Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

22.12.2019, 08:00 Uhr

Frohes Fest! (Foto: Andi Dalferth)

Frohes Fest! (Foto: Andi Dalferth)


Ab Januar startet auch in Apotheken die sinnloseste Papiervernichtung: die Bon-Pflicht kommt. Alle Proteste aus der Wirtschaft, der Umwelt und von uns Apothekers haben nichts geholfen. Und auch darüber kann man nur den Kopf schütteln: EU-Arzneiversender mit Sitz in den Niederlanden an der Grenze zu Deutschland, Versender, die sich Apotheke nennen, aber keine sind, werden sichtlich von keiner Behörde kontrolliert. Unglaublich! Erfreulich: Die Modellvorhaben zur Grippeschutzimpfung in Apotheken kommen, der Bundesrat hat Ja gesagt – und die ABDA freut sich darauf. Und wir auch, auch auf die, wenn auch nur kleine Erhöhung des Tariflohns für Apothekenmitarbeiter. So kann Weihnachten fröhlich werden. 

16. Dezember 2019 

Unser Bundesfinanzministerium ist im Bonpflicht-Fieber! Auf Teufel komm raus! Unglaublich! Sogar trotz massiver Kritik vom Wirtschaftsminister und von der Umweltministerin. Dennoch, es bleibt dabei: Händler, auch die Apotheken, müssen sich zu Jahresbeginn auf die Bonpflicht einstellen. Bei jedem Geschäftsvorfall muss ein Kassenbon ausgedruckt werden, auch wenn ihn der Kunde gar nicht mitnehmen möchte oder ihn gleich in der Verkaufsstelle liegen lässt. So wie es der Bundeswirtschaftsminister Altmaier selbst macht, wenn er beim Bäcker Brötchen holt (was sicher nicht so häufig vorkommen wird, aber): Er lasse den Bon meistens liegen, so wie 90 Prozent der Bürgerinnen und Bürger. Genauso ist es, mein liebes Tagebuch. Unglaublich, wie hier die Umwelt mit zig Tonnen an Papier, meist mit schwer recycelbarem Thermopapier belastet wird. Und das nur, weil ein paar Bürokraten meinen, damit auch noch den letzten Betrugsversuch von Händlern unterbinden zu können. Wer betrügen will, schafft es auch trotz der neuen Bonpflicht. Mein liebes Tagebuch, diese Uneinsichtigkeit von Bürokraten ist das Allerletzte.

 

Leider hat bisher auch nicht der Protest unseres Deutschen Apothekerverbands (DAV) gegen die Bonpflicht genützt. Fritz Becker, Chef des DAV, fordert nochmals die Bundesregierung auf, auf die Bonpflicht für Apotheken und für die vielen anderen klein- und mittelständischen Unternehmen zu verzichten. Becker sagt: „Die Bonpflicht ist bürokratisch, in Apotheken überflüssig und umweltschädlich obendrein. Es ist doch widersinnig, einen Kassenbon für Kunden ausdrucken zu müssen, die ihn gar nicht wollen, nur um ihn anschließend datensicher entsorgen zu müssen. Jeder Kunde, der den Bon braucht oder will, bekommt ihn ohnehin.“ Mein liebes Tagebuch, dem ist nichts hinzuzufügen. Eine Apotheke ist doch heute schon so durchdigitalisiert, dass jeder kleinste Kassenvorgang nachzuvollziehen ist, bei uns „herrscht maximale Transparenz“, fügt Becker hinzu. Mein liebes Tagebuch, warum versteht das der Finanzminister nicht?



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14 Kommentare

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von Karl Friedrich Müller am 22.12.2019 um 21:32 Uhr

den Film: Das Experiment mit Moritz Bleibtreu?
Darin werden in einem Versuch Menschen in 2 Gruppen eingeteilt. Wärter und Gefangene. Regeln werden festgelegt für die Gefangenen, die die Wärter zu überwachen haben. Auch schon den Versuch eines Bruchs ist zu unterbinden.
Gedacht ist gewaltlos.
Die Situation eskaliert bis zu Mord an Gefangenen, obwohl alles überwacht und aufgezeichnet wird.
Der Film kommt mir in den Sinn, wenn ich an Krankenkassen (Wärter), Politik, Justiz (Überwachung) und uns (Gefangene) denke. Wir werden bis aufs Blut schikaniert, weil sie es können, keiner hat Interesse, das Verhalten der KK zu unterbinden. Es geht nicht mehr um Recht und Verträge, nur noch um Macht und Schikane. Bis zum Tod, also der Betriebsaufgabe. Wobei manche aus der Politik ins Lager der Wärter gewechselt sind: SPD und Spahn zu Beispiel.

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AW: Diese "Spielchen" auch als Filme (s. Staatsfeind Nr.1) ....

von Bernd Jas am 23.12.2019 um 10:33 Uhr

.... gibt es schon seit Äonen.
Im Mittelalter sehr beliebt.
Und wenn Sie Tucholsky lesen können Sie erkennen, dass sich seither (100 Jahre), nichts aber auch gar nichts geändert hat.
Wird da vielleicht die Lernfähigkeit des Menschen in die falschen Richtungen gelenkt.
Ist das ein "logischer" Automatismus?, oder warum müssen wir uns das gefallen lassen.
Wir sollten nicht Demokratie wagen, sondern sie endlich durchsetzen.

Lieferengpässe

von T. La Roche am 22.12.2019 um 14:51 Uhr

Es gab dieses Jahr viele, die sich zu Lieferengpässen zu Wort gemeldet haben. Im folgenden eine Zusammenstellung der tatsächlichen Lieferengpässe der AOK BW-Rabattvertragspartner, die sich an 3 Tagen der letzten Woche ereignet haben...nur die Wirkstoffe:
Alendronsäure, Allopurinol, Atorvastatin, Betahistin, Candesartan, Cotrimoxazol, Celecoxib, Clozapin, Dabigatran, Diclofenac, Doxazosin, Doxepin, Escitalopram, Fluconazol, Glycerolnitrat, Hydroxychoroquin, Indapamid, Irbesartan, Isosorbidmononitrat, Levetiracetam, Losartan, Miconazol(creme), Prednison, Ramipril/Amlodipin, Sertralin, Tamoxifen, Telmisartan, Trimipramin, Venlafaxin, Xipamid, Zonisamid.
Pro Woche lösen wir weit über 100mal das Problem der nicht lieferbaren Rabattvertragspartner während dem Apothekenbesuch.
Sollen wir nun in Zukunft über 6000mal pro Jahr die Patienten erst am nächsten Tag versorgen?
Frohes Fest!

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DAZ 50 Seite 3

von Karl Friedrich Müller am 22.12.2019 um 14:18 Uhr

Leider komme ich erst jetzt dazu:
Deshalb erst jetzt:

Vielen Dank an Dr. Müller-Bohn für den Kommentar. Der sollte an alle Abgeordneten verteilt werden. Besser kann man es nicht ausdrücken. Hennrich hat sich leider als Pseudoexperte entpuppt.
Zur Bonpflicht kann ich nur sagen: einfach mal zivilen Ungehorsam wagen. Es ist der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Es ist ein weiterer Schwachsinn, oder wie Herr Jas sagen würde, ein Bullshit Job, der nichts weiter bringt als Aufwand. Auch nicht für Staat oder Steuerbehörden.
Ich wünsche hier auch allen schöne, besinnliche Feiertage. Und mal für ein paar Stunden alles vergessen, was uns nervt.

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Das Ende vom Jahr

von Dr.Diefenbach am 22.12.2019 um 13:40 Uhr

....sollte nicht kommen,ohne dass ich Ihnen,lieber Herr Ditzel,für Ihre 1oo% Durchhaltequote bezüglich Ihrer Tagebucheinträge und Kommentare danke.DAS muss Ihnen erstmal einer nachmachen.Im Übrigen gilt mein Respekt auch dem ganzen Redaktionsteam,denn ohne DAZ ist man(n) in der freien Wildbahn oft aufgeschmissen.Also :Frohe Weihnachten und ein gutes 2020,immer auf der Suche nach kluger !!! Politik.Und ein schönes Fest auch für alle Ströhs,Jas,Beckers ,Rodigers,Müllers in mehrfacher Ausfertigung,Peters,Times,La Roches usw....WIR geben NIE auf!!!

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AW: Das Ende vom Jahr

von Peter Ditzel am 22.12.2019 um 13:54 Uhr

Herzlichen Dank, lieber Herr Diefenbach! Ihnen und allen Tagebuch-Freundinnen und -Freunden auch an dieser Stelle ein frohes Fest. Wir machen weiter, auch 2020.
Mit weihnachtlichen Grüßen, Peter Ditzel

Bonfrei zur nächsten Runde oder Wie ich die die Digitalisierung verpasste

von Bernd Jas am 22.12.2019 um 11:31 Uhr

Schönen guten Morgen Herr Ditzel,
und schönen guten Morgen allen anderen in dieser Knötterwerkstadt.

Mein Gemüsehändler erzählte mir gestern, dass ein Betreiber einer mittelgroßen Bäckereikette schon seit geraumer Zeit alle Kassenbons seiner Filialen sammeln lässt und dann kistenweise und monatlich diese Bons nach Berlin zum Finanzministerium schickt. Er bekam wohl schon mehrmals die Aufforderung dies zu unterlassen, doch er macht unbekümmert weiter.
Ich nehme mal an, der Hintergrund liegt in einer Auflage aus dem letzten Besuch des Finanzamts alle Bons auszudrucken, wie es nun auch das Gesetz verlangt.

Wenn sich so was mal verbreitet, z.B. über Facebook, Twitter oder YouTube, könnte das Finanzministerium nächstes Jahr ein Entsorgungsproblem bekommen.
Aber da fällt denen bestimmt eine weitere passende DIGITALE Lösung ein.

Allein diese Tagebuch-Einträge zeigen, wir werden uns unsere ungelösten Fragen und Probleme auch nach Weihnachten weiterhin schön trinken müssen um auch nur einen Gefallen dran zu finden.

Ach und wo Sie grad´ sagen Überwachung Herr Ditzel.
Weniger Bullshit ist mehr Freiheit, - obwohl so ´ne ordentliche Portion Bullshit würd´ ich den Freischärlern hinter dem nicht vorhandenem (Überwachungs-) Grenzzaun schon gönnen.
Denn die Genußexperten der Repressalien auf dieser Seite der Grenze könnten schon Gourmetbücher darüber füllen.


Schönen Tach noch beim schöntrinken

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AW: Bonfrei zur nächsten Runde oder Wie ich

von Karl Friedrich Müller am 22.12.2019 um 22:30 Uhr

Ja: Alle die Bons ans jeweilige Finanzamt oder gleich zu Scholz schicken. SPD Zentrale ginge auch.
Was für ein Schwachsinn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es Aufgabe der Politik ist, dem Bürger auf den Sack zu gehen, zu schikanieren.

Sie kamen in weiß, und sie kamen zu spät !

von Ulrich Ströh am 22.12.2019 um 11:02 Uhr

Vor -drei -Jahren ist die Bonpflicht im Bundestag beschlossen worden.
- Zehn- Werktage vor der Einführung meldet sich auch Fritz Becker zu Wort!

Warum erst jetzt?

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AW: Sie kamen in weiß, und sie kamen zu sp

von Anita Peter am 23.12.2019 um 11:22 Uhr

Warum fahren wir völlig unvorbereitet und ohne Gutachten zum EUGH Verfahren? Die Antwort ist auf beide Fragen die gleiche.

Wunsch an das Christkind

von Anita Peter am 22.12.2019 um 9:27 Uhr

Ich wünsche mir heuer vom Christkind, dass Schmidt im Januar seinen Sessel räumt und die ABDA und der DAV einen 180 Grad Kurswechsel hinlegen. Wie oft will man noch gegen die politische Wand laufen und sich verarschen lassen, bevor unsere Amateure an der Spitze merken, dass wir mit devoter Halten und regelmäßigem Kotau vor Spahn nicht 1 mm nach vorne kommen?
Die ABDA wollte doch aus vollen Rohren schiessen ?!? Die ABDA hat doch noch nicht mal geladen, wie will sie da schiessen?

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Becker

von Conny am 22.12.2019 um 8:42 Uhr

Ob Becker was fordert oder peng

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Olafs Lieblingssound als MP3-Datei gesucht ...

von Christian Timme am 22.12.2019 um 8:32 Uhr

Im neuen Jahr wird man überall den Bon-Sound hören ... aber keinen bekommen ... „Wir scholzen das ...“

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Jahresende

von May, Andreas am 22.12.2019 um 8:21 Uhr

Sehr geehrter Herr Ditzel,
Vielen Dank für diese gelungene Wochenzusammenfassung. Ich freue mich schon sehr auf die Tagebucheinträge des nächsten Jahres.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie
ein gesundes und friedliches Weihnachtsfest.

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