Konflikt mit Union zeichnet sich ab

SPD kämpft für PTA-Mehrkompetenzen und längere Ausbildungsdauer

Berlin - 01.11.2019, 12:49 Uhr

Nach Informationen von DAZ.online wird sich die SPD-Bundestagsfraktion in der kommenden Woche für Änderungen an der PTA-Berufsreform einsetzen. (Foto: imago images / Leukert)

Nach Informationen von DAZ.online wird sich die SPD-Bundestagsfraktion in der kommenden Woche für Änderungen an der PTA-Berufsreform einsetzen. (Foto: imago images / Leukert)


Bei der von der Bundesregierung geplanten PTA-Berufsreform könnte es noch spannend werden. Nach Informationen von DAZ.online will die SPD Bundestagsfraktion in zwei Kernpunkten des Vorhabens einen neuen Kurs einschlagen. Während das Bundesgesundheitsministerium die PTA-Ausbildung nicht verlängern will und auch keine größeren Kompetenzveränderungen für nötig erachtet, wollen die Sozialdemokraten genau dort nachbessern. Die SPD will zudem Klinikapotheken als Ort und Träger der PTA-Ausbildung etablieren. Die kommende Woche könnte spannend werden.

Bei seiner PTA-Berufsreform droht Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in den kommenden Wochen ein koalitionsinterner Konflikt. Mit dem im August beschlossenen Gesetz soll insbesondere die Ausbildung der pharmazeutisch-technischen Assistenten/-innen reformiert werden, die Ausbildungsdauer soll aber bei 2,5 Jahren bleiben. Es sind aber auch strukturelle Veränderungen geplant: PTA sollen künftig erweiterte Kompetenzen im Apothekenbetrieb übernehmen können. Und auch zur Vergütung der PTA-Schüler soll es neue Vorgaben in den Ausbildungsverträgen geben.

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Größere Veränderungen, wie beispielsweise vom Bundesverband der PTA (BVpta) und der Apothekengewerkschaft Adexa eingefordert, will die Bundesregierung allerdings nicht umsetzen: Beide Verbände hatten gefordert, die PTA-Ausbildung aufgrund der vielen neuen Lehrinhalte auf insgesamt drei Jahre zu verlängern. Die ABDA hatte sich hingegen für eine Beibehaltung der jetzigen Struktur ausgesprochen, war also ganz auf Spahns Linie – auch wenn sie dessen Ideen zur Kompetenzerweiterung mehr als kritisch sieht. 

Nachdem schon die Länder massive Kritik an Spahns Reform-Plänen geübt haben, droht dem Minister nun auch ein Konflikt mit dem Koalitionspartner: Nach Informationen von DAZ.online ist sich die AG Gesundheit der SPD Bundestagsfraktion darüber einig, gegenüber der Union eine Verlängerung der Ausbildungsdauer und bestimmte Mehrkompetenzen einzubringen. Schon in der kommenden Woche – eine Sitzungswoche des Bundestages – wollen die SPD-Gesundheitspolitiker dies gegenüber der Union kommunizieren.

Insbesondere die SPD-Abgeordnete Dr. Bettina Müller, in ihrer Fraktion zuständig für alle Fragen rund um Gesundheitsfachberufe, soll sich demnach für Änderungen an dem Gesetzentwurf stark gemacht haben. DAZ.online liegen drei Prüfbitten von der SPD-Politikerin an das Bundesgesundheitsministerium vor, in denen sie drei konkrete Wünsche formuliert:

  • „Die PTA-Ausbildung sollte auf die für alle anderen Gesundheitsfachberufen bereits geltende Dauer von drei Jahren angehoben werden, um die notwendige Anpassung an veränderte Tätigkeitsschwerpunkte und die Integration zusätzlicher Ausbildungsinhalte ohne Wegfall oder Kürzungen an anderer Stelle vornehmen zu können“, heißt es dort. Das BMG solle eine entsprechende Änderung der geplanten Reform prüfen.
  • Das BMG soll prüfen, ob es möglich ist, die Krankenhausapotheken als Ort und Träger der praktischen PTA-Ausbildung zu ergänzen. Das BMG solle eine entsprechende Erweiterung des Krankenhausgesetzes um den PTA-Beruf und die dazu gehörige Finanzierung prüfen. Zur Erklärung heißt es: „Krankenhausapotheken sind für eine in die schulische Ausbildung integrierte praktische Ausbildung in besonderer Weise geeignet. Die Regelung erscheint darüber hinaus dazu geeignet, die Stellung der Krankenhausapotheke insgesamt sowie zukunftsweisende Modelle wie z.B. den Stationsapotheker zu stärken.“
  • Das BMG solle prüfen, ob die Praxisanleitung während der praktischen PTA-Ausbildung nicht nur von Apothekern sondern auch „durch weiteres pharmazeutisches Personal“ durchgeführt werden kann, sofern das pharmazeutische Personal eine berufspädagogische Zusatzqualifikation von mindestens 300 Stunden erfolgreich abgeschlossen hat und über eine Berufserfahrung von mindestens zwei Jahren verfügt. Zur Erklärung heißt es: „Diese Regelung würde die Organisation der praktischen Ausbildung, insbesondere wenn diese in eine dreijährige schulische Ausbildung integriert wird, erleichtern und zudem pharmazeutisch-technischen Assistenten eine zusätzliche Aufstiegsmöglichkeit eröffnen.“

SPD-Alternativen: Modellversuche für integriertes oder längeres Apothekenpraktikum

Dem Vernehmen nach wurde in der AG Gesundheit der SPD auch darüber diskutiert, dass das sechsmonatige Apothekenpraktikum nicht in die dreijährige Ausbildung integriert, sondern wie bisher ans Ende angehängt wird. Somit könnten die Apotheker weiterhin fertig ausgebildete PTA anstellen, die schulische Ausbildung wäre dann aber um sechs Monate verlängert. Dann müsste es aus SPD-Sicht aber eine Modellklausel geben, mit der die Integration des Praktikums oder möglicherweise sogar ein einjähriges Praktikum für ein paar Jahre erprobt werden kann. 

Aus dem Lager der PTA-Schulen hatte es zuletzt auch den Vorschlag gegeben, eine sechsmonatige Weiterbildung als Alternative zur Verlängerung zu etablieren. Diese Idee wird von der SPD dem Vernehmen nach aber abgelehnt. Aus Fraktionskreisen war dazu zu hören, dass Weiterbildung Ländersache sei und somit nicht über ein Berufsgesetz des Bundes geregelt werden könne.

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Eine wichtige Rolle im Gesetzgebungsverfahren spielt auch noch der Bundesrat. Das Vorhaben ist – weil Bildung Ländersache ist – zustimmungspflichtig. Das heißt: Der Bundesrat hat die Möglichkeit einen Vermittlungsausschuss zu fordern, falls die Länder mit dem Beschluss des Bundestages nicht zufrieden sind. In einer ersten Stellungnahme hatten sich die Länder – ähnlich wie die SPD – kritisch zum Gesetzentwurf geäußert und eine grundlegende Überarbeitung gefordert. Dabei hatten sie ebenfalls eine Verlängerung der Ausbildung sowie eine Verzahnung von schulischem Ausbildungsteil und der praktischer Ausbildung in der Apotheke verlangt. Die Bundesregierung hat ihn ihrer Gegenäußerung zur Bundesrats-Stellungnahme erklärt, diese Forderung zu prüfen. 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Hui

von Karl Friedrich Müller am 01.11.2019 um 13:10 Uhr

Die SPD kämpft. Wozu?
Die hat das RxVV bekämpft, verhindert. DocMorris für ein paar Spargel ungemein gefördert und will nun als heldenhafter Retter auftreten.
Dabei hat sich an ihrer Einstellung rein gar nichts geändert.
Die SPD kann weg. Sie hat so viele negative Entwicklungen auf den Weg gebracht und bildet sich ein, einen Kanzler stellen zu können.
Übel

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Hui

von Karl Friedrich Müller am 02.11.2019 um 9:15 Uhr

um es nochmal deutlicher zu sagen:
die SPD gefährdet mir ihrer Politik, die Versender zu unterstützen und die Apotheken vor Ort dem Ruin Preis zu geben, die meisten Arbeitsplätze in Apotheken, nimmt sie billigend in Kauf. Sich nun für die Ausbildung stark zu machen, ist schizophren, weil bei den Versendern dann hauptsächlich prekäre Arbeitsplätze entstehen mit massiven sozialen Folgen. Die zu vernichtenden Arbeitsplätze betreffen vor allem Frauen.
Die SPD ist eine ganz verlogene Partei mit ganz verlogener Politik.

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