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Kleine Anfrage der Linken
Bei welchen Indikationen wird Cannabis verordnet?
Abgeordnete der Fraktion Die Linke im Bundestag haben sich in einer Kleinen Anfrage bei der Bundesregierung nach der Versorgungssituation und dem Bedarf an medizinischem Cannabis erkundigt. Unter anderem wollten sie wissen, bei welchen Beschwerden cannabishaltige Arzneimittel verordnet werden und wie der Stand der Dinge bei der Versorgung aus deutschem Anbau ist.
Seit dem 10. März 2017 können Cannabisarzneimittel wie Blüten oder Dronabinol als Therapiealternative bei Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen zulasten der GKV verordnet werden. Allerdings muss bislang der Bedarf an Blüten noch importiert werden. Immer wieder wird von Lieferschwierigkeiten bestimmter Cannabissorten berichtet, die Versorgung aus deutschem Anbau befindet sich erst im Aufbau. Bundestagsabgeordnete der Linksfraktion wollten nun von der Bundesregierung in einer Kleinen Anfrage wissen, wie es aktuell um die Versorgungssituation und den Bedarf an medizinischem Cannabis bestellt ist. Die Antworten liegen nun vor.
Unter anderem interessierten sich die Linkenpolitiker dafür, welche Diagnosen in den Begleiterhebungen angegeben wurden und wie viele Datensätze hierzu vorliegen. Denn mit Inkrafttreten des Cannabisgesetzes wurde das BfArM beauftragt, eine nicht-interventionelle Begleiterhebung zur Anwendung von Cannabisarzneimitteln durchzuführen. Das betrifft Cannabisblüten und Cannabisextrakte sowie den Off-Label-Use der Fertigarzneimittel Sativex® und Canemes®, wenn die Verordnung zulasten der GKV erfolgt. Ärzte müssen dafür dem BfArM die erforderlichen Daten in anonymisierter Form übermitteln – erstmals nach einem Jahr Therapie oder, wenn die Therapie vorher beendet wird, nach deren Beendigung.
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Aus der Antwort geht hervor, dass (Stand 6. März 2020) 8872 vollständige Datensätze in der Begleiterhebung vorliegen. Die erfassten Indikationen wurden in einer Tabelle zusammengefasst (Mehrfachnennungen möglich). Demnach wurden Cannabisarzneimittel in folgenden Indikationen verordnet:
Erkrankung bzw. Symptomatik, alle vollständigen Datensätze, Stand 6. März 2020 | Fälle (n=8.872) | Prozentualer Anteil |
Schmerz | 6.374 | ca. 72 Prozent |
Spastik | 940 | ca. 11 Prozent |
Anorexie/Wasting | 590 | ca. 7 Prozent |
Übelkeit/Erbrechen | 341 | ca. 4 Prozent |
Depression | 259 | ca. 3 Prozent |
Migräne | 181 | ca. 2 Prozent |
ADHS | 111 | ca. 1 Prozent |
Appetitmangel/Inappetenz | 111 | ca. 1 Prozent |
Darmkrankheit, entzündlich, nichtinfektiös DDarmkrank 55 ca. 1 Prozent | 113 | ca. 1 Prozent |
Ticstörung inkl. Tourette-Syndrom | 79 | < 1 Prozent |
Epilepsie | 97 | ca. 1 Prozent |
Restless Legs Syndrom | 78 | < 1 Prozent |
Insomnie/Schlafstörung | 74 | < 1 Prozent |
Quelle: BfArM
Bei 3.177 der genannten 8.872 Fälle (36 Prozent) sei die Therapie vor Ablauf eines Jahres beendet worden, heißt es weiter. MS als Grunderkrankung habe bei 557 (ca. 6 Prozent) der erfassten Patienten vorgelegen, bei 1.683 (ca. 19 Prozent) eine Tumorerkrankung.
Wann gibt es Cannabis aus Deutschland in der Apotheke?
Außerdem fragt die Linke nach den Mengen an importierten Cannabisarzneimitteln. Die Mengen der in den Jahren 2017, 2018, 2019 und 2020 aus dem Ausland nach Deutschland importierten Cannabisarzneimittel, darunter die zugelassenen Fertigarzneimittel Sativex® und Canemes® sowie verschiedene cannabishaltige Zubereitungen, getrocknete Medizinalcannabisblüten und den Wirkstoff Dronabinol, legt die Bundesregierung vor.
2017 (ab 10. März 2017) | 2018 | 2019 | 2020 (Stand: 6. März 2020) | |
Canemes® 1 mg Kapseln | 86.912 Stück | 4.340 Stück | 73.640 Stück | 3920 Stück |
TILRAY THC 10 : CBD 10 Zubereitung (25 ml) | 3.168 Stück | 5.902 Stück | 27.719 Stück | - |
TILRAY THC 25 Zubereitung (25 ml) | 3.763 Stück | 1.497 Stück | 1.924 Stück | 4.839 Stück |
Pedanios 5/1 Zubereitung | - | - | 61,980 kg | - |
Cannabisblüten zu medi- zinischen Zwecken | 1.130,5 kg | 3.128,8 kg | 6.728,0 kg | 1.095,9 kg |
Cannabisblüten zur Her- stellung von Dronabinol und Zubereitungen | 501,9 kg | 1.274,4 kg | 1.052,5 kg | 311,8 kg |
Dronabinol | 4,328 kg | 4,614 kg | 5,544 kg | 0,468 kg |
Diese entsprächen aber zumindest was die Blüten betrifft nicht dem tatsächlichen Verbrauch. Weil ein Teil der importierten Medizinalcannabisblüten für die Weiterverarbeitung und Herstellung von Dronabinol und cannabishaltigen Zubereitungen eingesetzt werde, entspreche die importierte Menge nicht der verschriebenen. Zudem werde ein Teil der importierten Blüten auch wieder exportiert. Für die direkte Versorgung von Patienten durch Apotheken in Deutschland seien somit im Jahr 2017 insgesamt rund 1200 kg, im Jahr 2018 rund 3000 kg, im Jahr 2019 rund 6500 kg und im Jahr 2020 zum Stand 6. März 2020 rund 1000 kg Cannabisblüten importiert worden, heißt es.
Der zukünftige Bedarf der einzelnen Medizinalcannabis-Produkte, nach dem ebenfalls gefragt wird, ließe sich prospektiv allerdings nicht abschließend beziffern. Da er von vielen ineinandergreifenden Faktoren abhänge, unter anderem Anzahl der behandelten Patienten, Dauer der Behandlung, Häufigkeit der Verordnung sowie verordnete Mengen, so die Bundesregierung.
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Mit einem Lieferbeginn von medizinischem Cannabis aus Anbau in Deutschland werde ab dem vierten Quartal 2020 gerechnet, heißt es in der Antwort auf die entsprechende Nachfrage der Linkenpolitiker. Somit werde im Jahr 2020 nur ein Teil der jährlich vorgesehenen Vertragsmenge abgenommen werden können – vorgesehen seien laut dem Vergabeverfahren 2600 kg medizinische Cannabisblüten im Jahr. Die Verfügbarkeit von Cannabis aus deutschem Anbau in den Apotheken werde unter anderem von der dortigen Nachfrage abhängen. Eine Preisfestlegung sei derzeit nicht möglich. Der Abgabepreis werde vom Abnahmepreis (losspezifisch ein Ergebnis des Vergabeverfahrens und im Einzelnen von den produzierten und freigegebenen Mengen Cannabisblüten abhängig) sowie von Distributionskosten abhängen, so die Bundesregierung
1 Kommentar
Falsche Headline
von Markus am 01.05.2020 um 20:19 Uhr
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