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Dr. Frank Diener (Treuhand)
Wie könnte der Apothekenmarkt 2022 aussehen?
Diener: Fünf große Veränderungen stehen an
2021 und 2022 stehen laut Diener aber diverse tiefgreifendere, strukturelle Veränderungen an. Grund dafür seien „systemverändernde Bausteine“ der teilweise noch geplanten Apothekenreform. Diener sieht hier fünf größere Veränderungen, die den Alltag der Apotheker ändern könnten:
1) Das E-Rezept
2) Der Botendienst als Regelleistung. Schon jetzt gibt es den Botendienst nicht mehr nur im begründeten Einzelfall.
3) Telepharmazeutische Beratungen. Diese sind auch in der schon beschlossenen Sammelverordnung enthalten und ermöglichen künftig, dass der Botendienst auch ohne pharmazeutisches Fachpersonal angeboten kann – wenn die Beratung vorher per Telepharmazie erfolgte. Hier erwartet Diener erhebliche Veränderungen im Bereich Öffnungszeiten. Denn: Während der normalen Öffnungszeiten werden nur die wenigsten Apotheker Video-Sprechstunden anbieten können.
4) Die automatisierte Arzneimittelabgabe aus der Offizin. Im noch nicht beschlossenen Apotheken-Stärkungsgesetz ist dazu eine Neuregelung vorgesehen, die es auch Versendern unter bestimmten Bedingungen ermöglichen soll, solche Abgabestationen anzubieten.
5) Der E-Medikationsplan mit Vergütung. Die Einführung des E-Medikationsplans ist beschlossene Sache und soll in der Telematikinfrastruktur als eine der ersten Anwendungen umgesetzt werden. Die Vergütung für Apotheker, wenn sie Daten in einem E-Medikationsplan bearbeiten, war kürzlich in einem Gesetzentwurf des GSAV vorgesehen, wurde dann aber doch nicht beschlossen.
Diener: Neue Möglichkeitsbereiche für Apotheker
Diener erklärte, dass sich durch diese Veränderungen ein neuer „Möglichkeitsbereich“ für Apotheker ergebe. Allerdings stehen diese neuen Möglichkeiten auch mit teils großen Veränderungen im Arbeitsablauf der Apotheker in Verbindung. Die folgenden Gedanken dazu führte der Treuhand-Chef aus:
1) Durch das E-Rezept wird sich ein neuer Kundentypus ergeben, der „Fernbesteller“.
2) Durch die neuen Botendienst-Regelungen ergibt sich ein neues Wettbewerbselement, mit dem sich die Apotheker untereinander abgrenzen können, aber auch vom Versandhandel. Was die konkrete Umsetzung in der Apotheke betrifft, empfahl Diener den Apothekern, eine Apotheken-individuelle Konzeption des Botendienstes. Abhängig von der Lage der Apotheke (Stadt/Land) aber auch von der Kundschaft sollten die Apotheken ihr eigenes Botendienst-Angebot konzipieren.
3) Die telepharmazeutische Beratung eröffne einen neuen Kanal zu den Kunden. Auch hier empfahl der Treuhand-Chef eine eigene Konzeption möglicher telepharmazeutischer Leistungen.
4) Sowohl die Telepharmazie aber auch die Pläne zu den automatisierten Abgabestationen werden sich auf die Öffnungs- und Arbeitszeiten der Apotheker auswirken. Durch die Kombination dieser ersten vier Punkte bräuchten die Apotheker einen „virtuellen Arbeitsplatz“ – also einen Arbeitsplatz, um mit Kunden digital zu kommunizieren. Daraus ergeben sich laut Diener nicht nur Gedanken über die Umgestaltung der Apotheke (Wo wird dieser Arbeitsplatz eingerichtet?) aber auch Fragen nach der Fort- und Weiterbildung des Personals. Insgesamt sollten sich Apotheker Gedanken über ihren eigenen „Marktauftritt“ machen und diesen konzipieren, so die Empfehlung.
5) Durch den E-Medikationsplan ergeben sich neue Chancen auf eine intensivere pharmazeutische Betreuung aber auch Chancen auf eine neue Vergütung.
Diener empfahl den Pharmazeuten, bei diesen Veränderungen nicht die Angst überwiegen zu lassen, sondern die Chancen zu sehen. „Das ist anders als beim EuGH-Urteil von 2016. Da konnten Sie nur mit Zorn raufgucken und nichts gegen die Wettbewerbsverzerrung machen. Bei diesen Veränderungen können Sie selbst mitgestalten“
12 Kommentare
Analyse
von Roland Mückschel am 02.12.2019 um 17:53 Uhr
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