Mega-Plattform „Univiva“

Apobank plant „Amazon für Fort- und Weiterbildungen“

Frankfurt - 08.04.2019, 14:45 Uhr

Ulrich Sommer, Chef der Apobank, plant „ein Amazon für Fort- und Weiterbildungen“. ( r / Foto: Apobank)

Ulrich Sommer, Chef der Apobank, plant „ein Amazon für Fort- und Weiterbildungen“. ( r / Foto: Apobank)


Die deutsche Apotheker- und Ärztebank hat Großes vor im Gesundheitsmarkt: Ihre neu errichtete Tochtergesellschaft, die Naontek AG, soll in den nächsten Jahren eine Mega-Plattform für die Heilberufe in Deutschland auf die Beine stellen. „Wir planen ein Amazon für Fort- und Weiterbildungen“, verkündete Vorstandsvorsitzender Ulrich Sommer am heutigen Montag in Frankfurt. Doch das sei nur der erste Schritt. Öffentlich soll das Projekt im kommenden Juni werden. Zahlreiche Anbieter – darunter Standesorganisationen und die Privatwirtschaft – hätten bereits Interesse angemeldet.

Wenn es um private und geschäftliche Finanzierungsfragen geht, vertrauen viele Apotheker und Ärzte seit mehr als 100 Jahren auf ihre Standesbank, die Deutsche Apotheker- und Ärztebank. Mittlerweile haben sich die Geschäftsfelder jedoch deutlich erweitert: Die Apobank sieht sich nicht nur als klassischer Kreditgeber und Anbieter weiterer Geldgeschäfte, sondern auch als „Experte im Gesundheitsmarkt“ über ihren Kundenkreis hinaus.

Ulrich Sommer, seit 2017 Vorstandsvorsitzender der Bank, machte beim heutigen Bilanzpressegespräch in Frankfurt deutlich: „Auf lange Sicht wollen wir ein zentraler Spieler im Ökosystem Gesundheitsmarkt werden. Wir wollen den Markt mitgestalten.“ Es sollen neue Lösungen für Heilberufler entwickelt und so die Leistungsfähigkeit des Gesundheitsmarktes garantiert werden. Dass sich diese Ankündigung auch in konkretem Engagement niederschlägt, zeigte Sommer wenig später auf. So sei eine Gesellschaft gegründet worden, die neue Geschäftsmodelle für Heilberufler entwickeln und umsetzen soll. Die Naontek AG besteht aktuell aus einem halben Dutzend Mitarbeitern, die in den nächsten Jahren eine Mega-Plattform launchen und stetig ausbauen sollen.

Das All-inclusive-Pakt für Fortbildungen

Die Plattform mit dem Namen „Univiva“ richtet sich an die rund 450.000 Apobank-Kunden und weitere Ärzte sowie Apotheker in Deutschland. Zunächst sollen sich die Aktivitäten in den nächsten Monaten darauf fokussieren, Fort- und Weiterbildungen für die Heilberufler anzubieten. Sommer spricht davon, dass die Mitglieder der Plattform alles rund um die angebotenen Veranstaltungen buchen und organisieren können: Von der Anreise, über die Hotelübernachtung bis hin zur Verwaltung der Fortbildungspunkte. „Unsere Plattform soll als zentrale Anlaufstelle und unabhängiger Vermittler von Produkten und Dienstleistungen dienen“, so Sommer.

Perspektive:  Alles, was Heilberufler für den Job brauchen, auf einer Plattform

Damit macht der Apobank-Chef deutlich, um welche Größenordnung es ihm geht: „Sie kennen Amazon. Wir planen so etwas für den Gesundheitsmarkt.“ Die Bank will mit ihrer Mega-Plattform zwischen Gesundheitsunternehmen, Standesorganisationen, anderen Anbietern einerseits und den Heilberufen andererseits vermitteln. „Wir stellen uns vor, dass die Plattform einmal ein ‚One-Stop-Shop‘ wird.“ Fort- und Weiterbildungen seien ausdrücklich nur der erste Schritt. „Perspektivisch sollen Heilberufler alles, was sie für ihren Job brauchen, auf dieser Plattform finden.“ So gehe es auch um die Vernetzung der Heilberufe, Personalgewinnung, Steuerberatung oder die Apotheken- und Praxisvermittlung.

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Mehrere Millionen Euro investiert 

Investiert hat die Apobank einen siebenstelligen Betrag. Auf Nachfrage gab Sommer an, dass ähnliche Projekte mit zwei bis drei Millionen Euro zu Buche schlagen würden. Eine betriebswirtschaftliche Betrachtung im Detail sei noch nicht erfolgt. Man rechne mit Gewinnen ab dem dritten bis fünften Jahr nach dem Launch. Erster Geschäftsführer ist Dr. Christian Wiermann, der bisher Prokurist und Bereichsleiter Unternehmensorganisation bei der Apobank war.

„Wir generieren Erträge über die Tochtergesellschaft, wir schaffen Mehrwerte für die Heilberufler und stärken damit unsere Kundenbeziehungen“, fasste Sommer das Projekt zusammen. Erstmals öffentlich soll „Univiva“ im kommenden Juni werden – interessanterweise also zeitgleich mit dem angekündigten Start der „Initiative ProAvO“.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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3 Kommentare

All inklusive.

von Dr. Wittine am 16.01.2020 um 16:27 Uhr

Einschliesslich betruegerischer Immobilienvermittlungen. Diese Bank ist mafioes.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Bei Amazon denke ich...

von Rainer W. am 08.04.2019 um 15:17 Uhr

... an Datenkrake, Sicherheitslöcher, Zerstörung des Einzelhandels, Steuertricks, Anreize für Quantität statt Qualität, Fake-Bewertungen, intransparente Geschäftspraktiken und Rücksichtslosigkeit den Geschäftspartnern gegenüber. Ach ja, und Quasimonopol.

Ich hoffe, dass das nicht gemeint war. Wenn man Ziele definiert sollte man sich schon genau überlegen wie man sie formuliert und nicht nur mit Buzzwords um sich werfen. Sie könnten in Erfüllung gehen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Gedankenübertragung

von J. M. L. am 09.04.2019 um 12:51 Uhr

Dem ist nichts hinzuzufügen, hervorragend formuliert !

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