1500 Euro für Apothekenmitarbeiter

Corona-Bonus statt Weihnachtsgeld?

Stuttgart - 09.04.2020, 07:00 Uhr

Statt eines Extra-Corona-Bonus' das Weihnachtsgeld umwandeln? Dann wäre das für die Apothekenmitarbeiter zumindest steuerfrei. (m / Foto Firma V / stock.adobe.com)

Statt eines Extra-Corona-Bonus' das Weihnachtsgeld umwandeln? Dann wäre das für die Apothekenmitarbeiter zumindest steuerfrei. (m / Foto Firma V / stock.adobe.com)


Aufgrund der Coronakrise hat das Bundesfinanzministerium einen steuerfreien Bonus von maximal 1500 Euro für Arbeitnehmer ermöglicht, auch für Apothekenmitarbeiter. Könnte man nicht das Weihnachtsgeld in den Corona-Bonus umwandeln? Das würde Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanzielle Vorteile verschaffen. ADEXA, ADA und die Treuhand Hannover warnen jedoch davor – selbst wenn die Vertragsklausel Weihnachtsgeld nur bei guter betriebswirtschaftlicher Lage der Apotheke vorsieht. Warum?

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hat für ein „Corona-Schutzschild für Deutschland“ gesorgt. Unter anderem ermöglicht dieses einige Steuererleichterungen für Arbeitgeber, die auch Apotheken nutzen können. Zudem hat das Bundesfinanzministerium Arbeitgebern die Möglichkeit eingeräumt, ihren Mitarbeitern einen steuer- und sozialversicherungsfreien Bonus von maximal 1500 Euro zukommen zu lassen: „Wir sorgen jetzt dafür, dass Prämien zu 100 Prozent bei den Beschäftigten ankommen“, erklärt Scholz auf der Homepage des Bundesfinanzministeriums.

Diese Sonderzahlungen und Sachleistungen an Mitarbeiter müssen im Zeitraum vom 1. März bis 31. Dezember 2020 geleistet werden. Der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) und die Apothekengewerkschaft ADEXA begrüßen diese Möglichkeit: „Wir werben dafür, dass Apothekeninhaber*innen ihren Beschäftigten die Zahlung solcher Boni nach der individuellen betrieblichen Möglichkeit zukommen lassen, wenn ihre Mitarbeiter*innen in dieser Zeit erhöhte Leistungen erbringen müssen“, erklären der ADA-Vorsitzende, Theo Hasse, und die Leiterin der ADEXA-Tarifkommission, Tanja Kratt. Ein derartiger Bonus diene der Wertschätzung der wichtigen Arbeit der Mitarbeiter*innen in den schwierigen Zeiten mit einem erhöhten persönlichen Gesundheitsrisiko.

Zusätzlich zum Arbeitslohn

Allerdings ist der Bonus an eine Voraussetzung geknüpft, das betonen ADA, ADEXA und auch das Bundesfinanzministerium. Voraussetzung ist, dass die Boni zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn geleistet werden. Wichtig ist auch: Das Geld kommt nicht aus einem staatlichen Extra-Corona-Topf, sondern die Apotheke muss für die Sonderzahlung aufkommen – was vielleicht nicht alle Apotheken stemmen können. Denn ob die Coronakrise über das Gesamtjahr für mehr Umsatz sorgt oder sich das Mehr in den letzten Wochen wieder nivelliert, wird man erst im Dezember wissen. Wie könnte man beide, Apothekeninhaber und Apothekenmitarbeiter, glücklich machen?

Treuhand Hannover warnt vor Umwandlung des Weihnachtsgeldes

Nun könnte man auf die Idee kommen, einfach das diesjährige Weihnachtsgeld teilweise als Bonus umzumünzen. Das würde den Arbeitgeber bei den Sonderzahlungen entlasten und dem Arbeitnehmer mehr Netto vom Weihnachtsgeld lassen. Das geht jedoch nicht. Denn, so erklären ADA und ADEXA: „Zum vertraglich vereinbarten Gehalt gehört in Apotheken bei Geltung des Bundesrahmentarifvertrages für Apothekenmitarbeiter (BRTV) auch die Sonderzahlung nach § 18 BRTV“, also auch das Weihnachtsgeld. 

Corona-Prämie nur zusätzlich auszahlen

Und wie sieht es aus, wenn der Apothekenmitarbeiter keinen Vertrag nach BRTV hat und eine Klausel das Weihnachtsgeld nur vorsieht, wenn die betriebswirtschaftliche Lage der Apotheke dies erlaubt? Auch da ist Vorsicht geboten. Die Treuhand Hannover erklärt auf Nachfrage von DAZ.online: 

„Das Weihnachtsgeld sollte nicht in die Corona-Prämie umgewandelt werden. Denn grundsätzlich gehört das Weihnachtsgeld zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn, selbst wenn eine betriebswirtschaftliche Klausel im Arbeitsvertrag enthalten ist.“ Denn: Auch aufgrund betrieblicher Übung könne sich ein Anspruch des Arbeitnehmers auf das Weihnachtsgeld ergeben: „Wenn zum Beispiel das Weihnachtsgeld drei Jahre in Folge ausgezahlt wurde, entsteht der Anspruch aufgrund betrieblicher Übung, auch wenn die Zahlung als freiwillig bezeichnet wird“, erklären die Steuerspezialisten. Zudem besteht die Gefahr, dass bestimmte Klauseln arbeitsrechtlich nicht anerkannt werden. „Daher sollte die Corona-Prämie tatsächlich nur zusätzlich ausgezahlt werden.“ Nur so werde ja auch der Sinn und Zweck hinsichtlich der Abgeltung von Mehrleistung erfüllt. Im Einzelfall sollten die Apotheker konkrete Fragen mit ihrem Steuerberater abklären.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

non grata

von O. Schuster am 20.04.2020 um 15:22 Uhr

Ich habe mit keinem Wort die Tätigkeit einer PTA denunziert! Das kann man von Ihnen gegenüber meiner Tätigkeit nicht behaupten. Ich habe auch nicht behauptet, das PTA s zu viel Geld bekommen, im Gegenteil. Ich wollte auch nicht, daß Sie Äpfel mit Birnen vergleichen, aber um auf Sie einzugehen, wie erklärt es sich denn, daß eine Supermarktkassiererin (ohne pharmazeutisches Wissen) weitaus mehr Geld als eine PTA verdienen kann?
Es geht einfach darum, daß sich u.a. in dieser Branche Menschen auf den Rücken anderer enorm bereichern (und damit meine ich ganz gewiss nicht Sie als PTA). Das hat auf dieser Ebene nichts mit Neid zu tun, sondern mit Gerechtigkeit! Das Sie sich jetzt aufgehetzt zeigen verrät zum einen Ihre Loyalität gegenüber Ihres Berufsstandes, zum anderen lese ich auch eine gewisse Unzufriedenheit mit der Ihnen entgegengebrachten Wertschätzung heraus. (Oder sie sind Besitzer einer (Online) Apotheke, auch sehr wahrscheinlich) Beruhigen Sie sich und keine Angst, ich kann und will Ihnen überhaupt nicht Ihr rechtmäßig zustehendes Geld wegnehmen, denn da wo es herkommt gibt es mehr als genug, seien sie sich dem sicher. Ihre Reaktion ist Arbeitgeberlobby gewollt, ein Aufreiben der unteren Schichten gewährleistet oben ruhiges Fahrwasser, so war daß schon immer. PS: der derzeitige Mindestlohn ist viel zu niedrig, daß steht außer Diskussion, der von vielen aus der Politik angepeilte Mindestlohn von 12€ dürfte sich auf die Bezahlung von PTA s sicher auch positiv auswirken...der liegt ja so round about auf dem Level; ab dem Bereich redet man auch nicht mehr von Armutslohn. Ich würde den Lohn einer PTA auch nur mit einem angenagtem Knochen vergleichen, wie im Tierreich verteidigen Sie den natürlich, jedoch gegenüber dem falschen Fressfeind. Last but not least würde ich es mir dreimal überlegen einen Schulabbrecher ohne Ausbildung einzustellen, noch dazu in einer Apotheke, denn diese haben meist noch andere Defizite als nur keinen Abschluss zu besitzen, aber Personaler sind Sie eben nicht. Der innere Frieden hat auch immer einen äußeren zur Folge; lernen Sie Ihre Schwächen kennen, dann kann Sie auch niemand damit überraschen.

(Rechtschreibfehler bitte ich zu entschuldigen, ich habe den Text kurz in meiner Pause verfasst...die Peitsche wartet, “wenn man einen Menschen schon mal schlecht bezahlt, kann man ihn ja auch schlecht behandeln”, und genau dagegen wehre ich mich, daß ist mein gutes Recht, es gibt in dieser Branche noch mehr Akteure außer Apotheker, Pharmazeuten und PTA s; daß sollte die Lobby lieber auf der Karte haben, die Menschen werden nämlich nicht billiger und gerade in dieser Branche kann man auch dem letzten in der Hierarchie ein vernünftiges Leben ermöglichen, das funktioniert in anderen Wirtschaftszweigen mit geringeren Umsätzen und Gewinnen auch, dazu benötigt es nur etwas Anstand)

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non grata

von Olaf Schuster am 19.04.2020 um 10:01 Uhr

Hallo, ich arbeite in einer großen Online Apotheke. Wer hier arbeitet und keinen Anglizismus oder irgendwas mit “Pharma" in seiner Berufsbezeichnung trägt, hat das absolute Nachsehen. Durch unsere Hände gehen täglich hunderte verschreibungspflichtige Medikamente, wir gleichen Wareneingänge und Rechnungen ab, kommissionieren, verpacken, bewegen Tonnen von OTC Ware und machen sie systematisch abrufbar! Wir haben keine Lobby, es wird mit Akribie darauf geachtet, daß unsere Löhne sehr weit unter PTA Niveau bleiben, obwohl ohne uns niemand hier Geld verdienen würde. Man züchtet sich hier die eigene Unterschicht und genau so fühlt man sich auch behandelt, trotz systemrelevanter Tätigkeit! Viele haben eine sehr gute Ausbildung oder gar ein Studium und bringen viele Jahre an Berufserfahrung mit, doch verdient man weniger als ein Bauhelfer oder eine Raumpflegerin. Sicher gefällt es, wenn man noch jemand unter sich in der Hierarchie hat, aber moralisch gesehen wird in diesem Zusammenhang sehr viel beiseite geschoben und ignoriert! Da wir die Versorgungspflicht wahrnehmen müssen, gehen wir feiertags arbeiten (mit einem geradezu spöttischen Zuschlag), und bekommen weder Weihnachtsgeld noch Coronabonus. Da schaut weder die Politik hin, noch redet jemand darüber, obwohl in dieser Branche Milliarden an Umsätzen gemacht werden!

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AW: Bene docet, qui bene distinguit.

von Der Denker am 20.04.2020 um 9:01 Uhr

Sehr geehrte Damen oder Herr,

mit Verlaub, ihr Vergleich hinkt. Und das an mehreren Stellen.

1. Sie haben in ihrem Beruf so viel mit einer PTA gemeinsam, wie ein Voll-Blut-Automechaniker mit einem in der Wintersaison Helfender Reifenwechsler ohne nennenswerte Kenntnisse in der Technik.

Sie arbeiten als Kommissionierer, der nach Packliste Ware sortiert. Ohne Ihnen persönlich nahetreten zu wollen, aber für diese Tätigkeit brauch man gewiss gute Augen, ein Minimum an Deutschkenntnissen (nicht mal Latein), aber NULL pharmazeutisches Wissen.

Die Ausbildung zur PTA beinhaltet beratende Tätigkeiten. Kennen Sie die einzelnen Inhaltsstoffe Ihrer Onlineware, können Sie im Zweifelsfall Kunden davon abraten, ein bestimmtes Medikament zu sich nehmen, im Hinblick auf kontraindizierte Indikationen oder unerwünschte Arzneimittelwirkung? Stellen Sie individuelle Rezepturen oder Defekturen, die an ein bestimmtes Kontingent gekoppelt sind, her? Können Sie die Plausibilität einer Rezeptur prüfen, d.h. ob Wirkstoffe stabil, der PH-Wert der einzelnen Stoffe zusammenpasst? Können sie dem Kunden seine diastolischen und systolischen Werte erklären? Vor allem bei Risikopatienten, die da großen Wert darauf legen. Können Sie bei falsch ausgeschriebenen Rezepten den Unterschied erkennen und evtl. sogar das Leben eines Patienten dadurch retten? Etc etc etc....

Sie werden für diese Tätigkeiten im Logistikzentrum ihres Online-Unternehmens nicht bezahlt, weil sie 1. diese ganze Wissen nicht besitzen und 2. falls sie es doch besitzen, nur für das Verpacken der Ware bezahlt werden.

2. Keiner zwingt Sie ihren Job zu machen. Wenn sie besser qualifiziert sind, als ihre Tätigkeit belohnt wird, frage ich mich sowieso, warum Sie diesen Job übernehmen. Es gibt überspitzt gesagt genug Schulabbrecher, die sich über diese Gelegenheit freuen.

3. Das mag sein, dass Sie in einem >>systemrelevanten<< Beruf arbeiten. Aber das tun z.B. Sanitärler im Krankenhaus auch. Ein Freund von mir z.B. desinfiziert jeden Tag das chirurgische Werkzeug zu einem geringen Lohn. Aber er würde nie auf die Idee kommen, genau so viel Geld zu verlangen, wie der Chirurg.

Warum also Sie?

dann

von Karl Friedrich Müller am 09.04.2020 um 9:23 Uhr

könnten auch die KK für die 1500€ auf die Beiträge verzichten, damit das Geld vollständig bei den Mitarbeitern ankommt.
Das bürokratische Rumgeeiere ist schon wieder unterirdisch.
1 x 1500€ im Jahr steuer und beitragsfrei, egal wann ausbezahlt wird!

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AW: dann

von May am 09.04.2020 um 11:37 Uhr

...einen steuer- und sozialversicherungsfreien Bonus von maximal 1500 Euro....

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