2-Millionen-Dollar-Arzneimittel Zolgensma

Schmidt: Arzneimittelpreise müssen nachvollziehbar sein

Berlin - 11.02.2020, 12:44 Uhr

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat sich zum Fall Zolgensma geäußert. Auch er findet die Preiskalkulation des Herstellers schwierig. (t/Foto: Schelbert)

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat sich zum Fall Zolgensma geäußert. Auch er findet die Preiskalkulation des Herstellers schwierig. (t/Foto: Schelbert)


Der Fall Zolgensma sorgt bereits seit Monaten für Empörung: Wie teuer darf ein innovatives Arzneimittel sein? Und wie können mit ihm Patienten versorgt werden, wenn das Produkt noch gar keine Zulassung hat? Nun hat sich auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt zu Wort gemeldet. Im Interview mit dem MDR-Magazin „Hauptsache Gesund“ hat er sich für mehr Transparenz bei Medikamentenpreisen ausgesprochen.

Das globale Zolgensma-Härtefall-Programm ist angelaufen. Als „Lotterie“ sorgt es für Schlagzeilen. Denn es geht darum, innerhalb eines Halbjahres 50 Dosen des bislang nur in den USA zugelassenen Gentherapeutikums an die kleinen Patienten mit spinaler Muskelatrophie zu bringen. Über das ganze Jahr hinweg sollen es 100 Dosen sein. Dabei kommt unter denjenigen, die die grundsätzlichen Kriterien für das Härtefallprogramm erfüllen und von ihrem Arzt hierfür vorgeschlagen wurden, ein Zufallsprinzip zur Anwendung. Jeden Monat sollen zwei Patienten das nur einmal anzuwendende Arzneimittel kostenlos erhalten. Wer nicht „gewinnt“, hat beim nächsten Mal eine weitere Chance. 

Neben diesem Losverfahren ist es aber vor allem der hohe Preis von Zolgensma, der für Diskussionen sorgt. Rund zwei Millionen Dollar kostet es in den USA. So teuer wurde bislang noch kein Arzneimittel verkauft. In Europa wird Hersteller Avexis, den Novartis im Jahr 2018 angesichts der vielversprechenden Pipeline übernahm, sicher ebenfalls einen stolzen Preis für die Innovation verlangen – wenn es denn im Laufe des ersten Halbjahrs 2020 seine Zulassung von der EMA erhält. Aber wie teuer darf ein Arzneimittel sein?

Erfahrungen sammeln ist wichtig

Nun hat sich auch ABDA-Präsident Friedemann Schmidt zum Fall Zolgensma zu Wort gemeldet. Er meint, dass Pharmakonzerne wie Novartis die hohen Preise für solche Medikamente besser begründen müssten. „Sie argumentieren, dass der Herstellungsprozess für solche Therapien komplex und schwierig sei. Das stimmt, aber es rechtfertigt aus meiner Sicht nicht so extrem hohe Preise“, sagte der dem MDR-Magazin „Hauptsache Gesund“. Gerade bei lebensentscheidenden Therapien müsse demnach die Kostenkalkulation des Herstellers rational nachvollziehbar sein. Ansonsten liege doch der Verdacht nahe, dass man eine unangemessen hohe Marge realisiere.

Grundsätzlich findet es Schmidt aber gut, dass zumindest einige Kinder in den Genuss der neuen Therapie kommen. „Aus fachlicher Sicht ist es richtig, dass das Medikament in der Praxis angewendet wird. So kann man Erfahrungen und Daten sammeln und für die Zukunft den Einsatz der Medikamente optimal planen“, sagte Schmidt.

VdPP: Fragwürdige Formen der „Vermarktung“ beenden!

Der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) hatte die Preispolitik von Novartis schon Ende Januar scharf kritisiert. Er forderte die Bundesregierung auf, rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, „um das ethisch hoch fragwürdige Vorgehen verschiedener Pharmafirmen bei der Vermarktung ihrer zum Teil völlig überteuerten Produkte zu beenden“. Auch eine breite und europaweite Diskussion müsse angestoßen werden, zum Beispiel mit dem Deutschen Ethikrat, dem Sachverständigenrat Gesundheit und weiteren Expertengremien im Gesundheitswesen.  „Es muss die Frage dringend beantwortet werden, wie das solidarisch finanzierte Gesundheitswesen angesichts der aktuellen Entwicklungen erhalten werden kann“, so der VdPP.  


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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1 Kommentar

Schmidt-Zolgensma

von pille62 am 11.02.2020 um 15:45 Uhr

schön wenn Herr Schmidt keine anderen Sorgen hat!

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