- DAZ.online
- News
- Politik
- „Wenn nicht geliefert ...
Karl Lauterbach im Deutschlandfunk
„Wenn nicht geliefert werden kann, muss es Strafen geben“
Karl Lauterbach, Arzt und SPD-Gesundheitspolitiker, hat sich im Deutschlandfunk zu Lieferengpässen geäußert. Geht es nach seinem Willen, sollte bei Nichtlieferbarkeit generischer Arzneimittel auch das unter Umständen teurere Original-Präparat abgegeben werden dürfen – potenzielle Mehrkosten sollen in diesen Fällen sodann die nichtlieferfähigen Hersteller tragen. Außerdem plädiert er dafür, endlich Sanktionen für lieferunfähige Hersteller zu etablieren. Die Schuld, dass Lieferengpässe nicht im Griff sind, gibt er vor allem dem Koalitionspartner.
Kaum ein Tag, an dem Lieferengpässe bei Arzneimitteln kein Thema sind – im Alltag der Apotheken und Arztpraxen ohnehin nicht, und auch die unterschiedlichsten Medien greifen das Thema jetzt vermehrt auf. Am Donnerstagabend räumte das ZDF heute journal den Arzneimittelengpässen – und unter anderem DAV-Chef Fritz Becker und Hubert Cranz vom BAH – einen Platz ein. Das heutejournal zeigt die dramatische Entwicklung der Arzneimittelknappheit in Zahlen auf: Gab es 2013 noch Lieferengpässe bei 42 Medikamenten, sind es 2018 bereits 268. Jüngst hat sich auch Karl Lauterbach, Arzt und Gesundheitspolitiker der SPD-Bundestagsfraktion, in einem Interview mit dem Deutschlandfunk geäußert.
Mehr zum Thema
Seine Analyse der Gründe für die Arzneimittelengpässe bringt allerdings nichts Neues: Verlagerung der Wirkstoffherstellung für Arzneimittel in die „Billigproduktionsländer China und Indien“, mangelnde Bevorratung und fehlende Kompensationsmöglichkeiten der Mitanbieter im Markt bei Lieferausfällen.
„Alle Industrieländer lassen mittlerweile die Wirkstoffe in den billigsten Ländern produzieren“, erklärt Lauterbach. Auch sein Lösungsvorschlag wurde bereits des Öfteren gehört, die Wirkstoffproduktion für lebensnotwendige und unersetzliche Medikamente müsste nach Deutschland oder zumindest nach Europa zurückverlagert werden. Das sei zwar teurer, aber sicherer.
Hersteller mit Vertrag darf liefern, muss es aber auch
Lauterbach plädiert jedoch vor allem für Sanktionen, wenn Arzneimittelhersteller nicht liefern können: „Ein Unternehmen, welches den Lieferauftrag bekommen hat, meinetwegen den Rabattvertrag oder einen allgemeinen Liefervertrag, muss die Sicherheit haben, dass es dann auch alleine liefern darf, aber auch liefern muss.“ Und wenn nicht geliefert werden kann, dann müsse es Strafen geben, so Lauterbach.
Dass alle Generika nicht lieferbar sind, sei selten
Dass tatsächlich von einem Wirkstoff alle Generika nicht erhältlich sind, komme selten vor, meint Karl Lauterbach. Doch „dieses Problem könnte man ja durch die Rabattverträge leicht lösen“, findet er. „Man könnte hingehen und sagen, wenn tatsächlich die im Rabattvertrag verordneten Medikamente oder festgelegten Medikamente nicht lieferbar sind, dann muss für diesen belegten Fall automatisch das Original in Frage kommen“. Das sieht grundsätzliche auch der Rahmenvertrag so vor, allerdings müssen sich Apotheker bei Nichtlieferbarkeit von Rabatt-Arzneimitteln oder preisgünstigen anhand der Arzneimittelkosten Stück für Stück nach oben hangeln – bis hoffentlich irgendein Präparat lieferbar ist.
Mehrkosten sollen nichtlieferbare Hersteller zahlen
Diese entstehenden Mehrausgaben will Lauterbach vor allem nicht den Krankenkassen oder den Patienten aufbürden – aktuelles Beispiel dürfte der Venlafaxin-Engpass sein.
Mehr zum Thema
Lieferengpass bei Antidepressivum
Venlafaxin ist knapp – welche Alternativen gibt es?
Die generischen Präparate gibt es nicht, Trevilor® ist teilweise mit Mehrkosten von über 100 Euro verbunden. „Das müsste dann die Pharmafirma, die den Vertrag hat, bezahlen. Das darf nicht von den Kassen bezahlt werden, sondern ich könnte in den Lieferverträgen ausmachen, wenn mein Generikum nicht erhältlich ist, dann muss ich die Differenz, die dann fällig wird, auf das Original als Pharmafirma, wo ich den Rabattvertrag habe, selbst bezahlen.“
Hat die Regierung die Lieferengpässe verschlafen?
Bleibt die Frage – wenn doch die Missstände bei der Verfügbarkeit von Arzneimitteln längst bekannt sind, warum hat die SPD als mitregierende Partei denn seit 2013 nichts unternommen? Diese Frage beschäftigt den Moderator des DLF-Interviews. Lauterbach sieht hier vor allem den Koalitionspartner in der Schuld, denn die Union sei immer nur bereit gewesen, „kleine Schritte mit uns zu gehen, zum Beispiel Selbstverpflichtungen der Industrie eines sogenannten Jour fixes.“ Doch Lauterbach meint, dass bei dem „regelmäßigen Treffen zwischen Industrie, Apothekern und Politik, wo man über das Thema spricht“, wohl nicht viel rauskommt. Da verspricht dann jeder, dass es demnächst wirklich viel besser wird; es passiert aber dann doch nichts.“
9 Kommentare
Noch nicht gehobene Einsparpotentiale
von ratatosk am 25.11.2019 um 11:26 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Lauterbach
von pille62 am 25.11.2019 um 9:58 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Lauterbachs Strafen
von Dr.Diefenbach am 22.11.2019 um 18:02 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Klabautermanns Schabernack
von Andreas P. Schenkel am 22.11.2019 um 20:09 Uhr
Klartext
von Mathias Mallach am 22.11.2019 um 15:37 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Klartext
von PiPaPo am 25.11.2019 um 11:46 Uhr
Strafen für Lieferengpässe
von Roland Mückschel am 22.11.2019 um 15:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Lauterbach
von Conny am 22.11.2019 um 15:02 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
oh my g...
von Michael Weigand am 22.11.2019 um 14:39 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.