Arzneimittelkontingentierung

Was sind „versorgungsrelevante“ Arzneimittel?

Stuttgart - 25.03.2020, 09:00 Uhr

Um Ungleichverteilungen bei Arzneimitteln und Engpässen vorzubeugen, hat das BfArM die Kontingentierung von  Arzneimitteln angeordnet. (t/Foto:imago images / Panthermedia)

Um Ungleichverteilungen bei Arzneimitteln und Engpässen vorzubeugen, hat das BfArM die Kontingentierung von  Arzneimitteln angeordnet. (t/Foto:imago images / Panthermedia)


Schmerzmittel, Antibiotika, Virostatika, …

Die Liste der versorgungsrelevanten Wirkstoffe ist lang und bunt: Sie reicht von Schmerzmitteln – wie Rx-Paracetamol oder Morphin –, Antidiabetika und Insuline, Levothyroxin zur Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen über zahlreiche Antibiotika – wie Penicilline, Flurochinolone, Erythromycin –, antivirale Arzneimittel zur Behandlung beispielsweise von Herpes Zoster (Aciclovir), HIV oder Hepatitis C (Sofosbuvir) und Glucocorticoiden bis hin zu  Zytostatika – wie Oxaliplatin – oder Arzneimittel zur Behandlung von Herz-Kreislauferkrankungen (Hydrochlorothiazid, Metoprolol, Ramipril) und Hypercholesterinämie (Atorvastatin). Auch viele Antikörper-Präparate, die beispielsweise bei Multipler Sklerose (Alemtuzumab) oder Schuppenflechte (Ustekinumab) Einsatz finden, sind aufgeführt, daneben die „Pille“ (Ethinylestradiol/Levonorgestrel) oder Sumatriptan bei Migräne, der Magenschutz Pantoprazol oder der Bronchodilatator Salbutamol.

Sildenafil versorgugnsrelevant?

Teilweise sind auch nur bestimmte Darreichungsformen oder Indikationen als versorgungsrelevant eingestuft – wie Acetylsalicylsäure intravenös, das unter anderem zur Behandlung bei Herzinfarkten eingesetzt wird. Auch der Viagra-Wirkstoff Sildenafil ist gelistet, aber nur zur Behandlung des Lungenhochdrucks (pulmonale Hypertonie) und nicht als Wirkstoff zur Behandlung von Erektionsstörungen. 

Die vollständige Liste der versorgungsrelevanten Wirkstoffe ist auf der Seite des BfArM hinterlegt.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Fragen

von Peter Brunsmannn am 26.03.2020 um 10:18 Uhr

Keine Ahnung von welchen Hamsterkäufen da geredet, oder geschrieben wird (im RX-bereich). Was ich sehe sind Vorziegeffekte, welche durch die Erfahrung unserer Patienten mit "Nichtlieferbarkeiten" und Praixurlauben zum Quartalsende, mehr als verständlich sind.
Nun macht man uns noch die Versorgung zusätzlich schwer.

Es gibt 10 tausende Fachleute in diesem Land, die sich mit der Arzneimittelversorgung auskennen! Zumindest einen hätte man ja fragen können, bevor man aktionistisch agiert.

Bleibt gesund



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Sehr geehrter Herr Minister Spahn,

von Wolfgang Müller am 25.03.2020 um 15:28 Uhr

liebe Bundesregierung,

das ist eine wirklich überhastete und unseriöse Regelung. Sie öffnet vor Allem Tür und Tor für Willkür bei den Großhändlern und Gschaftlhuberei sowie Schlaumeierei bei einem Teil der abnehmenden, durch die Kontingentierung betroffenen 19.000 Apotheken. Vom völlig überflüssigen Mehraufwand und Gewusel in diesen - noch einmal - 19.000 Betrieben ganz zu schweigen!

Der Effekt wird sein: "schlaue", "geschickte", "starke" Apotheken, sprich also in der Regel die recht großen, recht kaufmännisch aufgestellten mit guten "Kanälen" werden ordentlich weiter Ware vom Großhandel bekommen. Die normalen haben gerade aktuell gar nicht die Zeit und oft eben NICHT die "Kanäle", sich dieser privilegierten, bonfortionösen geschäftemacherischen Schlaumeierei anzuschließen. Die Flächenversorgung mit den Hilfloseren trocknet dann als Erste aus. Die Fläche, die von sich gerade emsiger als je abstrampelnden "Regel-Apotheken im Gestern" (wie Disruptions-Gurus abschätzig bis vor Kurzem schon mal sagten; sorry, Herr Abgeordneter Hennrich, ich weiß: sie sind eigentlich auf unserer Seite) hochmotiviert und anpassungsfähig versorgt wird!!!

Dieser Mist muss SCHNELL WEG, Herr Minister Spahn. Sie sollten eher Wege finden, dass aus der inländischen Handelskette keine hier eigentlich schon für die Vor-Ort-Versorgung bereitstehenden Arzneimittel in Riesen-Lieferlosen und unverhältnismäßigen Mengen strategisch in die Lagerhäuser "Ganz Großer" im benachbarten Ausland verschwinden, WENN Sie schon kontingentieren wollen. Das hat hier übrigens heute auch schon mal der Kollege Reinhard Rokitta von der Freien Apothekerschaft klar gefordert.

Zu viel an Fairness verlangt? Bitte enttäuschen Sie mich nicht. Ich möchte gerne meinen Glauben an eine Chance für anständige konservative Haltungen in Ihrem/unserem Lager bewahren.

Mit freundlichen Grüßen,

Wolfgang Müller

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