Parenterale Zubereitungen

Zyto-Apotheker warnen vor unkalkulierbaren Retaxationen

Berlin - 10.10.2019, 12:45 Uhr

Um die Preise für parenterale Zyto-Zubereitungen ist es ruhig geworden – für viele Apotheker mit Reinraum ein beunruhigender Zustand. (m / Foto: benicoma / stock.adobe.com)

Um die Preise für parenterale Zyto-Zubereitungen ist es ruhig geworden – für viele Apotheker mit Reinraum ein beunruhigender Zustand. (m / Foto: benicoma / stock.adobe.com)


Vor einem Jahr haben der Deutsche Apothekerverband (DAV) und der GKV-Spitzenverband ihren Streit um die Preise für parenterale Zyto-Zubereitungen mit einem Vergleich beendet. Seitdem fürchten Zyto-Apotheker, dass es dennoch zu schmerzhaften rückwirkenden Preissenkungen kommen wird. Die in der ARGE PareZu zusammengeschlossenen Pharmazeuten fordern nun DAV und GKV-Spitzenverband auf, den bestehenden „vertraglichen Blindflug“ zu beenden.

Am 16. Oktober 2018 schlossen die Vertragspartner der Hilfstaxe vor dem Landessozialgericht Berlin-Brandenburg einen Vergleich zur Anlage 3 der Hilfstaxe: Unter anderem einigten sie sich darauf, dass die von der Schiedsstelle festgesetzte rückwirkende Geltung der neuen Abschläge für patentgeschützte Wirkstoffe entfallen soll. Stichtag sollte nun der 1. Februar 2018 sein – denn der Schiedsspruch zur Preisvereinbarung für parenterale Zubereitungen aus Fertigarzneimitteln in der Onkologie war am 19. Januar 2018 ergangen. Mit dem Vergleich wurde ein Schlussstrich gezogen unter die Klage des DAV gegen den Schiedsspruch, dem schwierige – und erfolglose – Verhandlungen zwischen DAV und GKV-Spitzenverband vorausgegangen waren.

Doch auch nach dem Vergleich gingen die Verhandlungen rund um die Hilfstaxe und ihre Anlage 3 weiter. Der Schiedsspruch hatte noch andere offene Fragen hinterlassen – ebenso der Vergleich. Ohnehin sind die in der Hilfstaxe festgesetzten oder im Vergleichswege vereinbarten Preisabschläge immer wieder zu prüfen und neu zu verhandeln, wenn es nötig ist.

Der DAV und auch der Verband Zytostatika herstellender Apothekerinnen und Apotheker (VZA) stellten dennoch vor allem die Vorteile des Vergleichs heraus. Dagegen gab sich die von den Apothekern Dr. Franz Stadler (Erding) und Dr. Thomas Wellenhofer (Freilassing) gegründete Arbeitsgemeinschaft parenterale Zubereitungen (ARGE PareZu) von Anfang an kritisch. Sie sahen und sehen nämlich bereits die nächste unkalkulierbare Rückwirkung kommen.

Kritische Neueinführungen ab 1. Februar 2018

Es geht um erstmals ab dem 1. Februar 2018 neu in den Markt eingeführte sowie ab diesem Tag generisch gewordene Arzneimittel und Wirkstoffe. Für sie verhandeln die Vertragspartner der Hilfstaxe – nach Durchführung von Preisabfragen durch den GKV-Spitzenverband – rückwirkend zum Tag der erstmaligen Markteinführung Abschläge und setzen sie fest. Für diese Präparate wird es also doch eine Rückwirkung geben. Darunter fallen umsatzstarke Medikamente, wie beispielsweise die Biosimilars zu Trastuzumab (z.B. Herzuma®) oder die Wirkstoffe Bortezomib und Pemetrexed, die beide generisch wurden.

Aber wie steht es um die Verhandlungen zu diesen Preisen? Das fragt sich auch die ARGE PareZu : 


Obwohl nun bereits ein Jahr seit dem Vergleich vergangen ist, gibt es bisher keine belastbaren offiziellen Aussagen von Seiten der Vertragspartner, wie es weitergehen soll. Finden bereits Verhandlungen statt? Gibt es Preiserhebungen durch den GKV-Spitzenverband? Wird es rückwirkende Preisabschläge geben? Wenn ja, in welcher Höhe? Wie weit werden sie zurückgreifen?“ 

Arbeitsgemeinschaft parenterale Zubereitungen (ARGE PareZu)


Wie die ARGE in einer Pressemitteilung erklärt, ist bisher keine betroffene Apotheke informiert worden. Dabei könne eine Retaxation, die möglicherweise über mehrere Jahre zurückwirkt, durchaus zu „existenzgefährdenden Liquiditätsengpässen“ führen.

Und so fordern die fast 40 Zyto-Apotheken der ARGE den DAV und den GKV-Spitzenverband auf, „diesen vertraglichen Blindflug zu beenden und endlich zu einer neuen, tragfähigen Einigung bei der Hilfstaxe zu kommen“. Nicht zu wissen, ob sich die geleistete Arbeit am Schluss und unter dem Strich rechnen werde oder im Worst Case den eigenen Ruin bedeute, könne niemandem über einen derart langen Zeitraum zugemutet werden.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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