Rhön, Asklepios, Fresenius

Klinikkonzerne wollen Telemedizin-Markt erobern

Berlin - 08.07.2019, 10:15 Uhr

Der größte private Klinikbetreiber Fresenius will in den Markt der Telemedizin einsteigen. Auch die Mitbewerber Rhön und Asklepios sind schon aktiv. (s / Foto: imago images / Peters)

Der größte private Klinikbetreiber Fresenius will in den Markt der Telemedizin einsteigen. Auch die Mitbewerber Rhön und Asklepios sind schon aktiv. (s / Foto: imago images / Peters)


Große private Krankenhausbetreiber engagieren sich in Telemedizin-Projekten. Seitdem die regulatorischen Hürden für Telemedizin gefallen sind, drängen Klinikkonzerne in den Markt und treiben Diagnosen per Video, App oder Telefon voran. Fresenius, Rhön und Asklepios wetteifern um digitale Plattformen, die manchen Besuch in der Arztpraxis überflüssig machen könnten.

So kündigte Deutschlands größter Krankenhausbetreiber Fresenius eine neue Telemedizin-Plattform an. Der Dax-Konzern habe angefangen, hierzulande einen Beratungsdienst über die Gemeinschaftsfirma Helios Dialogue einzuführen, sagte Fresenius-Vorstand Francesco De Meo der Deutschen Presse-Agentur. Patienten könnten sich künftig über eine digitale Plattform einwählen und auch per Video Kontakt mit einem Arzthelfer aufnehmen, der zunächst gesundheitliche Beschwerden abfrage. Anschließend werde ihnen eine Video-Sprechstunde, der Gang in die Notfallambulanz oder zu einem nahen Facharzt empfohlen.

„Es funktioniert wie ein digitales Wartezimmer, aus dem wir nach einem international anerkannten Verfahren den weiteren medizinischen Weg weisen“, sagte De Meo. Bis Anfang 2020 soll der Service für Patienten freigeschaltet sein. Therapien über die Plattform seien nicht vorgesehen – anders als etwa bei Schlaganfällen, wo Fresenius seit Jahren Video-Schalten bei Behandlungen einsetzt.

Umfrage: 87 Prozent wollen Online-Diagnosen

Fresenius erhofft sich von Helios Dialogue, das mit dem kanadischen Start-up Dialogue entwickelt wird, effizientere Prozesse, mehr Service und gezieltere Patientenströme. Das soll auch die eigenen 86 Kliniken und 126 medizinischen Versorgungszentren in Deutschland besser auslasten. „Wenn die Leute zum Arzt kommen, hat er schon die Einschätzung aus der vorherigen Abfrage“, sagte De Meo, der bei Fresenius das Klinik-Geschäft leitet. „Und Patienten mit Beschwerden müssen nicht lange beim Facharzt im Wartezimmer sitzen, bis sie eine Diagnose bekommen oder womöglich zum nächsten Arzt geschickt werden.“

Der Deutsche Ärztetag hatte 2018 den Weg für Telemedizin geebnet, indem er das Fernbehandlungsverbot in der Muster-Berufsordnung lockerte. Nach und nach zogen im Anschluss zahlreiche Landesärztekammern nach und änderten ihre Berufsordnungen. Zuvor durften Ärzte ihnen unbekannte Patienten nur persönlich beraten. Bei vielen Verbrauchern stößt die Telemedizin auf Zustimmung: 87 Prozent unterstützen Online-Diagnosen zumindest in leichten Krankheitsfällen, heißt es in einer aktuellen Umfrage der Beratungsgesellschaft BCG unter 1000 Versicherten. Nach Einschätzung von Medizinern lässt sich demnach jeder fünfte Arztbesuch durch digitale Beratung ersetzten.



bro / dpa
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

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von ratatosk am 09.07.2019 um 8:42 Uhr

Wie bei den Apotheken !
Die Standardfälle werden abgegrast, mit dem Versand kombiniert und die normalen Praxen dürfen den Notdienst und alles was nicht hochlukraiv ist machen. Auch die Ärzte werden noch darüber weinen, daß sie , sicher in vielen Fällen eigentlich vernünftig, sich so für die Freigabe der Telemedizin eingesetzt haben. Leider werden bei uns positive Dinge eben durch die Großkonzerne ins gesellschaftlich Negative pervertiert. Leider blickt das weder das Gesundheitsministerium, noch das Amt für Kartellförderung!

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