BAH-Gesundheitsmonitor

Umfrage: Mehr Migräne-OTC erwünscht

Berlin - 03.09.2019, 15:00 Uhr

Migräne – für die Selbstmedikation gibt es nur wenige Präparate zur Auswahl. ( r / Foto: ALDECAstudio / stock.adobe.com)

Migräne – für die Selbstmedikation gibt es nur wenige Präparate zur Auswahl. ( r / Foto: ALDECAstudio / stock.adobe.com)


Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) macht sich seit Jahren stark für OTC-Switches. Auch in der Indikation Migräne. Zwar gibt es bereits rezeptfreie Präparate in den Apotheken – doch aus BAH-Sicht nicht genügend. Bestätigt sieht sich der Verband nun durch aktuelle Umfrage-Ergebnisse, wonach zwei Drittel der Migräne-Patienten froh wären, unter mehr Migräne-OTC wählen zu können.

Im vergangenen Mai hat der BAH für seinen regelmäßig durchgeführten Gesundheitsmonitor, einer Umfrage zu Gesundheitsthemen und der Versorgungssituation, zum Thema Kopfschmerz und Migräne nachgehakt. Die Befragung von rund 2.000 Bundesbürgern ergab: Nahezu jeder zweite (46 Prozent) wäre froh, wenn es mehr rezeptfreie Arzneimittel gegen Migräne gäbe. Von den Betroffenen sind es sogar zwei von drei (65 Prozent). Stark unter Migräne leiden der Umfrage zufolge die 30- bis 49-Jährigen: Von ihnen hatten 54 Prozent schon eine oder mehrere Migräne-Attacken. Insgesamt hatten mehr als vier von zehn Bundesbürgern nach eigenen Angaben schon eine oder mehrere solcher Attacken.

Die Umfrageergebnisse zeigen auch: Frauen sind eher von Migräne betroffen als Männer. Und ihre Attacken dauern länger. So gab jede zweite Frau aber nur jeder dritte Mann an, schon eine Migräne-Attacke gehabt zu haben. Und unter den Betroffenen haben deutlich mehr Frauen (47 Prozent) als Männer (29 Prozent) Attacken, die einen Tag oder länger anhalten.

Von denjenigen die üblicherweise ein Arzneimittel gegen Migräne einnehmen, greift etwa die Hälfte zu einem rezeptpflichtigen Präparat, vier von zehn zu einem rezeptfreien. Von den 30- bis 49-jährigen Betroffenen nehmen 77 Prozent Arzneimittel gegen ihre Migräne.

Dr. Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim BAH, erklärt: „Das Mittel der Wahl bei mittleren bis schweren Migräne-Attacken sind Triptane. Weltweit sind fünf Triptane in der Apotheke ohne Rezept erhältlich. In Deutschland gibt es davon nur zwei rezeptfrei“. Doch nicht jedes Tritpan hilft jedem Patienten gleich gut. Und so sähe es der BAH gerne, wenn sich das rezeptfreie Angebot vergrößern würde.

Derzeit gibt es nur Naratriptan und Almotriptan verschreibungsfrei. Kürzlich hat der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte aber empfohlen, Sumatriptan zur oralen Anwendung in der Stärke 50 mg aus der Verschreibungspflicht zu entlassen. Das ist allerdings nicht der erste Anlauf für den Switch. Ein erster Versuch, bei dem es um orales und nasales Sumatriptan sowie orales Zolmitriptan ging, scheiterte im Jahr 2013 im Bundesrat.

BAH setzt auf Apotheken-Beratung

Der BAH verweist darauf, dass bei Migräne eine genetische Veranlagung als gesichert gilt. Doch meist lösten belastende Ereignisse wie Stress oder Schlafmangel die Attacken aus. Kroth gibt ein Beispiel: „Lebt eine 30- bis 49-jährige Mutter mit ihren Kindern in einem Haushalt, ist sie unter Umständen einer Mehrfachbelastung, nämlich Beruf und Erziehung, ausgesetzt. Da fehlt dann oft einfach die Zeit, auch noch auf einen Arzttermin zu warten, wenn sich eine Migräne-Attacke ankündigt“. Er ist daher nicht verwundert, dass sich so viele Menschen mehr rezeptfreie Arzneimittel gegen Migräne wünschen. Problematisch findet er das nicht, schließlich handele es sich um bewährte und sichere Arzneimittel. Vor allem aber: „Für Fragen zur Anwendung und darüber hinaus steht ja jederzeit der Apotheker zur Verfügung.“

Ob das Auswahlspektrum in der Selbstmedikation bald größer wird und die Länder diesmal grünes Licht für rezeptfreies Sumatriptan geben, dürfte sich in absehbarer Zeit zeigen.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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