Linden (Hessen)

„Alles richtig gemacht“ – PTA rettet Kunden das Leben

Düsseldorf - 24.06.2019, 10:15 Uhr

Die PTA Ines Schaffer hatte ein waches Auge und hat einem Kunden so sein Leben gerettet. (Foto: privat)

Die PTA Ines Schaffer hatte ein waches Auge und hat einem Kunden so sein Leben gerettet. (Foto: privat)


Weil ihr die Symptome des Kunden merkwürdig vorkommen, verkauft die PTA Ines Schaffer ihrem Kunden nicht einfach nur ein Schmerzmittel, sondern ruft den Rettungsdienst. Damit rettet sie dem Mann das Leben.

„Eigentlich verstehe ich ja die ganze Aufregung nicht“, sagt Ines Schaffer. Sie habe doch nur ihren Job gemacht. „Das ist doch selbstverständlich, dass man so reagiert“, sagt sie bescheiden. Dabei hat die 50 Jahre alte PTA, die in der Goethe-Apotheke im hessischen 12.000-Einwohner-Städtchen Großen-Linden im Landkreis Gießen arbeitet, durchaus Großes geleistet. Sie hat ganz unmittelbar das Leben eines Kunden gerettet, weil sie alle Symptome richtig gedeutet hat.

Rückblick: Es ist ein Freitagabend gegen 17 Uhr als der 53 Jahre alte Matthias Czarski die Apotheke betritt. Schmerzen im Brustkorb, die in den linken Arm strahlen, quälen ihn da bereits seit dem vorherigen Abend. „Ich dachte, ich hätte mich verhoben“, erzählt er später der Gießener Allgemeinen, am Tag zuvor hatte er bei einem Umzug geholfen und schiebt die Schmerzen darauf. Ein Schmerzmittel wollte er sich daher in der Goethe-Apotheke besorgen.

„Ich hatte dann gleich ein komisches Bauchgefühl“, sagt Schaffer. Als der Mann stark schwitzend vor ihr stand und die Symptome schilderte, klingelten bei ihr die Alarmglocken. „Besonders als er auch mit dem Arm anzeigte, dass die Schmerzen aus der Herzgegend kamen. Dann habe ich gefragt, ob er vielleicht mit dem Fahrrad gekommen sei, weil er so schwitzte, aber er sagte dann, er sei mit dem Auto da.“

Enorm hohe Blutdruck-Werte

Also habe sie vorgeschlagen, vorsichtshalber mal den Blutdruck zu messen. Als das Gerät ihr dann einen Wert von 210 zu 128 angegeben habe, sei sie wirklich alarmiert gewesen. „Dann habe ich mich sicherheitshalber noch mit meinem Kollegen beraten – und dann haben wir den Rettungsdienst angerufen.“ Dem Kunden habe sie gesagt, dass sie es nicht verantworten könne, wenn er jetzt noch mit dem Auto irgendwohin führe.

Vollkommen zu Recht wie sich zeigen sollte. Noch am gleichen Abend wird der 53-Jährige operiert, Diagnose Herzinfarkt. Ein Stent wird gesetzt, mittlerweile ist der Mann aus dem Krankenhaus entlassen und wird eine Reha antreten.

„Erst als der dann im Rettungswagen saß, kamen mir dann auch ein paar Tränen“, sagt Schaffer. Die Anspannung sei dann abgefallen. „So ein brisanter Fall ist mir in 23 Jahren hier noch nicht passiert“, sagt sie. Aber rückbetrachtet ist sie froh, so reagiert zu haben. „Wohl alles richtig gemacht“, sagt sie. Das sieht auch der Kunde so, der sich später bei seiner Lebensretterin bedankt. „Der war ganz happy“, sagt die PTA glücklich.

Gutes Argument für die Apotheke vor Ort

Sicherlich werde man als Apotheke den Kontakt zu dem Kunden halten. „Ob er sich auch nochmal bei mir selber jetzt meldet, weiß ich aber nicht“, sagt sie. Und bei aller Aufregung – „Im Grunde genommen, ist eine solche Situation ja genau unser Auftrag. Den Menschen zu helfen“, sagt sie. Da habe sich das Gelernte ausgezahlt. Irgendwie vielleicht auch ein gutes Argument für die Apotheke vor Ort, meint sie mit einem Lachen. Online hätte der Kunde solche Hilfe wohl kaum erhalten können.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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