Landtagswahl in Sachsen

CDU will „räumlich flexible Apotheken“, FDP Versender mit „Notfalldienst“

Berlin - 16.08.2019, 07:00 Uhr

Der Sächsische Landtag in Dresden wird am 1. September dieses Jahres neu gewählt. Insbesondere die CDU und die FDP beschäftigen sich in ihren Wahlprogrammen mit dem Apothekenmarkt. (Foto: imago images / imagebroker)

Der Sächsische Landtag in Dresden wird am 1. September dieses Jahres neu gewählt. Insbesondere die CDU und die FDP beschäftigen sich in ihren Wahlprogrammen mit dem Apothekenmarkt. (Foto: imago images / imagebroker)


In Sachsen wird am 1. September ein neuer Landtag gewählt. Für die Apotheker im Freistaat ist interessant, dass sich insbesondere die CDU und die FDP in ihren Wahlprogrammen mit der Arzneimittelversorgung beschäftigen. Die CDU fordert die Gleichpreisigkeit und schlägt „räumlich flexible“ Apotheken vor, kann das auf Nachfrage aber nicht weiter erklären. Die FDP Sachsen, deren Mitglied ABDA-Präsident Friedemann Schmidt ist, sieht eine mögliche Lösung des Fachkräftemangels im Versandhandel – aber nur, wenn dieser „Notfalldienste“ anbiete.

Neben Brandenburg ist auch der Freistaat Sachsen am 1. September dazu aufgerufen, einen neuen Landtag zu wählen. Derzeit wird Sachsen von einer CDU/SPD-Koalition regiert, wobei die CDU schon alleine fast die Hälfte der Sitze im Dresdener Landtag kontrolliert. Dieses Bild könnte sich aber bald ändern: Glaubt man den derzeitigen Umfragen, käme die SPD nur noch auf etwa 8 Prozent (2014: 12,4 Prozent), die CDU würde auf etwa 28 Prozent absacken (2014: 39,4 Prozent). Eine Weiterführung dieser Koalition wäre somit vom Tisch.

Als einzige Partei könnten die Linken im Vergleich zu 2014 ein recht stabiles Wahlergebnis einfahren, sie liegen in den Umfragen bei etwa 17 Prozent. Die AfD könnte einen großen Sprung nach vorne machen: Von knapp 10 Prozent in 2014 auf 25 Prozent (laut Umfragen). Die Grünen waren 2014 mit 5,7 Prozent nur knapp in den Landtag eingezogen, können sich in diesem Jahr aber voraussichtlich auch über Zugewinne freuen: Sie werden derzeit bei etwa 12 Prozent gesehen.

Obwohl die Apothekenzahl in Sachsen in den vergangenen Jahren etwas langsamer gesunken ist als in anderen Bundesländern – derzeit gibt es etwa 970 Apotheken im Freistaat - , spielt das Thema der Arzneimittelversorgung auf dem Land zumindest in den Wahlprogrammen der Parteien eine Rolle. Am ausführlichsten beschäftigt sich die CDU mit dem Thema. Die Christdemokraten von Ministerpräsident Michael Kretschmer bekennen sich in ihrem Wahlprogramm zur Apotheke vor Ort, sehen aber bei der Landversorgung Verbesserungsmöglichkeiten. Wörtlich heißt es:


Wir setzen uns ein für eine bedarfsorientierte Anzahl von Apotheken, Haus- und Fachärzten in guter Erreichbarkeit für die gesamte Bevölkerung in Sachsen. Dies gilt auch für nichtärztliche Berufe im Gesundheitswesen. Hierzu schaffen wir ausreichend Ausbildungs- und Studienplätze. Wir stärken die Arzneimittelversorgung durch Apotheken vor Ort. Dazu werden wir uns für einen einheitlichen Abgabepreis und für den Aufbau digitaler Strukturen einsetzen. Für eine flächendeckende Versorgung beschreiten wir innovative Wege: zum Beispiel durch räumlich flexible Apotheken und Arztpraxen sowie durch Angebote für Patienten mit eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten.“

Wahlprogramm CDU Sachsen


CDU: Mit Apothekern gemeinsam nach Lösungen suchen

Einige Formulierungen in diesem Statement werfen allerdings Fragen auf: Was ist mit „räumlich flexiblen“ Apotheken gemeint? Ein CDU-Sprecher dazu: „Wir haben das bewusst offen gelassen, weil wir nichts vorgeben, sondern gemeinsam mit den Apothekerinnen und Apothekern nach Lösungen suchen wollen. Unser Ziel ist eine gute pharmazeutische Versorgung vor Ort. Gerade für die ländlichen Regionen, in denen es vielleicht keine Apotheke (mehr) vor Ort gibt, brauchen wir kluge Lösungen.“

DAZ.online hat auch nachgefragt, inwiefern der „Aufbau digitaler Strukturen“ im Apothekenmarkt die Versorgungslage beeinflussen soll. Der Sprecher dazu: „Wir sehen in der Digitalisierung eine große Chance für den Gesundheitsbereich, zum Beispiel durch die elektronische Rezeptübermittlung, den elektronischen Medikationsplan oder die digitale Patientenakte. Unser Ziel ist es, den Verwaltungsaufwand zu senken und die Versorgung zu verbessern. Uns ist bewusst, dass neue Modelle wie Apothekenbusse oder Apotheken, die nicht die ganze Woche geöffnet haben, nach der derzeitigen Rechtlage nicht möglich sind. Umso wichtiger ist es uns, gemeinsam mit den Apothekern und Apothekerinnen in Sachsen an klugen Lösungen zu arbeiten.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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6 Kommentare

FDP

von Uwe Hansmann am 17.08.2019 um 9:42 Uhr

Ein Trauerspiel, mit welcher Dreistigkeit die permanent um die Geringfügigkeitsgrenze scharwenzelnde, pseudoliberale Parolen posaunende Vereinigung FDP - ist das noch eine Partei? - meint unser Wohl und Wehe verantwortlich mit gestalten zu können.
Das Friedemann Schmidt - an vorderster Front unserer Berufsvertretung stehend -bei dem Club noch dabei soll . . . ich kann es kaum glauben.

Der Beruf ist von der Politik völlig falsch bewertet und wird - nicht zuletzt durch die unseriöse Argumentation der FDP-Granden - dem freien Fall anheim gestellt.

Ein Witz, daß wir jetzt fehlende Honorierung durch "Vergütung pharmazeutischer (Zusatz-) Dienstleistungen kompensieren sollen. Das zeugt von wenig Realitätssinn.

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@Conny

von Karl Friedrich Müller am 16.08.2019 um 16:02 Uhr

Sie mögen recht haben, nur steht das eigentlich schon in der Überschrift und ist deshalb keine Beleidigung, sondern Tatsache.
Politiker beschäftigen sich nicht mit Kleinigkeiten wie der Realität. Da wird gequatscht, was vermeintlich der Wähler hören will oder was Konsens in der Partei ist (Fraktionszwang). Ahnung ist da eher hinderlich. Je mehr man sich mit dem teil der Bevölkerung beschäftigt, um so klarer wird das.
Wir leisten uns wieder eine abgehobene Aristokratie.

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Gleichpreisigkeit auf Not-Rädern?

von Christian Timme am 16.08.2019 um 9:57 Uhr

Es wird wieder etwas draufstehen was nicht drin ist ... dafür garantieren die Absender ...

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Kluge Lösungen

von Roland Mückschel am 16.08.2019 um 9:27 Uhr

Durch eure Gier nach Anschlussverwendungen
wurde diese Misere erst geschaffen.
Eure Bevorzugung des Versandhandels.
Nächstens sollen die Delinquenten zur Erschiessung
noch die Patronen selber mitbringen.
Und für diese Partei habe ich als Jugendlicher
Wahlbroschüren verteilt.
Stell mich auch gleich beim Erschiessungskommando an.

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was für ein Geschwätz

von Karl Friedrich Müller am 16.08.2019 um 8:00 Uhr

räumlich flexible Apotheken? Was nun? Busse? Dann könnt ihr mal gleich die Apothekenbetriebsordnung vergessen. Versand? dito. Warum sollen wir Deppen vor Ort alle möglichen Regeln einhalten müssen, andere nicht?
Es zeigt sich, dass nun offiziell eine Vernichtung der Apotheke vor Ort gewünscht ist, auch und vor allem von der Partei Schmidts. Wenn das nicht ein Grund ist, ihn aus dem Amt zu jagen.
Gleichpreisigkeit: ein Schlagwort, dessen Inhalt niemand wissen will. Es bedeutet die Übermacht fremdfinazierter, übermächtiger und endlos in Geld schwimmender Konzerne, die auf unsere Kleinbetriebe losgelassen werden. Wobei uns jede Gegenwehr unmöglich gemacht ist. Durch SPAHN; SCHMIDT; ABDA; BECKER und den hirnlosen Politikern, die nichts hinterfragen und alles abnicken.
ein endlosen inhaltsleeres Gerede, den Schein wahrend, uns vernichtend.
DA will man Fachkräfte anwerben? Liebe Kollegen, sucht euch einen anderen Job. In der öffentlichen Apotheke ist nichts mehr zu holen. Vertane Zeit. Und nur Stress bis zum kollaps

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AW: was für ein Geschwätz

von Conny am 16.08.2019 um 15:38 Uhr

Sie haben vollkommen Recht. Allerdings wenn Conny dies geschrieben hätte, wäre wegen hirnlose Politiker mein Kommentar gelöscht worden wegen N.

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