Masern-Impfstoff / GSK

Aktueller Engpass soll zukünftige vermeiden

Stuttgart - 25.07.2019, 07:00 Uhr

M-M-RVAXPRO und Varivax von MSD sind nicht die einzigen Alternativen zum aktuell fehlenden Vierfachimpfstoff von GSK. Die Versorgung mit Masern-Impfstoff ist laut den beiden Herstellerfirmen aktuell nicht gefährdet. Auch nicht angesichts der kommenden Impfpflicht. (Foto: imago images / photothek)

M-M-RVAXPRO und Varivax von MSD sind nicht die einzigen Alternativen zum aktuell fehlenden Vierfachimpfstoff von GSK. Die Versorgung mit Masern-Impfstoff ist laut den beiden Herstellerfirmen aktuell nicht gefährdet. Auch nicht angesichts der kommenden Impfpflicht. (Foto: imago images / photothek)


Am gestrigen Mittwoch geisterte eine Lieferengpass-Meldung durch die Medien: Masern-Impfstoff sei knapp. Wirklich? Nun haben Apotheken tatsächlich mehr denn je mit Lieferengpässen zu kämpfen. Aber der Masern-Impfstoff gehörte bislang nicht zu den Sorgenkindern. Wahrscheinlich hängt die mediale Berichterstattung mit der kommenden Masern-Impfpflicht zusammen – das meinen zumindest auch die beiden Impfstoffhersteller GSK und MSD. DAZ.online hat nachgefragt.

Bis voraussichtlich Oktober 2019 ist Priorix Tetra® von GSK (gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken) nicht lieferfähig. Allerdings befindet sich dieser Vierfachimpfstoff schon seit November 2018 auf der Engpassliste des Paul-Ehrlich-Instituts und gehört – trotz zahlreicher anderer Lieferengpässe – aktuell nicht zu den Sorgenkindern der Apotheken. Auch, weil es eigentlich genügend Alternativen gibt: Infrage kommen entweder der Vierfachimpfstoff Proquad® (von MSD), der wie Priorix Tetra® vor Masern, Mumps, Röteln und Varizellen schützt, oder als Ersatz die MMR-Dreifachimpfstoffe Priorix® (GSK) und M-M-RVAXPRO® (MSD). Letztere können zeitgleich mit einem Monoimpfstoff gegen Varizellen® verabreicht werden: Varilrix® (GSK) oder Varivax® (MSD). Bei Varivax® ist allerdings voraussichtlich bis September 2019 nur die 1er-Packung verfügbar.

Die Lage ist also nicht akut – doch vielleicht steckt hinter der medialen Berichterstattung die berechtigte Furcht, sie könnte sich noch verschärfen? DAZ.online hat bei MSD und GSK nachgefragt.

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So schreibt GSK an DAZ.online, dass der Grund für „die aktuelle Aufmerksamkeit in den deutschen Medien bzgl. der Verfügbarkeit von Masern-Impfstoffen augenscheinlich in dem vorliegenden Gesetztesentwurf von Herrn Spahn liegt“. MSD sieht das ähnlich.

Doch wie GSK erklärt, soll gerade der aktuelle Engpass von Priorix Tetra® letztlich dafür sorgen, dass zukünftigen Engpässen vorgebeugt wird: „Aufgrund der weltweit steigenden Nachfrage nach unseren Impfstoffen ist GSK derzeit dabei, weitere Produktionskapazitäten aufzubauen […].“

Normaler Bedarf durch GSK nicht gedeckt, MSD musste improvisieren

Bestehende Produktionslinien sollen bei GSK also den neuesten regulatorischen Erfordernissen angepasst werden. Man investiere in hohem Maße in neue Produktionsanlagen. „Leider kommt es dabei zu Verzögerungen […]“, weshalb GSK auch den normalen Bedarf am Masern-, Mumps-, Röteln-, Varizellen-(MMRV)-Impfstoff Priorix-Tetra® über einen längeren Zeitraum nicht mehr zur Verfügung stellen könne. Laut MSD muss dieser Ausfall an „normalem Bedarf“ groß sein. Denn Proquad® sei als Alternative zwar voll lieferfähig, machte bis zum Ausfall von Priorix Tetra® aber nur einen Marktanteil von ungefähr 10 Prozent aus. MSD habe den Engpass nur durch eine Umverteilung ursprünglich anders verplanter Chargen abfangen können. 

Keine Auswirkungen auf den Impfschutz in Deutschland erwartet

Etwa vier Jahre dauert der Bau einer neuen Produktionsstätte laut GSK. Zwei weitere Jahre seien in der Regel nötig bis der Herstellungsprozess validiert und die Anlage behördlich abgenommen ist: „GSK nimmt an, dass die zusätzlichen Produktionsstätten in den nächsten Jahren einsatzbereit sein werden, jedoch nicht vor Ende 2020.“ Doch auch dann ist der eigentliche Herstellungsprozess noch langwierig: 12 bis 26 Monate soll er dauern, wobei bis zu 70 Prozent der Produktionszeit in die Sicherstellung der Qualität und Konsistenz des Endprodukts in Qualitätskontrollen und Freigabetests fließen sollen.

Doch weder MSD noch GSK scheinen aktuell die Versorgung mit Masern-Impfstoff in Deutschland in Gefahr zu sehen. So werde GSK „alles daransetzen, um die Verfügbarkeit seiner MMR- und V-Impfstoffe (also als Dreifach- und Einfach-Impfstoff) in dieser Zeit sicherzustellen.“ Bislang sei kein Engpass aufgetreten:


Wir erwarten auch in Zukunft aufgrund der alternativen Impfmöglichkeiten keine signifikanten Auswirkungen auf den Impfschutz der Bevölkerung und stehen in einem engen Austausch mit den Behörden.“

GSK




Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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GSK-Impfstoff wird knapp

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Engpässe bei Impfstoffen

1 Kommentar

Masern (Solitärimpfstoff)

von Anddani am 25.07.2019 um 8:48 Uhr

Wenn bisherigen Impfgegnern die Pflicht zur Masernimpfung auferlegt wird, werden sie auch nur dieser Verpflichtung nachkommen und ihre Kinder ausschließlich gegen Masern impfen lassen. Ein Impfstoff ausschließlich zur Masernimpfung ist in Deutschland aktuell nicht verfügbar. Diskussionen in der Offizin und mit den Kostenträgern über den Import werden die Folge sein.

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