Lesen Sie das gesamte Interview sowie den Schwerpunkt zum Thema Katastrophenpharmazie in der aktuellen DAZ Nr. 22
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Flächendeckende Versorgung
THW-Präsident: „Apotheken sind Leuchttürme“
THW-Präsident Albrecht Broemme erklärt im aktuellen DAZ-Interview, dass er das Netz aus den noch rund 19.000 Apotheken in Deutschland nicht missen möchte: „Sie sind die letzte zivile Bastion, die Tag und Nacht für die Bevölkerung bereitsteht.“ Am liebsten würde er die Apotheker sogar viel intensiver in den Bevölkerungsschutz einbinden und hat sich dazu auch schon mit der ABDA ausgetauscht.
November 2005: Heftige Schneefälle lassen vor allem das Münsterland und das Bergische Land sowie Teile des Ruhrgebietes in ein Schneechaos stürzen. Unter der Schneelast und durch den Sturm knicken Strommasten um. Wichtige Verkehrswege werden unpassierbar. Viele Orte sind tagelang von der Versorgung abgeschnitten, zeitweise sind mehr als 250.000 Menschen betroffen.
Für Albrecht Broemme, der seit rund 50 Jahren ehren- und hauptamtlich im Bevölkerungsschutz aktiv ist, gehören solche Szenarien nicht nur zu Übungen und Planspielen, sondern sind zur Realität des 21. Jahrhunderts geworden. Der Klimawandel sorgt mittlerweile auch in Deutschland dafür, dass es fast in jedem Jahr zu Extremwetterlagen kommt. So sind es im Sommer vor allem die Hochwasser, die dazu führen, dass ganze Städte und Regionen verwüstet und von der Außenwelt zeitweise abgeschnitten werden.
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„Apotheken – eine der wenigen Institutionen, die Rund-um-die-Uhr-Dienst leisten “
Broemme, der seit 1992 die Berliner Feuerwehr leitete und 2006 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zum Präsidenten des Technischen Hilfswerks ernannt wurde, ist ein ausgewiesener Experte im Bereich Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Das THW ist eine Bundesanstalt, die über rund 80.000 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in 668 Ortsverbänden verfügt.
Broemmes Denken hört aber nicht an Organisationsgrenzen auf. Auch die Apotheken hat er bereits in Augenschein genommen: „Die Apotheken sind eine der wenigen Institutionen, die mit ihrem gesamten Versorgungsauftrag einen Rund-um-die-Uhr-Dienst leisten – ähnlich wie bei der Polizei oder der Feuerwehr.“
Bei einem Parlamentarischen Frühstück ist er vor kurzem mit dem Vorsitzenden des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) Fritz Becker in Kontakt gekommen. Später gab es auch einen informellen Austausch mit der ABDA-Geschäftsführerin für Pharmazie Dr. Christiane Eckert-Lill. Im Interview mit der DAZ verrät er: „Meine Idee ist nämlich, die rund 19.000 Apotheken in Deutschland noch viel offensiver in die Planungen des Katastrophenschutzes einzubinden. Sie sollen einen Leuchtturmcharakter erhalten.“
Warum der „Leuchtturm“-Status für Apotheken?
„Der Begriff ‚Leuchtturm‘“, erklärt der THW-Präsident, „wird verwendet für Einrichtungen die auch bei einem totalen Blackout noch über elektrischen Strom und weitere Infrastruktur verfügen. Die Bevölkerung kann dort Hilfe und Auskünfte erhalten.“ Wie wichtig die Vorbereitung auf solche Ereignisse ist, zeigt auch die Eingruppierung der Apotheken in den Bereich der kritischen Infrastrukturen (KRITIS) durch das Bundesinnenministerium. Auch sehen einige Kammergesetze entsprechende Verpflichtungen vor, dass die Apotheken ihre Personalsituation an die Katastrophenschutzbehörden melden sollen.
Was das konkret bedeutet, will er jetzt noch nicht definieren: „Den Apotheken soll nicht etwas Neues mit aller Gewalt übergestülpt werden, was sie am Schluss noch mehr belastet oder aufgrund mangelnder Kenntnisse und Ressourcen gar nicht leisten können.“ Broemme hat sich darüber auch schon mit dem Präsidenten des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Christoph Unger, ausgetauscht. „Er findet die Idee wunderbar, in einem ersten Aufschlag zunächst einmal die Bedeutung der Apotheke um die Ecke hervorzuheben.“
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„Gesetzgeber muss die flächendeckende Versorgung permanent am Laufen halten“
Wichtig sei es, so Broemme, dass man als Gesetzgeber Strukturen und die flächendeckende Versorgung permanent am Laufen halte. „Es ist teurer und aufwendiger, solche Institutionen im Bedarfsfall wieder hochzufahren“, macht er am Beispiel der Hilfskrankenhäuser deutlich. „Es gibt noch über 19.000 Apotheken in Deutschland und damit ein Netz von Institutionen und Anlaufstellen, die für die Bevölkerung im Katastrophenfall einen wichtigen Mehrwert darstellen können.“
Der THW-Präsident will das Bewusstsein in der unmittelbaren Nachbarschaft einer jeden Apotheke schärfen. „Dieser Leuchtturmcharakter muss weiter ausgebaut werden und in der Politik verankert sein“, sagt er im Interview der aktuellen DAZ. Ende des Jahres wird Albrecht Broemme in den Ruhestand gehen, bis dahin möchte er das Thema und die Gespräche mit der Standesvertretung weiter forcieren.
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1 Kommentar
Es muß schon ein Katastrophen-Manager den Wert der Deutschen Apotheke Vor Ortin als „Leuchtturmprojekt“ in den Fokus bringen.
von Heiko Barz am 31.05.2019 um 12:23 Uhr
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