Influenzasaison 2017/18: höchste Todesrate seit 30 Jahren

Wie bestimmt das RKI Todesfälle bei Grippe?

Stuttgart - 04.10.2019, 07:00 Uhr

Rund 25.000 Menschen starben 2017/18 nach Schätzungen des RKI an Grippe. Es war seit 30 Jahren die tödlichste Influenzasaison. Wie berechnet das RKI diese Zahl?  (s / Foto: Mongkolchon / stock.adobe.com)

Rund 25.000 Menschen starben 2017/18 nach Schätzungen des RKI an Grippe. Es war seit 30 Jahren die tödlichste Influenzasaison. Wie berechnet das RKI diese Zahl?  (s / Foto: Mongkolchon / stock.adobe.com)


An Influenza verstorben oder nicht: Wie wird entschieden?

2018/19 wurden laut RKI 954 Todesfälle mit Influenza-Infektion übermittelt (52 Prozent männlich; 86 Prozent über 59 Jahre alt), was deutlich weniger sind als in 2017/18 mit 1.674 Todesfällen. Allerdings bergen diese Zahlen auch ein gewisses Verzerrungspotenzial – zum Beispiel: Wie oft wird im ambulanten und stationären Bereich überhaupt ein Labornachweis für Influenza durchgeführt? Zudem bedeutet Todesfall mit Influenzainfektion nicht automatisch, dass Influenza auch die Todesursache war. Das RKI schreibt: „Die Entscheidung, ob ein Fall als an oder in Folge einer Influenzaerkrankung verstorben übermittelt wird, treffen die Gesundheitsämter aufgrund der ihnen vorliegenden Informationen. Das können Einschätzungen der betreuenden Ärzte des Falles sein oder zum Beispiel Angaben auf dem Totenschein.“

Das RKI erklärt, dass die gemäß IfSG an das RKI übermittelten Todesfälle somit keine Grundlage für Schätzungen zu Influenza-assoziierten Todesfällen sind. Denn: Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen wird Influenza häufig nicht als Todesursache auf dem Totenschein eingetragen. Auch wenn Grippe wesentlich zum Tod beigetragen hat, ist die Erfahrung des RKI, dass sich Todesfälle, die der Influenza zuzuschreiben sind, in anderen Todesursachen wie Diabetes mellitus, Pneumonie oder Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems verbergen.

Influenzasaison 2017/18: höchste Mortalität seit 30 Jahren

Daher ist es international üblich, dass die der Influenza zugeschriebene Sterblichkeit mittels statistischer Verfahren geschätzt wird. Man bestimmt dafür zunächst die sogenannte „Hintergrundmortalität“, folglich die Sterblichkeit während einer Influenzawelle, die jedoch zu erwarten wäre, würden keine Grippeviren zirkulieren. „Während hinreichend starker Influenzasaisons kann ein Mortalitätsanstieg beobachtet werden, der mehr oder weniger deutlich über die Hintergrundmortalität hinaus geht und der Influenza zugeschrieben wird“, erklären die Grippeexperten im Influenzasaisonbericht ihr Vorgehen. Diese „Übersterblichkeit“ wird als „Exzess-Mortalität“ bezeichnet.

Für die Saison 2017/18 hat das RKI die höchsten Exzess-Schätzwerte in den letzten 30 Jahren ermittelt. Für die letztjährige Saison liegen nach Angaben des RKI die endgültigen Ergebnisse der Sterbefälle des Statistischen Bundesamtes zum Zeitpunkt der Berichterstellung nicht vor, sondern lediglich die nach IfSG übermittelten 954 Todesfälle.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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