BMC-Kongress

Gematik: E-Rezept für Versicherte ab Anfang 2021

Berlin - 22.01.2020, 11:00 Uhr

Per QR-Code könnten Patienten künftig Apothekern Zugriff auf ihre E-Rezepte gewähren. Die Gematik stellte nun klar, dass es frühestens zum Jahreswechsel 2020/2021 zu flächendeckenden Lösungen kommen werde. (c / Foto: imago images)

Per QR-Code könnten Patienten künftig Apothekern Zugriff auf ihre E-Rezepte gewähren. Die Gematik stellte nun klar, dass es frühestens zum Jahreswechsel 2020/2021 zu flächendeckenden Lösungen kommen werde. (c / Foto: imago images)


Bis Ende Juni dieses Jahres hat die Gematik den Auftrag, die technischen Voraussetzungen für die flächendeckende Einführung des E-Rezeptes zu definieren. Dass ab Juli dann sofort E-Rezepte verschickt werden, sei aber nicht realistisch, stellte der Gematik-Manager Hannes Neumann am gestrigen Dienstag auf dem BMC-Kongress in Berlin klar. Denn die für die Versicherten nötigen Anwendungen würden wahrscheinlich erst zu Anfang 2021 fertig. Und: Der TK-Innovationsexperte Daniel Cardinal sorgte mit einer Aussage zu Lieferengpässen für Aufsehen.

Einmal im Jahr findet in Berlin der BMC-Kongress statt. Ausrichter ist der Bundesverband Managed Care – ein Verband, in dem sich zahlreiche Verbände, Interessengruppen und andere Akteure aus allen Teilen des Gesundheitswesens tummeln. Hauptthema des BMC sind Versorgungsinnovationen. Die ABDA ist vor einigen Jahren aus dem BMC ausgetreten – wegen Aussagen des Verbandes zum Rx-Versandverbot. Die Apothekerkammer Niedersachsen ist allerdings weiterhin Mitglied, ebenso wie die DocMorris-Mutter-Zur Rose, die auch beim diesjährigen Kongress wieder „Platin-Partner“ des BMC ist.

Und im Namen dieses Platin-Partners fand am gestrigen Dienstag ein zweistündiges Themenforum unter dem Titel „Digitales Gesundheitswesen: das E-Rezept ist da!“ statt. Als Redner waren dabei Daniel Cardinal, Innovationsexperte der TK, Andrea Galle, Vorständin der BKK VBU, Julia Hagen vom Health Innovation Hub des BMG, Tobias Leipold, Chef der DocMorris-Tochter eHealth-Tec, Hannes Neumann, Programmleiter bei der Gematik und Prof. Dr. Heinrich Worth, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Atemwegsliga.

Insbesondere der Gematik-Manager Hannes Neumann brachte einige interessante Updates zum Thema E-Rezept mit. Er beleuchtete nochmals den Ablauf der flächendeckenden Einführung des E-Rezeptes und die damit verbundenen Aufgaben für die Gematik, die bis zum 30. Juni dieses Jahres die technischen Spezifikationen für die Rezeptweiterleitung festlegen muss. Neumann stellte klar, dass dies grundsätzlich in zwei Schritten erfolge: Bis zum 30. Juni werde der technische Fachdienst fertiggestellt. Das „Primärsystem“, also die Anwendung für die Versicherten, werde aber erst Ende dieses Jahres beziehungsweise Anfang 2021 zugänglich sein, so der Gematik-Manager.

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Er erklärte nochmals die zu erwartenden Arbeitsstufen der Gematik in Sachen E-Rezept für die kommenden Jahre: In diesem Jahr würden zunächst digitale Verordnungen für apothekenpflichtige Arzneimittel und deren Belieferung bei öffentlichen Apotheken und bei Versandhändlern ermöglicht. Auch E-Rezepte aus der ausschließlichen Fernbehandlung seien im ersten Arbeitsschritt dabei. Ein Jahr später würden dann E-Rezepte für BtM, T-Rezepte und die Einbindung weiterer Akteure folgen – wie etwa dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Spannend waren seine Ausführungen zum dritten Arbeitsschritt, den Neumann als noch „bunten, unsortierten Blumenstrauß“ bezeichnete, weil noch viel zu klären sei.

Anbindung der EU-Versender erst sehr viel später?

Neben den Heil- und Hilfsmitteln werde es in diesem späteren Schritt darum gehen, die „grenzüberschreitende Einlösung“ zu ermöglichen. Neumann brachte das Beispiel eines Berliner Patienten, der mit seinem E-Rezept in den Urlaub fährt und es da einlösen will. Ob damit auch die großen EU-Versender in den Niederlanden gemeint sind, blieb allerdings unklar. Zur Erinnerung: Für DocMorris und die Shop Apotheke ist es kein leichtes Unterfangen, die derzeit für Deutschland geplante E-Rezept-Lösung umzusetzen. Schließlich muss sich jede Apotheke hierzulande an die Telematikinfrastruktur anbinden, wozu unter anderem ein Heilberufsausweis benötigt wird, den die Apothekerkammern ausschließlich Apothekern geben. Das Bundesgesundheitsministerium hatte diesbezüglich gegenüber DAZ.online erklärt, dass man aber an einer Lösung arbeite, um die EU-Versender an den E-Rezept-Prozessen teilhaben zu lassen.

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Anbindung an die Telematikinfrastruktur

Wie sollen DocMorris und Co. künftig E-Rezepte empfangen?

Neumann wies auch nochmals auf die Vorteile hin, die sich durch das E-Rezept ergeben könnten. „Der Patient hasst es, in die Apotheke zu gehen und dann erst zu fragen: Ist das auch verfügbar? Das ist nicht mehr zeitgemäß. Künftig wird das alles per App über Vorabfragen geregelt werden können. Die Menschen sind das auch gewohnt inzwischen, etwa von Amazon oder von Flugreisen.“ Für die Apotheker ergäben sich aber auch Vorteile. Die Fehleranfälligkeit im System werde minimiert. „Fehlerhafte Rezepte treiben jeden Apotheker in den Wahnsinn – das wird sich erledigen mit dem E-Rezept“, so Neumann.

TK-Experte: Mit dem E-Rezept wird es keine Lieferengpässe mehr geben

Zum Thema „Vorteile durch das E-Rezept“ tätigte auch der TK-Manager Daniel Cardinal eine äußerst bemerkenswerte Aussage. Er sagte: „Das Thema Lieferengpässe hat sich spätestens mit dem E-Rezept erledigt.“ Cardinal blieb in seinen Aussagen dazu äußerst vage. Er deutete an, dass es den Apothekern durch die vorab vorliegenden E-Rezepte früher und schneller möglich sei, die Lieferbarkeit von Arzneimitteln zu überprüfen und bei einem Defekt gegebenenfalls gegenzusteuern. Außerdem könne auch der Patient per Handy-App in mehreren Apotheken nachfragen, ob das verordnete Präparat vorhanden ist.

Einen Einblick in das Hamburger E-Rezept-Modell der TK gewährte übrigens nicht nur Cardinal, sondern auch der eHealth-Tec-Chef Leipold. Sein Unternehmen hatte die technische Infrastruktur für das Hamburger Modellprojekt gebaut, das seit dem vergangenen Jahr läuft. Leipold verdeutlichte nochmals die Grundzüge des Projektes: Bei dem dezentralen Ansatz werden die digitalen Verordnungen verschlüsselt vom Arzt an den Patienten übertragen, der das Rezept dann per QR-Code in die Apotheke bringt. Bei den von den Apothekern betriebenen Modellprojekten in Baden-Württemberg und Berlin gibt es allerdings einen zentralen Ansatz, also eine Lösung über einen Server. Leipold erklärte auch, dass es im Hamburger Projekt einen wichtigen Vorteil für die Ärzte gebe: Die Mediziner können in ihrer Praxis-Software gleich zahlreiche E-Rezepte auf einmal signieren. Zur Erklärung: Für die Ärzte ist das E-Rezept derzeit noch umstritten, weil sie fürchten, dass sie jede einzelne Verordnung einzeln signieren und sich dazu jedes Mal aufs Neue einloggen müssen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Ich werd Kassenfunktionär

von Rainer W. am 24.01.2020 um 10:18 Uhr

Können muss man da nicht viel außer die Klappe aufreißen. Check.

Dass ich auch selbst im Gesundheitswesen gearbeitet habe kann man getrost ignorieren, so sehr darf man sich an Fachkompetenz nicht stören.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Thema Lieferengpässe hat sich spätestens mit dem E-Rezept erledigt

von Rita Längert am 22.01.2020 um 19:59 Uhr

Super Aussage! Da hat Herr Cardinal sich bestimmt mit Max Müller ausgetauscht. Fazit:e-rezepte werden sowieso an die holländischen AM-Logistiker gesendet (am besten gleich durch die Arztpraxis, die müssen das lt. Herrn Oberhänsli ja auch nicht umsonst machen) weil die Regelapotheker ja nur Papierrezepte können und bei den Supergrenzversendern gibt es keine Lieferengpässe! Die liefern einfach kommentarlos nichts (ohne Sonderkennzeichen) und sparen sich demnächst auch das Porto fürs zurückschicken der Rezepte.
Noch ein kleiner Tipp an Herrn Cardinal: auch wenn ich durch das e-Rezept angeblich die Lieferfähigkeit schneller überprüfen kann, wenn's nichts gibt, gibt es nichts!!!
Frage an die Redaktion: ist der wirklich in einer Führungsposition?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Salär?

von Stefan Haydn am 23.01.2020 um 12:30 Uhr

Interessant wäre noch, welches Salär Herr Cardinal für den von ihm verzapften Unfug bekommt.

Geldverbrennung mal anders!

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