch, dass es sich bei der ABDA um einen einstimmigen Beschluss handelte, vom Rx-Versandverbot abzurücken. Deswegen werde ich nicht weiter darum kämpfen. Die Betroffenen werden schon am besten wissen, was sie brauchen und was nicht.
Monstadt: Wir haben lange um das Rx-Versandverbot gerungen
DAZ.online: Nun ist es ja so, dass der Gesundheitsminister aus ihrer Partei gleich zu verstehen gab, dass es das Verbot mit ihm nicht gebe. Die ABDA hat vielleicht auch nur reagiert und ist dem Minister entgegen gekommen …
Monstadt: Das kann schon sein. Allerdings ist die Gesetzgebung nicht allein Aufgabe des Ministers, sondern immer das Ergebnis eines demokratischen Prozesses innerhalb der regierungstragenden Fraktionen. Und in meiner Fraktion gab es bis zuletzt auch eine Unterstützung für das Verbot. Ich möchte daran erinnern, dass wir das Verbot im Koalitionsvertrag vereinbart haben, darum haben wir lange gerungen. Im Übrigen habe ich das Gefühl, dass auch die Apotheker nicht komplett hinter dieser Meinung stehen.
DAZ.online: Was meinen Sie damit?
Monstadt: Ich spreche viel mit den Apothekern in meiner Region. Einige von Ihnen waren auch auf dem Protestmarsch in Berlin. Und von ihnen höre ich eigentlich nur, dass sie kein Verständnis für das Agieren ihrer Standesspitze haben. Sie alle haben wie ich den Eindruck, dass nur das Rx-Versandverbot die kleinen Apotheken vor Ort schützt, weil genau die als erstes unter den Umsatzrückgängen leiden.
„Vielleicht müssen die Apotheker eine andere Standesvertretung wählen“
DAZ.online: Was sagen Sie diesen Apothekern?
Monstadt: Dass sie selbst diese Standesführung gewählt haben. Ich kann Ihnen nur den Rat geben, sich selbst standespolitisch zu engagieren und bei Ihren Standesvertretern gegebenenfalls das nächste Mal eine andere Wahl zu treffen.
DAZ.online: Wie beurteilen Sie denn die nun gefundene Lösung, also das geplante Apotheken-Paket?
Monstadt: Was die Versorgung betrifft, werde ich mir das intensiv anschauen. Ich frage mich beispielsweise, wie man das Rx-Boni-Verbot, wenn es im SGB V steht, gegenüber den EU-Versendern durchsetzen will? Man sagt mir, das werde unter der Androhung von Nicht-Erstattung durchgesetzt. Aber werden sich die Versender daran halten? Ich weiß es nicht. Ich habe immer noch die große Besorgnis, dass wir ohne das Rx-Versandverbot keinen wirklichen Zugriff auf die EU-Versender bekommen.
DAZ.online: Gibt es auch Konsequenzen für die Zusammenarbeit mit der ABDA?
Monstadt: Ich akzeptiere es, dass sich die Apotheker umentschieden haben und trage die nun gefundene Lösung jetzt mit.
11 Kommentare
Totgesagte leben länger
von Sargnagel am 08.04.2019 um 9:40 Uhr
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AW: Totgesagte leben länger
von Heiko Barz am 08.04.2019 um 18:16 Uhr
"Die Betroffenen?"
von Dirk Krüger am 08.04.2019 um 9:15 Uhr
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von Dr. Dr. Georg Engel am 07.04.2019 um 20:32 Uhr
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Was interessiert mich mein Geschwätz..
von Thomas Kerlag am 07.04.2019 um 18:53 Uhr
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Wen warum wählen
von ratatosk am 07.04.2019 um 9:53 Uhr
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von Anita Peter am 05.04.2019 um 18:44 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
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