PGEU

Arzneimittel in der Umwelt – Apothekerverband stellt Forderungen

Berlin - 18.11.2019, 09:00 Uhr

Der Europäische Apothekerverband PGEU fordert, dass die Politik mehr gegen die Luft- und Wasser-Verschmutzung durch die Arzneimittel-Herstellung tut. (Foto: imago images / Panthermedia)

Der Europäische Apothekerverband PGEU fordert, dass die Politik mehr gegen die Luft- und Wasser-Verschmutzung durch die Arzneimittel-Herstellung tut. (Foto: imago images / Panthermedia)


Umweltschutz sollte auch bei Arzneimitteln großgeschrieben werden, und zwar nicht nur bei der Herstellung, sondern auch beim Umgang mit nicht verwendeten Medikamenten. Der europäische Apothekerverband fordert in einem Positionspapier von der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten mehr Einsatz auf diesem Gebiet.

Im März 2019 hatte die Europäische Kommission eine Mitteilung über ein „Strategisches Konzept der Europäischen Union bezüglich Arzneimitteln in der Umwelt“ bekanntgemacht. Das Konzept legt sechs Handlungsbereiche zu sämtlichen Stadien des Lebenszyklus von Arzneimitteln fest, in denen laut Einschätzung der Kommission Verbesserungen erzielt werden könnten. Das reicht von der Entwicklung und Herstellung bis hin zur Entsorgung und Müllbeseitigung. Nun reklamieren auch die öffentlichen Apotheker in Europa ein verstärktes Engagement, um die Auswirkungen von Arzneimitteln auf die Umwelt zu verringern. Welche Maßnahmen hierzu geeignet sein können, legt der Europäischer Apothekerverband PGEU in einem neuen Positionspapier dar.

Umweltaspekte auch in der Apothekerausbildung

Das Papier enthält zwei politische Forderungskataloge. Einer davon richtet sich an die Mitgliedstaaten. Sie sollen in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) Maßnahmen ergreifen, um die Öffentlichkeit mehr für den umsichtigen Einsatz und die Sammlung von Arzneimittelabfällen zu sensibilisieren. Außerdem wird angeregt, Leitlinien und Informationsmaterialien für Angehörige der Gesundheitsberufe über die umsichtige Verwendung von Arzneimitteln zu entwickeln. Auch in der Ausbildung von Pharmaziestudenten und in Programmen zur kontinuierlichen beruflichen Weiterentwicklung sollten Umweltaspekte von Arzneimitteln besser abgebildet werden, meint der Dachverband der nationalen Apothekerorganisationen.

Apothekengeführte Entsorgungssysteme finanzieren

Weiterhin sollen die Mitgliedstaaten eine angemessene Finanzierung von apothekengeführten Entsorgungs- und Sammelsystemen für Arzneimittel sicherstellen, wo solche Systeme vorhanden sind. Auch die Verringerung von Arzneimittelabfällen, die durch nicht verwendete Medikamente verursacht werden, wird in dem Papier angesprochen. Hierbei könnten aus Sicht der PGEU Systeme hilfreich sein, mit denen die Abgabe bestimmte Risikomedikamente so weit wie möglich an die Behandlungsdauer angepasst wird.

Kommission soll sich um antimikrobielle Mittel in der Umwelt kümmern

Ein weiterer Katalog von „Claims“ in dem Positionspapier richtet sich an die Europäische Kommission. Sie soll nach dem Willen der Apotheker unter anderem mehr Forschung finanzieren und fördern, um die derzeitigen Wissenslücken hinsichtlich der Umweltrelevanz von Arzneimitteln zu füllen. Dabei soll es auch um den möglichen Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein antimikrobieller Mittel in der Umwelt und der Entwicklung und Verbreitung von Antibiotikaresistenzen gehen. 

Darüber hinaus soll die Kommission Maßnahmen in Drittländern fördern, die im Verdacht stehen, durch Emissionen aus der Pharmaherstellung zur weltweiten Verbreitung von Antibiotikaresistenzen beizutragen.

Apotheker für die Sensibilisierung der Öffentlichkeit gut aufgestellt

„Die öffentlichen Apotheker in ganz Europa teilen die zunehmenden Bedenken hinsichtlich der negativen Auswirkungen, die Arzneimittel auf die Umwelt und damit auf die Gesundheit von Mensch und Tier haben können“, erklärt der Präsident der PGEU Michal Byliniak. „Als Arzneimittelexperten sind wir gut aufgestellt, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren und die umsichtige Verwendung und korrekte Entsorgung von Arzneimitteln zu fördern und Ratschläge zur Verfügbarkeit "grünerer" Arzneimittel zu geben, sofern entsprechende Informationen verfügbar sind.“



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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