Bayer will Zulassungserweiterung für Rivaroxaban

Xarelto für Kinder

Leverkusen / Stuttgart - 09.07.2019, 16:15 Uhr

Grund zur Freude: Bayer plant die Zulassung für Xarelto zur Behandlung von venösen Thromboembolien bei Kindern. Als kindgerechte Darreichungsform soll es Rivaroxaban dann als orale Suspension geben. ( r / Foto: Maksim Bukovski / stock.adobe.com)

Grund zur Freude: Bayer plant die Zulassung für Xarelto zur Behandlung von venösen Thromboembolien bei Kindern. Als kindgerechte Darreichungsform soll es Rivaroxaban dann als orale Suspension geben. ( r / Foto: Maksim Bukovski / stock.adobe.com)


Verblindung mit Placebo-Injektionen sei unethisch

Was sind Gründe für das Open-Label-Studiendesign? Wollte man unnötige Placebo-Injektionen an Kindern vermeiden – die bei einer Verblindung aufgrund der unterschiedlichen Applikationswege von Xarelto® (oral) und Heparinen (parenteral) erforderlich gewesen wären? Bayer erklärt: „Kinder hätten bei einer Verblindung über einen längeren Zeitraum Placebo-Injektionen erhalten müssen; das ist ethisch nicht akzeptabel“, so Richard Breum, Sprecher des Konzerns. Dass die Europäische Arzneimittel-Agentur das Studiendesign bei Prüfung der Zulassungsunterlagen kritisieren könnte, fürchtet Bayer nicht: „Eine Verblindung war nicht möglich; wichtig auch für eine mögliche Zulassung ist, dass die Endpunkte der Studie klar definiert sind und unabhängig beurteilt werden; ohne Kenntnis der Behandlung.“

Xarelto auch als orale Suspension

Laut Clinical Trials gelang es, 499 Kinder für Einstein-Jr. zu rekrutieren. Kinder unter Rivaroxaban erhielten den Wirkstoff entweder als Tablette oder als neu entwickelte orale Suspension – bislang ist eine flüssige Darreichungsform von Xarelto® nicht verfügbar, dies wäre allerdings in der geplanten pädiatrischen Indikation äußerst vorteilhaft. Die Dosierung des Antikoagulans erfolgte adjustiert an Alter und Körpergewicht der Patienten.

Mehr Blutungen unter Xarelto – aber keine schweren

Laut Bayer erlitten vier von 335 (1,2 Prozent) der mit Rivaroxaban behandelten Kinder und fünf von 165 (3 Prozent ) der Kinder unter der Standardbehandlung eine erneut auftretende venöse Thromboembolie (primärer Endpunkt). Rivaroxaban ist der Standard-Antikoagulation in dieser Indikation nicht unterlegen, Bayer hierzu: „Die Studie zeigt bei Kindern, die mit Rivaroxaban behandelt werden, das gleiche niedrige Risiko für eine erneut auftretende venöse Thromboembolie (VTE) wie beim Therapiestandard, mit niedrigem Blutungsrisiko". Denn klinisch relevante Blutungen traten bei zwar bei mehr Kindern unter Rivaroxaban auf (zehn Kinder mit Blutungen, 3 Prozent), im Vergleich zur standardbehandelten Kindergruppe (drei Kinder mit Blutungen, 1,9 Prozent). Jedoch ist nach Aussagen Bayers unter Rivaroxaban „keine schwere Blutung" aufgetreten. Bei Kindern unter Standardbehandlung erlitten zwei eine schwere Blutung.

Apixaban auch an Kindern untersucht

Dass Bayer seinen Blockbuster in weitere Indikationen einbringen will, ist verständlich. Laut einem Bericht im Handelsblatt ist Xarelto® das mit Abstand umsatzstärkste Medikament von Bayer. Dieser setzte 2018 rund 3,6 Milliarden Euro mit dem NOAK um. Wann genau der Konzern die Zulassung bei der EMA beantragt, gibt Bayer derzeit nicht bekannt. Rivaroxaban wäre das erste NOAK mit pädiatrsicher Indikation, auch wenn laut Clinical Trials auch konkurrierende Hersteller von Faktor-X-Inhibitoren ihre Präparate – Apixaban oder Edoxaban – in pädiatrischen Indikationen untersuchen oder planen, dies zu tun.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Xa Aktivität

von Dr Schweikert-Wehner am 10.07.2019 um 9:59 Uhr

Bayer sollte erst mal ein Routinemessystem für Patienten auf Faktor Xa-Aktivität entwickeln bevor es solche Real-Live-Feldversuche startet.

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