- DAZ.online
- News
- 27.08.2019
- Spektrum
- Vatikan-Apotheke setzt ...
Rowa-Automat
Vatikan-Apotheke setzt auf Kommissionierer aus Deutschland
Seit Kurzem arbeitet in der einzigen Apotheke des Kirchenstaats ein Kommissionier-Automat der deutschen Firma Rowa. Der soll helfen, täglich rund 2000 Kunden mit Arzneimitteln zu versorgen. Aus Glaubensgründen wird der Automat allerdings einige Produkte nicht beinhalten.
Der Vatikan, der Kirchenstaat auf 44 Hektar innerhalb der italienischen Hauptstadt Rom, bewegt sich seit jeher zwischen Tradition und Moderne. So hat die letzte absolutistische Monarchie Europas (der Papst besitzt die gesetzgebende, -ausführende und richterliche Gewalt im Staat) eines der modernsten Sicherheitssysteme der Welt, wurde 2008 mit dem Europäischen Solarpreis für die Errichtung einer fußballfeldgroßen Solaranlage ausgezeichnet und besitzt als einziges Land der Welt Geldautomaten, die auch ein Sprachmenü in lateinischer Sprache aufweisen.
Jetzt hat auch die seit dem Jahr 1874 existierende einzige Apotheke des Vatikans einen großen Schritt in das 21. Jahrhundert getan. Seit Kurzem arbeitet in der Einrichtung ein BD Rowa Vmax160 Kommissonierautomat. Genug zu tun gibt es für das Hightech-Gerät aus Rheinland-Pfalz. Rund 2000 Kunden am Tag bediene man in der Offizin, zitiert die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ und das Portal Vatikan-News den Direktor der Apotheke, den indischen Bruder der „Barmherzigen Brüder, Binish Thomas Mulackaldie. Seit ihrer Gründung vor 145 Jahren betreiben die Fatebenefratelli-Mönche, die Barmherzigen Brüder ein Krankenpflege-Orden, die Apotheke. Gegründet wurde sie von Bruder Eusebio Ludvig Fronmen.
Die geschäftigste Apotheke der Welt
Demzufolge handelt es sich um eine der, wenn nicht sogar die geschäftigste Apotheke der Welt – was unter anderem daran liegt, dass sie nicht nur den rund 1000 Einwohnern des Vatikanstaats offen steht, sondern natürlich auch den jährlich rund 18 Millionen Besuchern des katholischen Zwergstaats.
Rund 40.000 verschiedene Produkte verwaltet der Kommissionierautomat nun und verteilt sie an fünf Bedienplätze. Bruder Binish erhofft sich von dem Roboter nun schnellere Abläufe in der Offizin und im Magazin, heißt es in der Vatikan-Zeitung. 60 Mitarbeiter hat die Apotheke zusätzlich zu mehreren Brüdern des Ordens die die Apotheke leiten. Für sie entfalle nun der Weg zwischen Schubladen und HV-Tisch. Damit verkürzte sich die Wartezeiten um rund 30 Prozent, zitiert die Zeitung den Direktor. Außerdem entfiele nun die jährliche Inventur, da der Automat Stückzahlen und Verfallsdaten permanent verwalte.
Neben der Ersparnis von Zeit und Kosten sei man vor allem auch froh über den nun zusätzlich gewonnenen Platz. Denn da der Rowa die Arzneimittel dicht an dicht im Magazin lagert, könne man nun die Regale in der Offizin besser nutzen. Bruder Binish erklärte, was er mit dem so nun erreichten zusätzlichen Platz in der „stets vollen Apotheke“ machen will. Dort wolle man in Zukunft voraussichtlich neue weitere Dienstleistungen für die vielen Kunden der Apotheke anbieten, sagte er der Zeitung.
Angeschlossene Parfümerie mit eigenen Vatikan-Düften
Aktuell verfügt die Apotheke als zusätzliche Einrichtung bereits über eine angeschlossene Parfümerie. Erst im Jahr 2008 war die Apotheke um diesen Teil deutlich vergrößert und umfassend renoviert worden. In der Parfümerie gibt es unter anderem eine Serie eigener Vatikan-Düfte in den Noten „Weihrauch“, „Myrrhe“, „Gold“ und „Rosa Mistica“.
Mehr zum Thema
Parfümserie
Biblische Parfümdüfte in der Vatikan-Apotheke
Die Beliebtheit der Apotheke gründet Berichten des katholischen Portals Zenit auch darauf, dass dort Arzneimittel verkauft werden, die in Italien nicht erhältlich oder auch gar nicht zugelassen sind. Allerdings vertreibe man keine „moralisch verwerflichen“ Produkte. Ferner lägen die Preise sowohl rezeptpflichtiger als auch rezeptfreier Arzneimittel deutlich unter denen in Italien. Auch importierte Medikamente seien in der Vatikan-Apotheke billiger.
Die Apotheke ist ferner auch zuständig für die Versorgung von zehn Erste-Hilfe-Stationen, die von den Barmherzigen Brüdern im Gebiet des Vatikans unterhalten werden. Im vergangenen Jahr hatte die Apotheke auch für Schlagzeilen gesorgt, als man überlegte, in den Online-Versand einzusteigen.
Was die neue Technik gekostet hat, darüber machte der Osservatore keine Angaben. Allerdings sei der Einbau der Roboter nicht ganz einfach gewesen, heißt es vom Hersteller Rowa. Man habe zum Teil mit einem Kran die Apparate in die historische Apotheke bringen müssen.
In Zukunft soll laut dem Unternehmen auch der HV-Tisch der Apotheke weiter digitalisiert werden. So sei der Einbau digitaler Sicht- und Freiwahlbereiche mit Touchfunktion geplant.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.