Necroxime

Eine mögliche neue Waffe gegen Tumore aus dem Biss einer Spinne?

Düsseldorf - 09.03.2020, 09:00 Uhr

Forscher ausJena, des Hans-Knöll-Instituts (HKI) fanden als Endosymbionten lebende Bakterien, die sie als Produzenten einer ganzen Reihe von toxisch wirkenden Substanzen identifizierten. Pilz mit (links; 1. Spalte) und ohne bakterielle Endosymbionten (Foto: Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie)

Forscher ausJena, des Hans-Knöll-Instituts (HKI) fanden als Endosymbionten lebende Bakterien, die sie als Produzenten einer ganzen Reihe von toxisch wirkenden Substanzen identifizierten. Pilz mit (links; 1. Spalte) und ohne bakterielle Endosymbionten (Foto: Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie)


Forscher des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie in Jena haben jetzt neue Wirkstoffe identifiziert, deren Ursprünge in den tragischen Folgen des Bisses einer australische  Spinne liegen. Diese sogenannten Necroxime könnten wirksame Tumor-Therapeutika sein.

Manchmal entsteht aus großem Unglück dennoch etwas Positives. Im Falle einer Australierin, die in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach dem Biss einer Spinne in ihren Finger als Folge den gesamten Unterarm durch eine folgende notwendige Amputation verlor, könnte das so sein – einiges spricht dafür, dass das persönliche Unglück der Frau dazu beitragen könnte, in Zukunft das Leben vieler Krebspatienten retten zu können.

Nach dem Spinnenbiss hatte sich bei der Frau eine fortschreitende Mischinfektion im Unterarm entwickelt, nur durch die Amputation hatte das Leben der Frau gerettet werden können. Im nekrotischen Gewebe des Unterarms fanden Forscher damals bereits einen Pilz, der mit dem Biss der Spinne übertragen wurde – Rhizopus microsporus. Der Pilz ist als Pflanzenpathogen von Reis bekannt und infiziert auch immungeschwächte Menschen. Außerdem wird er bei der Fermentation von Soja etwa zu Tempeh und Sufu genutzt.

 

Mikroskopische Aufnahme der Bakterien im Pilz. 

Forscher des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie  in Jena, des Hans-Knöll-Instituts (HKI), nahmen sich Proben dieses Pilzes vor einigen Jahren bereits vor und fanden darin wiederum in dem Pilz als Endosymbionten lebende Bakterien, die sie als Produzenten einer ganzen Reihe von toxisch wirkenden Substanzen identifizierten. Die gram-negativen Proteobakterien der Art Paraburkholderia rhizoxinica produzieren unter anderem eine Klasse von Mitose-Hemmern, die Rhizoxine, die als mögliche Tumor-Therapeutika erforscht wurden, allerdings wegen zu geringer in vivo-Aktivität nicht die klinische Phase erreichten. Rhizoxine sind Makrolaktone, die sich auch chemisch vollständig synthetisieren lassen – oder biotechnologisch durch das gut anzüchtbare Bakterium produziert werden können.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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