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Ändert sich nichts an den derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Apotheken, könnte die Apothekenzahl in den nächsten zehn Jahren auf etwa 17.200 sinken. Davon geht die ABDA nach einer „rein rechnerischen Fortschreibung“ aus. Der „Focus“ hatte zuvor über eine entsprechende Studie der ABDA zur Entwicklung der Apothekenzahl berichtet. Die ABDA selbst stellt aber klar: Diese Studie gibt es nicht.
Nach dem ersten Quartal dieses Jahres lag die Apothekenzahl bei 19.337. Die Zahl der Betriebsstätten ist in den vergangenen zehn Jahren demnach also um rund 2.200 zurückgegangen. Ende 2008 hatte es noch etwa 21.600 Apotheken in Deutschland gegeben. Unter der Überschrift „Weniger Apotheken“ hat der „Focus“ am vergangenen Wochenende nun darüber berichtet, dass die ABDA eine „Studie“ vorgelegt habe, nach der sich die Apothekenzahl in den kommenden zehn Jahren um weitere 2.200 Betriebsstätten verringern könnte. Das würde den niedrigsten Stand seit 1979 bedeuten. Als Grund habe die ABDA „Nachwuchsprobleme und die Wettbewerbsnachteile gegenüber dem Versandhandel“ genannt.
Aber was ist dran an diesen Zahlen? Gibt es eine solche ABDA-Studie? Und: Auf welchen ABDA-Berechnungen beruht diese Annahme? DAZ.online hat bei ABDA-Sprecher Reiner Kern nachgefragt. Kern erklärte dazu:
Eine Studie der ABDA zur weiteren Entwicklung der Apothekenzahlen gibt es nicht. Diese Zahl, die die ABDA gegenüber dem Focus kommuniziert hat, beruht auf einer rein rechnerischen Fortschreibung der Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. Würde der Rückgang der Betriebsstätten genau so weitergehen wie in der letzten Dekade, hätten wir in zehn Jahren 2.200 Betriebsstätten weniger. Tatsächlich ist die Entwicklung natürlich nicht genau vorhersehbar. Etwaige Entwicklungen, die sich beispielsweise durch das Apotheken-Stärkungsgesetz ergeben könnten und die Zahl der Apotheken beeinflussen könnten, sind hier beispielsweise nicht eingerechnet.“
Tatsächlich ist es so, dass die Apothekenzahl zuletzt sogar deutlich schneller gesunken ist, als in den Vorjahren. Im Jahr 2018 sank die Zahl der Betriebsstätten um 1,6 Prozent beziehungsweise 325 Betriebsstätten. Das markierte den bislang stärksten Rückgang innerhalb eines Kalenderjahrs. Die Apothekendichte in Deutschland ist damit von 24 auf 23 Apotheken pro 100.000 Einwohner zurückgegangen und liegt damit nun deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 31. Zum Vergleich: Im Jahr 2017 gab es laut Angaben der ABDA in Spanien 47 Apotheken je 100.000 Einwohner.
Wie geht es den Apotheken wirtschaftlich?
Beim DAV-Wirtschaftsforum im Mai dieses Jahres machte die ABDA-Geschäftsführerin für Ökonomie, Claudia Korf, deutlich, dass sich diese Entwicklung sogar noch verschärfen könnte. „Wenn nichts passiert, geht es so weiter, aber beschleunigt“, sagte Korf. Die Wirtschaftsexpertin erklärte, dass die Entwicklung im OTC-Markt ein grundlegendes Problem für die Apotheker darstelle – OTC gehe „zunehmend an den Apotheken vorbei“, sagte sie. Deswegen sei es so wichtig, dass die Rx-Versorgung in der Apotheke gestärkt werde. Durchschnittlich würden 81 Prozent des Umsatzes einer Apotheke vom GKV-Markt abhängen (Gesamtumsatz: 50,76 Mrd. Euro).
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Aber wie ist es um die wirtschaftliche Situation der Apotheken grundsätzlich bestellt? Rund 2,4 Millionen Euro setzten die Apotheken 2018 durchschnittlich um, erklärte Dr. Eckart Bauer, Abteilungsleiter Wirtschaft und Soziales, auf dem DAV-Wirtschaftsforum im Mai. Etwa 61 Prozent der Apotheken liegen unter dem Durchschnittswert. Auch wenn der Umsatz seit Jahren steigt: Auf das Betriebsergebnis der übrigen Apotheken hat die Verlagerung kaum Einfluss. So müssen rund 76 Prozent des Netto-Umsatzes für den Wareneinsatz aufgebracht werden. Während die sonstigen steuerlich abzugsfähigen Kosten seit Jahren abnehmen, stagnieren die Personalkosten seit mehr als 15 Jahren zwischen 10 und 11 Prozent des Umsatzes (2018: 10,7 Prozent). Gemessen am Rohgewinn betrug der Personalkostenanteil 2018 rund 45 Prozent. Das Betriebsergebnis lag 2017 bei durchschnittlich 143.885 Euro, das entspricht genau 6 Prozent des Netto-Umsatzes. Seit Jahren stellt dies einen Abwärtstrend dar.
BMWi: 7.600 Apotheken sind gefährdet
Die Apothekenzahl und die wirtschaftliche Situation der Betriebsstätten war auch im Honorargutachten des Bundeswirtschaftsministeriums ein Thema. Die Agentur 2hM stellte fest, dass etwa 7.600 Apotheken-Unternehmen (Einzelapotheken oder Filialverbünde) als gefährdet einzustufen seien. Denn sie würden keinen angemessenen Unternehmerlohn von 99.000 Euro jährlich erwirtschaften. Als gefährdet werteten die Gutachter Apotheken-Unternehmen mit Umsätzen bis 2 Millionen Euro.
8 Kommentare
Sinkende Apothekenzahl
von I.Greif am 26.06.2019 um 18:57 Uhr
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Spahn liefert für die Großkonzerne
von ratatosk am 24.06.2019 um 19:06 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten
AW: Spahn liefert für die Großkonzerne
von Karl Friedrich Müller am 24.06.2019 um 21:23 Uhr
AW: Spahn liefert für die Großkonzerne
von Heiko Barz am 25.06.2019 um 12:53 Uhr
Bauchgefühle
von Reinhard Rokitta am 24.06.2019 um 18:35 Uhr
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Apothekenanzahl
von Roland Mückschel am 24.06.2019 um 15:03 Uhr
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AW: Apothekenanzahl
von A. Fischer am 24.06.2019 um 17:27 Uhr
?
von Anita Peter am 24.06.2019 um 13:50 Uhr
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