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17. Dezember 2019
Er bleibt bei seiner Meinung: Christopher Hermann, Chef der AOK Baden-Württemberg und der Vater der Rabattverträge, bleibt im DAZ.online-Interview dabei, dass Rabattverträge nicht am Desaster der Lieferengpässe schuld seien. Allenfalls räumt er ein, die Rabattverträge hätten die derzeitigen Marktstrukturen ein bisschen mitgeprägt. Hermann wörtlich: „Da ist mittlerweile eine Menge Druck im Kessel, der von den Rabattverträgen erzeugt wurde.“ Na, mein liebes Tagebuch, wenn das kein Eingeständnis durch die Hintertür ist. Hermann will die Engpässe dennoch eher darauf schieben, dass Produktion und Nachfrage nicht mehr adäquat übereinstimmen, weltweit. Ach ja, mein liebes Tagebuch, natürlich spielt dieses Missverhältnis auch eine Rolle. Letztlich kommt man aber so nicht weiter, irgendwie dreht man sich im Kreis, was war denn nun eher da, die Rabattverträge oder die unkoordinierte Produktion und Nachfrage. Es ist wie bei der Frage Henne oder Ei? Immerhin sieht Hermann, dass Lieferengpässe den Apotheken große Mehrarbeit bereiten, er kann sich sogar vorstellen über eine Vergütung der Engpass-Mehrarbeit nachzudenken. Aber natürlich sollen das nicht die Kassen bezahlen, sondern die Verursacher – und das sind in der Welt von Hermann die Hersteller. Mein liebes Tagebuch, kann man solche Vorschläge ernst nehmen? Kaum, sie kommen aus dem Reich des AOK-Populismus.
Zwei Pharmaverbände wollen fusionieren: der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) und der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI), zwei große Vertreter der Pharmaindustrie. Während vor 20 oder 30 Jahren der BAH eher die OTC-Hersteller vertrat, der BPI eher die Firmen mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, hat sich das im Lauf der Zeit geändert. Heute sind bei beiden Verbänden sogar oftmals dieselben Firmen Mitglied, beide Verbände sind auf dem gleichen Terrain tätig. Da liegt es quasi in der Luft, zu fusionieren. Mein liebes Tagebuch, da fragt man sich schon eher, warum dieser Schritt nicht schon längst stattgefunden hat. Nun, alles braucht seine Zeit. Und im kommenden Jahr soll’s soweit sein, die Verbände wollen „ihre Kräfte bündeln“, wie es BAH-Hauptgeschäftsführer Cranz im AZ-Interview formuliert, sie bereiten die Fusion vor. Mein liebes Tagebuch, wird mit Sicherheit ein sinnvoller Schritt. Und wir freuen uns, wenn der neue Verband (mit neuem Namen) auch auf der Seite der Apotheker steht.
So manche gute Idee hat sie, die Linksfraktion, zumindest wenn es um den Apothekenmarkt geht. So macht sich die Linke durchaus Gedanken, wie man den Arzneimittel-Lieferengpässen begegnen könnte. In einem Positionspapier zu diesem Thema fordert die Linksfraktion weitergehende Pflichten für die Hersteller und klare Sanktionen bei Verstößen, die gänzliche Abschaffung von Rabattverträgen, die Begrenzung des Direktvertriebs auf Einzelfälle und das Ende der Förderung des Parallelhandels. Na, mein liebes Tagebuch, das sind Nägel mit Köpfen, das wär’s doch, was uns gefallen könnte. Die durchweg sinnvollen Forderungen rühren wohl daher, dass Sylvia Gabelmann in der Linksfraktion die Sprecherin für Arzneimittelpolitik und Patientenrechte ist: Gabelmann ist Apothekerin. Mein liebes Tagebuch, da sieht man mal wieder, wie sinnvoll es wäre, wenn Ministerien mit Leuten besetzt wären, die Ahnung von der Sache haben. Stellen wir uns vor: ein Apotheker als Bundesgesundheitsminister.
14 Kommentare
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von Karl Friedrich Müller am 22.12.2019 um 21:32 Uhr
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AW: Diese "Spielchen" auch als Filme (s. Staatsfeind Nr.1) ....
von Bernd Jas am 23.12.2019 um 10:33 Uhr
Lieferengpässe
von T. La Roche am 22.12.2019 um 14:51 Uhr
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DAZ 50 Seite 3
von Karl Friedrich Müller am 22.12.2019 um 14:18 Uhr
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Das Ende vom Jahr
von Dr.Diefenbach am 22.12.2019 um 13:40 Uhr
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AW: Das Ende vom Jahr
von Peter Ditzel am 22.12.2019 um 13:54 Uhr
Bonfrei zur nächsten Runde oder Wie ich die die Digitalisierung verpasste
von Bernd Jas am 22.12.2019 um 11:31 Uhr
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AW: Bonfrei zur nächsten Runde oder Wie ich
von Karl Friedrich Müller am 22.12.2019 um 22:30 Uhr
Sie kamen in weiß, und sie kamen zu spät !
von Ulrich Ströh am 22.12.2019 um 11:02 Uhr
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AW: Sie kamen in weiß, und sie kamen zu sp
von Anita Peter am 23.12.2019 um 11:22 Uhr
Wunsch an das Christkind
von Anita Peter am 22.12.2019 um 9:27 Uhr
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Becker
von Conny am 22.12.2019 um 8:42 Uhr
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Olafs Lieblingssound als MP3-Datei gesucht ...
von Christian Timme am 22.12.2019 um 8:32 Uhr
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Jahresende
von May, Andreas am 22.12.2019 um 8:21 Uhr
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