Phase-II-Studie startet in Deutschland, Österreich und Dänemark

Lösliches ACE2 bei COVID-19 auf dem Prüfstand

02.04.2020, 17:55 Uhr

SARS-CoV-2 (hier Viruspartikel als 3-D-Modell) nutzt das membrangebundene Enzym ACE2 als Eintrittspforte unter anderem in die Lungenzellen. Eine rekombinante lösliche Variante von Angiotensin Converting Enzyme 2 (rhACE2) wird nun in einer Studie als mögliche Therapie getestet. (t/Foto: imago images / ZUMA Wire)

SARS-CoV-2 (hier Viruspartikel als 3-D-Modell) nutzt das membrangebundene Enzym ACE2 als Eintrittspforte unter anderem in die Lungenzellen. Eine rekombinante lösliche Variante von Angiotensin Converting Enzyme 2 (rhACE2) wird nun in einer Studie als mögliche Therapie getestet. (t/Foto: imago images / ZUMA Wire)


Aufsichtsbehörden in Deutschland, Österreich und Dänemark haben der österreichischen Firma Apeiron Biologics AG die Genehmigung für eine Phase-II-Studie zur Behandlung von COVID-19-Patienten mit APNO1 erteilt. APN01 ist eine rekombinanten lösliche Variante von Angiotensin Converting Enzyme 2 (rhACE2). Sie soll sowohl die Infektion von Zellen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 verhindern als auch die COVID-19-Patienten vor schweren Entzündungsreaktionen in der Lunge schützen.

ACE2 ist ein membrangebundenes Enzym, das SARS-CoV-2 als Eintrittspforte unter anderem in die Lungenzellen dient. Ist die Zelle durch das Coronavirus infiziert, wird die Expression von ACE2 herunterreguliert, so dass ACE2 seine physiologische Aufgabe, Angiotensin II in Angiotenin1-7 umzuwandeln, nicht mehr in ausreichendem Maße nachkommen kann. Die so steigenden Angiotensin-II-Konzentrationen werden unter anderem für entzündliche Prozesse in der Lunge verantwortlich gemacht.

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APN01 ist eine lösliche Variante von ACE2. Sie soll zum einen die Viren abfangen und damit am Eintritt in die Zellen hindern. Zum anderen ist die ACE2-Enzymfunktion erhalten, so dass das synthetische Analogon Angiotensin II abbauen kann. Entzündliche Reaktionen in der Lunge  und damit akute Lungenschäden (ALI) und ein akutes Atemnotsyndrom (ARDS) sollen so verhindert werden.

APN01 wurde Anfang der 2000er Jahre im Rahmen der Forschung um die  Coronaviruserkrankungen SARS und MERS entwickelt. Ergebnisse aus Phase-I- und -II-Studien bei gesunden Freiwilligen und Patienten liegen vor und haben schon erste Ergebnisse zur Sicherheit und Wirksamkeit geliefert. Prof. Dr. Josef Penninger von der University of British Columbia in Vancover, Miterfinder von APN01 sowie Gründer und Aufsichtsratsmitglied der Apeiron Biologics AG, ist zuversichtlich, dass das rekombinante ACE2 erfolgreich zur Behandlung von COVID-19 eingesetzt werden kann. In einer Pressemitteilung von Apeiron erklärt er das Prinzip: „Wir versperren dem Virus die Tür und schützen die Organe“.

Europäische Studie -doppelblind und randomisiert

Wie die Apeiron Biologics AG weiter ausführt, sollen in der Phase-II-Studie zunächst 200 schwer an COVID-19 erkrankte Patienten mit APNO1 behandelt werden. Die Studie soll als Multicenter-Studie doppelblind, randomisiert und placebokontrolliert durchgeführt werden. Die Patienten erhalten zusätzlich zur Standardtherapie über sieben Tage entweder alle 12 Stunden eine 30-minütige APN01-Infusion oder Placebo. Jeder Patient wird innerhalb der Studie über 29 Tage betreut. Primärer Endpunkt ist die Beurteilung der klinischen Wirksamkeit von APN01 anhand aller Todesursachen und der Notwendigkeit einer invasiven mechanischen Beatmung innerhalb von 28 Tagen.

Sekundäre Endpunkte sind unter anderen die Beurteilung der Wirksamkeit von APN01 unter Verwendung logarithmisch transformierter Werte von Laktatdehydrogenase (LDH) als Surrogatmarker für Organschäden, die Beurteilung der Sicherheit von APN01 bei Patienten mit schwerem COVID-19, die Überwachung anderer Biomarker-Veränderungen wie IL-6 und Angiotensin II.

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Zwei deutsche Kliniken beteiligt

In Deutschland werden an der Studie das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und das Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München teilnehmen, in Österreich die Medizinische Universität Wien, das Kaiser Franz-Josef-Spital, Wien, die Medizinische Universität Innsbruck und das Universitätsklinikum Salzburg. In Dänemark sind The National University Hospital, Rigshospitalet (Kopenhagen), das Herlev Gentofte Hospital, das Hvidovre Hospital und das Nordsjællands Hospital (Hillerød) beteiligt. Mit weiteren Studienzentren ist man für eine mögliche Teilnahme in Gesprächen. Leitender Prüfarzt der Studie ist Prof. Dr. med. Henning Bungaard von der Faculty of Health and Medical Science der Universität Kopenhagen. Er setzt große Hoffnungen auf APN01, das seiner Ansicht nach aufgrund seines zweifachen Wirkprinzips das Potenzial hat, einen wichtigen therapeutischen Beitrag in der COVID-19-Pandemie zu leisten.

Im Interview mit der DAZ hatte Professor Penninger das Wirkprinzip ausführlich vorgestellt und seine ganze Hoffnung in valide Zulassungsstudien gesetzt (DAZ 2020, Nr. 11, S. 36). Hier hat er auch erklärt, dass für eine erfolgreiche Bekämpfung des neuen Coronavirus Impfstoffe ebenso benötigt werden wie wirksame Virustatika. APN01 könnte hier eine wichtige Rolle spielen.



Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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