Pharmaziestudium

So bereiten sich die Universitäten auf den Vorlesungsbeginn vor

Berlin - 14.04.2020, 17:00 Uhr

Ab Montag soll auch für Pharmaziestudierende der Online-Lehrbetrieb starten. Präsenzveranstaltungen, wie Laborpraktika, werden wohl auch weiterhin erst einmal ausfallen müssen. (c / Foto: imago images / Panthermedia)

Ab Montag soll auch für Pharmaziestudierende der Online-Lehrbetrieb starten. Präsenzveranstaltungen, wie Laborpraktika, werden wohl auch weiterhin erst einmal ausfallen müssen. (c / Foto: imago images / Panthermedia)


Nachdem der Vorlesungsbeginn im Zuge der Coronapandemie verschoben wurde, soll am Montag der Lehrbetrieb an den meisten Universitäten wieder anlaufen. DAZ.online hat nachgefragt, wie sich die pharmazeutischen Fakultäten auf ein Semester mit starken Einschränkungen vorbereiten.

Seit einiger Zeit steht bereits fest: Das Sommersemester kann nicht wie geplant stattfinden. Für viele Studiengänge stellt dies kein sonderlich großes Problem dar. Die Lehre in der Pharmazie wird aufgrund des hohen Anteils praktischer Lehrveranstaltungen allerdings vor große Herausforderungen gestellt – aber wie genau die 22 Standorte diese angehen wollen, ist sehr unterschiedlich. Die außergewöhnliche Lage macht eine langfristige Planung für die Universitäten schwer.

Digitaler Start in das Semester

Die Vorbereitungen für einen komplett digitalen Semesterstart laufen derzeit überall auf Hochtouren. Für die theoretischen Lehrveranstaltungen haben die Universitäten bereits unterschiedlichste Lösungen gefunden. Die meisten Universitäten verfügen bereits über eine digitale Plattform zur Studienorganisation, deren Nutzung nun ausgeweitet werden soll.

Zum Livestream der Vorlesungen bietet die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) beispielsweise einen eLectures-Service aus vielen Hörsälen an. Zusätzlich verfügt die WWU wie viele andere Universitäten mittlerweile über eine Campus-Lizenz für Zoom. So können Online-Meetings mit bis zu 300, in besonderen Fällen sogar 500 Teilnehmern, abgehalten werden, erklärte Professor Dr. Schmidt, Studiendekan des Fachbereichs Chemie und Pharmazie der WWU. Auch die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die einzige Pharmazeutische Fakultät, an der der regulär geplante Vorlesungsbeginn eingehalten wurde, organisiert seit dem 6. April Vorlesungen und Seminare – über Zoom. Die Studierenden können sich hierzu in ein Meeting einwählen, während der Dozent eine Bildschirmpräsentation und seine Stimme überträgt. Die Freie Universität Berlin (FU) verwendet hingegen die Plattform Webex.

Herausforderung: Laborpraktika

Während es für Vorlesungen und Seminare scheinbar eine Reihe kreativer Ansätze gibt, stellt sich die Situation für praktische Lehrveranstaltungen als weitaus problematischer dar. Nach aktueller Approbationsordnung sind es immerhin rund 1200 Vorlesungsstunden, 1820 Stunden Praktika und 300 Stunden Seminare in den vier Jahren des Studiums – der Praxisanteil ist also nicht zu unterschätzen. Ab wann und in welchem Umfang ein (partieller) Präsenzbetrieb allerdings wieder aufgenommen werden kann, scheint bis jetzt noch völlig unklar.

An der Julius-Maximilians-Universität Würzburg versuche man zum Teil die Ergebnisse von Versuchsreihen sowie Fotos und Videos zur Verfügung zu stellen, um eine theoretische Auswertung zu ermöglichen, erläuterte Professor Dr. Ulrike Holzgrabe. Dies könne Laborarbeit allerdings nicht vollständig ersetzen. Daher sollen die Studierenden auch die Online-Vorlesungen und -Seminare vorher abarbeiten, um die Praktika anschließend in komprimierter Form absolvieren zu können.

Auch an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn ist geplant, die theoretischen Veranstaltungen in digitaler Form abzuhalten – und dies stundenmäßig so zu intensivieren, dass im Idealfall bis Anfang Juni das Gros der Vorlesungen des Semesters absolviert sein soll, so Professor Dr. Gerd Bendas. Sollte bis dahin eine Lockerung der Einschränkungen gegeben und Präsenzveranstaltungen möglich sein, sollen die Praktika ab der Pfingstwoche in Blockform als Ganztagsveranstaltungen beginnen.

Mögliche Auswirkungen für die Staatsexamina

Inwieweit die starken Einschränkungen für die beiden Staatsexamens-Semester noch Konsequenzen haben, wird aktuell noch diskutiert. Für Praktika müssten in ein paar Wochen Möglichkeiten der Durchführung gegeben werden, insbesondere für die Semester 4 und 8, damit die Studierenden zu ihren Staatsexamensprüfungen ohne Verzögerungen im Studienablauf antreten könnten, erklärte Professor Dr. Melzig, Stellvertretender Direktor des Instituts für Pharmazie der FU Berlin.

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD) hatte vergangene Woche ebenfalls vor Verzögerungen der Staatsexamensprüfungen gewarnt. Der Verband befürchtet neben Nachteilen für den Studienfortschritt der Studierenden auch ein Risiko für die Gesundheitsversorgung, wenn eine kontinuierliche Ausbildung pharmazeutischen Fachpersonals nicht mehr gewährleistet werden kann.



Svea Türschmann
redaktion@daz.online


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