ADAS und VDARZ

Rechenzentren und Softwarehäuser schaffen einheitliche E-Rezept-Abwicklung

Berlin - 24.04.2020, 07:00 Uhr

Für die flächendeckende Einführung des E-Rezeptes wollen die Verbände der Software-Anbieter und der Rechenzentren jetzt einen einheitlichen Übermittlungsweg schaffen. (Foto: imago images / Westend61)

Für die flächendeckende Einführung des E-Rezeptes wollen die Verbände der Software-Anbieter und der Rechenzentren jetzt einen einheitlichen Übermittlungsweg schaffen. (Foto: imago images / Westend61)


Flächendeckend wird es das E-Rezept wahrscheinlich frühestens im Laufe des nächsten Jahres in Deutschland geben. Allerdings gibt es schon heute zahlreiche Pilotprojekte unterschiedlicher Anbieter. In diesen Projekten werden verschiedene Systeme, Schnittstellen und Übermittlungswege verwendet. Der Verband der Rechenzentren (VDARZ) und der Verband der Software-Anbieter (ADAS) haben nun in einem gemeinsamen Letter of Intent vereinbart, dass für den Apothekenmarkt ein einheitlicher Übermittlungsweg zwischen den Apotheken und Rechenzentren etabliert werden soll.

In der (öffentlichen) Diskussion der derzeit praktizierten E-Rezept-Pilotprojekte geht es zumeist um die Übermittlungswege zwischen Arzt, Patient und Apotheke. Auch sehr wichtig ist aber der Weg des E-Rezeptes nach seiner Bearbeitung in der Apotheke ins Rechenzentrum, von wo aus die Verordnung dann zu den Krankenkassen gelangt. In großen Modellprojekten gibt es dafür bislang ähnliche, aber unterschiedliche Ansätze, die auch damit zusammenhängen, wer an dem jeweiligen Projekt beteiligt ist.

Grundsätzlich ist es so, dass die Apotheke nach der Abgabe in der Apotheken-Software automatisch einen Dispensierdatensatz erzeugt, der an das E-Rezept angehängt wird. Über eine Schnittstelle zwischen der Warenwirtschaft der Apotheken mit dem jeweiligen Rechenzentrum werden die Daten übertragen. In den Pilotprojekten werden derzeit aber unterschiedliche Schnittstellen verwendet. Und auch die Rezeptübermittlung an die Krankenkassen variiert. Das GERDA-Projekt in Baden-Württemberg wurde beispielsweise von vornherein mit den dortigen Krankenkassen aufgezogen, das TK-Projekt in Hamburg-Wandsbek hat ganz andere Kommunikationsstandards.

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FiveRX.Link soll abgelöst werden

Mit Blick auf die flächendeckende Einführung des E-Rezeptes haben sich die Verbände der Software-Anbieter (ADAS) und der Rechenzentren (VDARZ) in den vergangenen Monaten darüber Gedanken gemacht, wie bei der Abrechnung der E-Rezepte ein derzeit entstehender Flickenteppich an Schnittstellen vermieden werden kann. Am 31. März haben die Vorstände der beiden Verbände daher beschlossen, dass künftig „ein standardisierter, moderner und zukunftssicherer Übertragungsweg für Patienten bezogene und abrechnungsrelevante Daten aus der Apothekenwarenwirtschaft in die Apothekenrechenzentren zur Verfügung“ stehen soll, heißt es in einem gemeinsamen Letter of Intent, der DAZ.online vorliegt.

Dieser neue Übertragungsweg soll die bisher für die Übertragung von Rezeptdaten genutzte Schnittstelle (FiveRX.Link) grundsätzlich ablösen, für die zukünftigen Anforderungen gewappnet sein und modernen Anforderungen an eine sichere Kommunikation (Signatur, Verschlüsselung) Rechnung tragen, heißt es weiter. Muster des neuen einheitlichen Übermittlungsweges solle die im GERDA-Rezeptdienst verwendete Schnittstelle sein. Denn: Dort seien „Einschlägige Erfahrungen und Anforderungen“ gesammelt worden. Zur Erklärung: Der GERDA-Rezeptdienst wurde für das Pilotprojekt in Baden-Württemberg entworfen, wird jetzt aber auch beim anderen Pilotprojekt der Apotheker in Berlin angewendet.

5 wichtige Spielregeln

In ihrem Letter of Intent haben die beiden Verbände fünf Prämissen festgelegt, auf deren Basis der neue Übermittlungsweg etabliert werden soll.

  • Marktoffenheit. ADAS und VDARZ wollen die neue Lösung so etablieren, dass sie allen Marktteilnehmern offen steht und nicht nur von den Mitgliedern der beiden Verbände genutzt werden kann. Zur Erklärung: Die Mitglieder des VDARZ decken in etwa 70 Prozent des Marktes ab, der Noventi-Konzern ist mit seinen Abrechnern nicht Mitglied, auch AVP ist nicht dabei. Im ADAS sind hingegen alle großen Softwarehäuser Mitglied, also auch die Noventi-Tochter Awinta.
  • Die technischen Grundlagen. Dazu heißt es in dem Letter of Intent, dass eine gesicherte Kommunikationsplattform für Apotheken und ihre Dienstleister mit zentral verwalteten Identitäten definiert werden solle. Und weiter: „Dabei streben die Partner an, vorhandene digitale Identitäten, die in den Warenwirtschaftssystemen bereits vorhanden sind, zu nutzen. Für die vertrauliche und sichere Übermittlung der Gesundheitsdaten wird ein moderner Protokollstandard, in einer auf das deutsche  Signaturgesetz abgestimmten Sicherheitsumgebung angestrebt. Dies soll in Anlehnung an Standards geschehen, wie sie unter anderem auch im Bereich E-Government etabliert sind.“
  • Der Datenschutz und die Datensicherheit sollen bei der Entwicklung zu den „wichtigsten Kriterien bei der gemeinsam angestrebten Entwicklung von Schnittstellen“ gehören.
  • Zusammenarbeit. Beide Verbände wollen das technische Know-how bündeln – es sollen Arbeitsgruppen aufgebaut werden.
  • Inkrafttreten und Laufzeit. Nach Informationen von DAZ.online haben beide Verbände das Vorhaben unterzeichnet. Bis es einen offiziellen Vertrag gibt, gilt der Letter of Intent zunächst einmal ohne zeitliche Begrenzung und dient „als Grundlage für weitere Aktivitäten“.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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