DAV-Wirtschaftsforum 2019

Trotz Schließungen: Weniger Gewinn für die übrigen Apotheken

Berlin - 09.05.2019, 07:00 Uhr

Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin
Ökonomie bei der ABDA, stellte auf dem DAV-Wirtschaftsforum in Berlin die aktuellen Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Apotheken vor. (m / Foto: DAZ.online)

Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin Ökonomie bei der ABDA, stellte auf dem DAV-Wirtschaftsforum in Berlin die aktuellen Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Apotheken vor. (m / Foto: DAZ.online)


Schafft es Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit seinen Reformplänen die wirtschaftliche Situation der Apotheken in Deutschland zu verbessern und so die flächendeckende Versorgung aufrechtzuerhalten? In ihrem Apothekenwirtschaftsbericht erläuterten Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin Ökonomie, und Dr. Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales, wie es um die Betriebsstätten aktuell steht und was die ambitionierten Gesetzesinitiativen des Ministers im Gesundheitsmarkt verändern können.

Nur noch 19.337 Betriebsstätten: Zum 31. März 2019 erreichte die Anzahl der Apotheken in Deutschland einen neuen Tiefstand. Im Vergleich zum Vorjahresquartal und gemessen am Trend der vergangenen Jahre machte die ABDA-Geschäftsführerin für Ökonomie, Claudia Korf, deutlich: „Wenn nichts passiert, geht es so weiter, aber beschleunigt.“ 

Apothekenmarkt: Götterdämmerung oder Abendsonne?

Passieren wird sicher etwas unter dem amtierenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Offen bleibt jedoch, welche Folgen sich für das Apothekenwesen ergeben. Beim 56. Wirtschaftsforum des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) wird derzeit über die aktuellen Gesetzesinitiativen aus dem Ministerium intensiv referiert und diskutiert. Claudia Korf, die den Gesundheitsmarkt schon lange vor ihrer Zeit bei der ABDA aus dem Kassenlager heraus analysierte, zeigte sich vom Engagement Spahns sichtlich beeindruckt: „Der haut alles raus, was in den Schubladen des Ministeriums seit zehn Jahren geschlummert hat.“

Ob Pflege, Prävention oder Krankenkassenmarkt – vieles könnten die Gesetzesinitiativen von Spahn verändern, wenn sie denn die parlamentarische Reise überstehen. Für die Apotheker könnte der Entwurf des Gesetzes zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken Götterdämmerung oder Abendsonne bedeuten, brachte es Korf auf den Punkt. Tatsache ist, dass in den letzten zehn Jahren die Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen immer weiter gestiegen sind (2008: 163 Mrd. Euro, 2018: 241 Mrd. Euro), doch der Anteil des Apothekenhonorars an den GKV-Ausgaben immer kleiner wurde (2008: 2,6 Prozent, 2018: 2,2 Prozent).

OTC-Absatz wird immer weniger

Im vergangenen Jahr gaben die Apotheken in Deutschland 1,363 Mrd. Packungen ab, 2017 waren es noch 10 Millionen mehr. Anteilsmäßig machen Rx-Präparate rund 54 Prozent und OTC-Produkte rund 46 Prozent aus. Vor fünf Jahren waren die Anteile noch nahezu äquivalent. „OTC geht zunehmend an den öffentlichen Apotheken vorbei“, fasste Korf die Entwicklung zusammen. Daher sei es wichtig, dass die Vor-Ort-Apotheken im Bereich der Versorgung mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln ökonomisch gestärkt werden müssten. Durchschnittlich würden 81 Prozent des Umsatzes einer Apotheke vom GKV-Markt abhängen (Gesamtumsatz: 50,76 Mrd. Euro). 

Versandhandel: Rx abnehmend, OTC deutlich zunehmend

Wie üblich im Apothekenwirtschaftsbericht präsentierte Korf auch die Entwicklungen in der Versandhandelsbranche. Im Vergleich zum Vorjahr sank 2018 der Absatz (-0,9 Prozent) und Umsatz (-1,6 Prozent) mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Der Marktanteil liegt absatzbezogen bei 1,1 Prozent. Der Versandhandel mit OTC-Präparaten und Nichtarzneimitteln hingegen konnte sich 2018 dagegen deutlich weiterentwickeln mit 5,5 Prozent mehr im Absatz und 8,1 Prozent im Umsatz. Aktuell macht der Marktanteil absatzbezogen 13,6 Prozent aus (umsatzbezogen: 17,7 Prozent).

Apothekenbetriebsergebnis im Abwärtstrend

Rund 2,4 Millionen Euro setzten die Apotheken 2018 durchschnittlich um, führte Dr. Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales, in seinen Vortrag ein. Etwa 61 Prozent der Apotheken liegen unter dem Durchschnittswert. Auch, wenn der Umsatz seit Jahren steigt: Auf das Betriebsergebnis der übrigen Apotheken hat die Verlagerung kaum Einfluss.

So müssen rund 76 Prozent des Netto-Umsatzes für den Wareneinsatz aufgebracht werden. Während die sonstigen steuerlich abzugsfähigen Kosten seit Jahren abnehmen, stagnieren die Personalkosten seit mehr als 15 Jahren zwischen zehn und elf Prozent des Umsatzes (2018: 10,7 Prozent). Gemessen am Rohgewinn betrug der Personalkostenanteil 2018 rund 45 Prozent. Das Betriebsergebnis lag 2017 bei durchschnittlich 143.885 Euro, das entspricht genau 6 Prozent des Netto-Umsatzes. Seit Jahren stellt dies einen Abwärtstrend dar.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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