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15. April 2020
Geht’s aufwärts? Ja, ein klein, klein bisschen. Es gibt ein paar Fortschritte in der Bekämpfung des Corona-Virus. Unsere Maßnahmen in Deutschland zeigen Wirkung. Aber bis zu einer Normalität des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens ist es noch weit hin. Mein liebes Tagebuch, ob es jemals wieder so eine Normalität gibt wie v.C.? NRW-Ministerpräsident Armin Laschet rechnet mit Einschränkungen unseres Lebens bis ins Jahr 2021. Da bleibt uns also nur übrig, uns über die Trippelschritte zu freuen. Ab 20. April sollen Geschäfte bis zu einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder öffnen dürfen, allerdings nur unter Hygieneauflagen. Ohne Größenbeschränkung dürfen Autohäuser, Fahrrad- und Buchhändler wieder öffnen. Unsere Haare werden wir uns ab 4. Mai wieder schneiden lassen können. Auch der Schulbetrieb soll ab 4. Mai langsam anlaufen, zuerst vor allem mit den Abschlussklassen. Und an den Hochschulen dürfen Prüfungen abgenommen werden. Alles andere wird sich erstmal nicht ändern, die Kontaktbeschränkungen bleiben, es gibt keine Fußballspiele und andere Großveranstaltungen, keine Gastronomie, keine Kulturveranstaltungen, keine privaten Übernachtungen in Hotels, keine privaten und touristischen Reisen. Auch bei unseren Apotheken bleibt erstmal alles wie’s ist. Erst am 30. April werden Bund und Länder über weitere Maßnahmen und evtl. Lockerungen entscheiden, wie es ab 4. Mai weitergehen soll. Mein liebes Tagebuch, am 4. Mai werden dann sechs Wochen Kontaktbeschränkungen und Einschränkungen unserer Bürgerrechte hinter uns liegen. Hoffen wir, dass alle Einschränkungen und Entbehrungen genützt haben.
Wenn die Corona-Krise etwas Positives gehabt haben sollte, dann das: Sie hat der Politik die Augen geöffnet, wie abhängig unser Land bei der Produktion von Arzneimitteln, Wirkstoffen und medizinischem Material (Masken!) von anderen, meist asiatischen Ländern ist. Das darf nicht mehr so weitergehen – einige Politiker haben sich bereits in diese Richtung geäußert, auch der Bundesgesundheitsminister. Hoffen wir, mein liebes Tagebuch, dass dies in einem halben Jahr nicht vergessen ist: Produktion zurück nach Europa, nach Deutschland. Ja, es mag sein, dass dann das eine oder andere Arzneimittel oder medizinische Produkt ein paar Cent teurer wird – aber wenn man sieht, welche Milliarden derzeit ins System gepumpt werden, dann sollte uns dies unsere Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit wert sein. Den unbelehrbaren Krankenkassen muss es dann z. B. untersagt werden, exklusive Rabattverträge auszuschreiben. Dr. Georg Nüßlein, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Unionsfraktion, fordert dies bereits als Reaktion auf die Corona-Krise. Außerdem müsse es mittelfristig zu einer Verlagerung der Produktion nach Deutschland und Europa kommen. Nüßlein wörtlich: „Wir haben es selbst in der Hand, Lieferengpässe bei Arzneimitteln vorzubeugen.“ Mein liebes Tagebuch, wenn man bedenkt, dass ein Positionspapier der Unionsfraktion schon einmal vor nicht allzu langer Zeit ähnliche Vorschläge erhoben hat, die dann die SPD-Bundestagsfraktion und sogar Jens Spahn abgelehnt haben mit der Begründung, die Rabattverträge seien nicht an den Lieferengpässen schuld, dann kann vielleicht Corona endlich ein Umdenken erzwingen.
4 Kommentare
Vermummpizt
von Bernd Jas am 19.04.2020 um 12:08 Uhr
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AW: Verhonepipelmummpizt
von Bernd Jas am 19.04.2020 um 16:31 Uhr
AW: Vermummpizt ... Corona 19? ...
von Christian Timme am 19.04.2020 um 18:19 Uhr
Reproduktionsrate unter 0,7 & Gehirnproduktionsrate über 1...
von Christian Timme am 19.04.2020 um 8:27 Uhr
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