Keine Opioidkrise in Deutschland

Rezeptfreie Analgetika: Ab 15 Tage pro Monat bedenklich

Stuttgart - 10.09.2019, 07:00 Uhr

Ab wann wird die Einnahme rezeptfreier Schmerzmittel bedenklich oder gar zur Sucht? (s / Foto: kieferpix / stock.adobe.com)

Ab wann wird die Einnahme rezeptfreier Schmerzmittel bedenklich oder gar zur Sucht? (s / Foto: kieferpix / stock.adobe.com)


 „Freie Abgabe von Schmerzmitteln an Patienten verstärkt kontrollieren“

Wenn auch die Schmerzmittelabhängigkeit in ihrer Prävalenz die Alkoholabhängigkeit überholt hat, lassen sich Hinweise dafür finden, dass vorrangig die psychische Komorbidität bei Schmerzmittelsucht im Nicht-Opioidbereich die Problematik in Deutschland erklärt, heißt es in der Mitteilung weiter: „Aus diesem Grunde unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin e.V. die Initiative des Gesundheitsministers, die freie Abgabe von Schmerzmitteln an Patienten verstärkt zu kontrollieren beziehungsweise zu beenden.“ Die DGS bezieht sich bei der „Initiative“ auf die Analgetika-Warnhinweis-Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), wie sie auf Nachfrage DAZ.online mitteilte. Die rezeptfreie Abgabe tatsächlich zu beenden, scheint jedoch nicht Teil der Forderung zu sein: „Eine Verschreibungspflicht bei OTC-Analgetika wird derzeit nicht beabsichtigt“, teilte die DGS DAZ.online ebenfalls auf Nachfrage mit.* 

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USA und Deutschland sind nicht vergleichbar

Analysen mit den Daten des Epidemiologischen Suchtsurveys aus dem Jahr 2015, in denen zwischen opioidhaltigen und nicht-opioidhaltigen Analgetika unterschieden wurde, schätzten die Prävalenz einer Gebrauchsstörung durch Opioidanalgetika auf 1 Prozent und den Anteil an allen durch Analgetika verursachten psychischen Störungen auf 12 Prozent. Diese Daten zeigten, dass der Großteil der Abhängigkeitserkrankungen durch rezeptfreie Analgetika und nicht durch opioidhaltige Analgetika ausgelöst wird, so die DGS. Horlemann betont: „Somit unterstützt die Datenlage eine seriöse Opioidtherapie im schmerzmedizinischen Bereich.“ Keineswegs könne in Deutschland von einer Entwicklung gesprochen werden, die mit der in den USA zur Verschreibung von Opioiden vergleichbar wäre.

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Gleichzeitig befürwortet die DGS aber weiterhin die kritische Beobachtung der Verordnungslage – auch wenn für die Therapie mit Opioiden eine epidemiologische Entwarnung in den publizierten Daten liege.

* Hinweis der Redaktion: Wir haben den Text mit der Antwort der DGS ergänzt (Stand: 11:50 Uhr, 10.09.2019)



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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