Gastkommentar

Gewitterluft bei der Gleichpreisigkeit

Lilienthal/Ebermannstadt - 14.06.2019, 14:00 Uhr

Die beiden Apotheker Christian Redmann und Uwe Hansmann sind in einer Diskussion über das Apotheken-Stärkungsgesetz auf eine interessante Formulierung im Perspektivpapier 2030 der ABDA gestoßen. (s / Foto: imago images / Ralph Peters)

Die beiden Apotheker Christian Redmann und Uwe Hansmann sind in einer Diskussion über das Apotheken-Stärkungsgesetz auf eine interessante Formulierung im Perspektivpapier 2030 der ABDA gestoßen. (s / Foto: imago images / Ralph Peters)


Perspektivpapier: Einheitliche Gebührenordnung

Sehr würdig wurde es als Ergebnis eines „aufwändigen, basisdemokratischen Verfahrens“ mit „Online-Befragungen, Länder-Arbeitsgruppen, einem bundesweiten Konvent“ der Apothekerschaft präsentiert. Ein geradezu revolutionärer und durch die Beteiligung von 4000 Apotheken neuartiger Akt beruflicher Selbst(mit-)bestimmung. 

Christian Redmann (li.) und Uwe Hansmann. (Fotos: privat)

Apotheke 2030 - Perspektiven zur pharmazeutischen Versorgung in Deutschland, so der Titel. Für jedermann nachlesbar im Internet. Und nachgelesen haben wir in der Tat. Nicht etwa, weil wir meinten uns damit aus dem eigenen Unwohlsein und dem derzeitigen politisch-pharmazeutischen Starkregen befreien zu können, sondern um mal zu schauen, ob denn da nicht doch was für uns gutes, brauchbares und argumentativ politisch zu verwendendes Material zu finden ist.

Sie ahnen es schon wieder? Richtig: Wir sind in der Tat fündig geworden. Wie immer kommt auch hier, im Perspektivpapier der ABDA, das Beste zum Schluss. Es steht unter den Stichwörtern „Qualität und Wirtschaftlichkeit“ ganz am Ende des Papiers.


29.) Die öffentliche Apotheke ist ein vom Apotheker als persönlich haftendem Inhaber geführtes Unternehmen. Auch in der unternehmerischen Freiheit bleibt er stets dem heilberuflichen Versorgungsauftrag und dem Gemeinwohl verpflichtet. Zugleich ist er für die Sicherheit der Arbeitsplätze in der Apotheke verantwortlich.
Um diesen Anspruch zu erfüllen, bedarf es angemessener inner- und außerbetrieblicher Rahmenbedingungen. Dazu gehören ein qualifizierter, leistungsgerecht entlohnter Mitarbeiterstab und eine adäquate technische Ausstattung. Grundlage dafür ist eine leistungsgerechte, dynamisierte und faire Honorierung über eine einheitliche, staatliche Vergütungsordnung. Die öffentlichen Apotheken übernehmen die Verantwortung für die Qualität und Wirtschaftlichkeit der Arzneimittelversorgung und tragen damit wesentlich zur Zukunftsfähigkeit des Gesundheitswesens bei. 

30.) Mit ihren Leistungen erhalten bzw. verbessern die öffentlichen Apotheken die Gesundheit der Patienten. Sie tragen damit zu einer deutlichen Entlastung der Sozialsysteme bei und leisten so einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung der gesellschaftlichen Herausforderungen.

Perspektivpapier ABDA 2030


Und natürlich haben Sie es jetzt auch gesehen: Es ist richtig, dass zum heilberuflichen Versorgungsauftrag, der noch dazu dem Gemeinwohl verpflichtet ist, ein qualifizierter, leistungsgerecht entlohnter Mitarbeiterstab und eine adäquate technische Ausstattung gehören. Und auch richtig ist, dass die Grundlage dafür eine leistungsgerechte, dynamisierte und faire Honorierung über eine einheitliche, staatliche Vergütungsordnung bildet. Was denn sonst? Erst – und nur wenn überhaupt – die Pflicht auskömmlich und zukunftssichernd honoriert wird und wir unserem vom Gesetzgeber übertragenen Auftrag der ordnungsgemäßen Versorgung nachkommen können, erst dann sind weiterführende Maßnahmen denkbar.

Also: Unsere Berufsvertretung hat das an dieser Stelle alles richtig beschrieben und jetzt wissen wir beide zumindest, warum uns so unwohl ist.

Deshalb unsere Bitte an die ABDA: Handelt nach euren eigenen Vorgaben im Perspektivpapier und fühlt euch weiterhin diesen Zielen, die ihr gemeinsam mit der Apothekerschaft erarbeitet habt, verpflichtet: Kehrt zurück zum Beschluss der ABDA-Mitgliederversammlung und fordert das Rx-Versandverbot!



Apotheker Dr. Christian Redmann
redaktion@daz.online


Apotheker Uwe Hansmann
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

ABDA. Abgehoben, abgestürzt und immer noch im Amt ...

von Christian Timme am 15.06.2019 um 8:01 Uhr

Was muss denn noch alles passieren um diesem Umstand ein Ende zu bereiten? Jede weiter verstreichende Stunde macht diesen Berufsstand mehr und mehr zur "willfährigen Witztruppe". Wie können noch fast 20.000 Apothekenleiter mit ihren Mitarbeitern gegenüber den eigenen Patienten und Kunden überhaupt noch die Verantwortung für diese Standesvertretung und die bereits angerichteten Schäden übernehmen?.

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Einheitliche Preise

von Dr.Diefenbach am 14.06.2019 um 18:07 Uhr

OHNE diese geht es nicht.RxVV:OHNE diese geht es auch nicht.Es ist erschreckend,dass in der 34er Gruppe da einige diesen systematisch betriebenen Aufweichungsprozess mitmachen.Insofern begrüsse ich auch den Hinweis meiner Kollegen Redmann und Hansmann.Und so fühlen sich an der Basis viele verraten!!! Genau das.Und wenn dann noch ,ob richtig oder falsch beschrieben,das ist jetzt egal,eine Nachbesserung von Bezügen für einige "OBEN"im Raum steht:WIE trampeltierhaft ist es eigentlich,das JETZT in den Raum zu stellen??Schon mal was von Fingerspitzengefühl gehört,hohes Haus??Sogar wenn es Fälle gibt,sie wurden ja genannt,die das rechtfertigen.-Ich weise an dieser Stelle auch darauf hin,dass die ersten KK ein Minus vermelden.Was soll da in den Verhandlungen herauskommen.?Und was nervt:Diese permanente Ankündigung dass man gerne eine "Vergütung für Dienstleistungen" anstrebt und mit dem Minister bereden will.WAS sind denn das für Zahlen?! Herr Kiefer,Dieses globale Gerede um Unkonkretes-es ist unerhört!!-Es sollte ja derartige Werte auch geben.Aber so bleibt es für die meisten Glaskugelverhalten.DAFÜR dürfen wir demnächst wieder Haushalte abstimmen,beschliessen,ablehnen.Nie war die Führung so weit weg von der Basis.Und die Verfasser des Briefes von oben sind bestimmt keine Revoluzzer.Ich frage mich jeden Tag,wie taub Berliner Ohren geworden zu sein scheinen,wie vernagelt man ist und WO einmal wieder eine Botschaft vom Kollegen Schmidt bleibt.Irgendwie wird .je mehr Kollegen sich im Netz artikulieren,das Trutzburgverhalten stets intensiver.

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Anmerkung

von Hubert Kaps am 14.06.2019 um 15:07 Uhr

Wenn unsere Führung in Berlin ihre Aufgabe tatsächlich als Interessensvertretung der Apotheker begreifen würde, wäre es politisch richtig, zum alten RxVV zurückzukehren. Denn eine Interessensvertretung verhandelt nicht, sondern stellt in erster Linie Forderungen, und zwar Maximalforderungen, um für die Mitglieder das Maximum rauszuholen.(siehe z.B. Tarifverhandlungen) . Intern muss natürlich verhandelt werden, und wir hatten ja ein gewichtiges Pfund zu bieten, und zwar das Angebot an Herrn Spahn, auf die Ankündigung im Koalitionsvertrag zu verzichten.
Dafür hätte der Preis aber sehr hoch sein müssen. Eine echte Gleichpreisigkeit, die auch einer EuGH Prüfung standhält, sowie regelmäßige Honoraranpassungen.
So etwas zu verhandeln, braucht Zeit und dafür war ein Verschwiegenheitshalbjahr das geeignete Mittel.
Als danach aber erkennbar war, dass es der Minister nicht verstehen will, hätte die Führung sofort auf Distanz gehen müssen. Und nun fühlen wir uns alle irgendwie über den Tisch gezogen, jede Kammer verbreitet eine eigene Botschaft, und keiner blickt mehr durch.
Ich bin der Meinung, das aktuelle Gesetz sollte ohne die Preisaspekte eingebracht werden.
Bezahlte Dienstleistungen retten uns nicht, sondern ein modifiziertes Honorarmodell incl. regelmäßiger Anpassung. Die stetig sinkenden Apothekenzahlen in Deutschland bilden dafür den richtigen Hintergrund.
Das ließe sich auch medial optimal nützen. (Weniger Apotheke, weniger Zuneigung, weniger Betreuung.....)
Das wäre Standespolitik.
Statt dessen seit Jahren: noch können wir die Fläche.....
aber wie gesagt, nur wer im politischen Geschäft Maximalforderungen stellt, bekommt eventuell auch etwas.

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