Sachsen-Anhalt

Verdienstkreuz für Apothekerin im Einsatz für „Wunderbare Menschen“

Düsseldorf - 23.12.2019, 10:15 Uhr

Apothekerin Silke Czerwenka aus Blankenburg wurde von Kultur- und Staatsminister Rainer Robra wegen eines Autismus-Projekts mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. ( r / Foto: Czerwenka)

Apothekerin Silke Czerwenka aus Blankenburg wurde von Kultur- und Staatsminister Rainer Robra wegen eines Autismus-Projekts mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. ( r / Foto: Czerwenka)


Silke Czerwenka ist  jetzt mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt worden. Die Apothekerin hat im sachsen-anhaltinischen Blankenburg ein Hilfenetzwerk zum Thema Autismus aufgebaut und setzt sich für Betroffene und deren Angehörige ein.

„Vor allem ist das eine große Ehre für mich – und für die vielen Menschen, die mir geholfen haben und sich ebenfalls engagieren“, sagt Silke Czerwenka. Die Apothekerin, die im Team der Sonnen-Apotheke im sachsen-anhaltinischen Blankenburg arbeitet, hat jetzt aus den Händen des Staats- und Kulturministers Sachsen-Anhalts Rainer Robra das vom Bundespräsidenten verliehene Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten – für ihr Engagement für Menschen mit Autismus.

„Es fehlt bei vielen Entscheidern in Ämtern oder der Politik noch an Wissen über diese wunderbaren Menschen“, sagt Czerwenka. Dass mehr über das Thema Autismus bekannt würde und die Betroffenen mehr und bessere Förderungen bekommen würden, würde sie sich wünschen. „Frühe Förderung ist dabei wichtig, damit etwa hochintelligente Menschen, die etwa am Asperger-Syndrom erkrankt sind, nicht durch das Raster fallen und dann im zweiten Arbeitsmarkt landen“, sagt sie.

Selbst Betroffene mit einer mittlerweile erwachsenen Tochter mit frühkindlichem Autismus setzte sich Czerwenka ab dem Jahr 2010 dafür ein, in ihrer Heimat Blankenburg den Regionalverband Autismus Nordharz e.V. ins Leben zu rufen. Bis dahin hatte sie zweimal in der Woche die 50 Kilometer-Tour nach Nordhausen zum dortigen Autismus-Zentrum „Kleine Wege“ auf sich nehmen müssen. 2012 eröffnete das Zentrum dann eine Außenstelle in Blankenburg mit maßgeblicher Beteiligung der Apothekerin.

Auf Bundesebene engagiert für Menschen mit Autismus

Damit nicht genug – seit vielen Jahren setzt sich die Sachsen-Anhaltinerin auch auf Bundesebene für Menschen mit Autismus ein. Ehrenamtlich ist sie als gewähltes Mitglied im Vorstand des Bundesverbandes „Autismus Deutschland“ tätig und seit dem Jahr 2011 stellvertretende Vorsitzende und Mitglied im Stiftungsrat der „Autismus Deutschland“-Stiftung.

„Wir verstehen und als Anlaufstelle auch besonders für die Eltern von Betroffenen. Das ist einfach eine sehr dankbare Aufgabe, wenn die Menschen dann dort Hilfe finden und sich mit anderen Betroffenen austauschen können“, sagt die 51-Jährige. Dass man sich dabei für Menschen einsetze, sei zumindest ein Querbezug zu ihrem Beruf als Apothekerin.

Das würdigte auch der Staatsminister. „Über Ihre fordernde berufliche Tätigkeit hinaus engagieren Sie sich seit vielen Jahren in sehr vielfältiger Weise für Menschen mit Autismus. So konnten Sie mit einem hohen Maß an Energie und Eigeninitiative die Situation zahlreicher Familien in ihrer Region verbessern. Selbst Mutter einer mittlerweile erwachsenen Tochter mit frühkindliche Autismus vermögen Sie es, im Umgang mit betroffenen Familien Optimismus, Verständnis und Wärme auszustrahlen“, sagte Robra bei der Verleihung der Ehrung.

Apothekerin fühlt sich stellvertretend für viele geehrt

Czerwenka sieht sich dabei vor allem auch stellvertretend geehrt. „Es sind ja viele Menschen, die sich außer mir noch engagiert haben. Man macht das alles nicht allein“, sagt sie. Dankbar sei sie für die Ehre, sagt sie, aber sie sehe die Auszeichnung nun auch als einen Ansporn, sich noch mehr für Betroffene mit Autismus einzusetzen. „Das sind einfach ganz tolle Menschen, die mit einer entsprechenden Förderung ihren Platz in der Gesellschaft finden können“, sagt sie.

Dass es bessere und gezieltere Förderungen für Autismus-Betroffene gibt, dafür müsse noch mehr getan werden. In vielen Fällen stoße man etwa bei Ämtern auf Unverständnis oder auch Unwissen, wenn Förderungen pauschal abgelehnt würden. Unter anderem dafür wolle sie weiter arbeiten.

„Sie haben ein Beispiel dafür gegeben, wie viel durch hohen persönlichen Einsatz bewegt und zum Besseren verändert werden kann“, stellte dann auch der Staatsminister bei der Verleihung fest.

Dass man mit Beharrlichkeit zum Erfolg kommt, hat die Apothekerin dabei auch beruflich erfahren. Zu DDR-Zeiten hatte sie nach dem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Apothekenfacharbeiterin absolviert und ein Fernstudium zum Pharmazie-Ingenieur begonnen. Einen Pharmaziestudienplatz zu bekommen war vor 1990 für sie unerreichbar – nach der Wende aber studierte sie in Halle-Wittenberg und schloss 1995 als Diplom-Pharmazeutin ab. Seitdem arbeitet sei als Apothekerin in Blankenburg.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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