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Ortenau
Landapotheker in Baden-Württemberg kooperieren bei Lieferengpässen
Weniger Konkurrenz-Denken und mehr Miteinander – Apotheker Johannes Lehmann hat in der Ortenau sechs Apotheken zur Zusammenarbeit bewegen können. Durch gemeinsame Großhandelsbestellungen wollen die Pharmazeuten bei Lieferengpässen schneller und zuverlässiger versorgen können.
„Meiner Meinung nach gibt es gemeinsam mehr zu gewinnen als für den Einzelnen zu verlieren“, sagt Apotheker Johannes Lehmann. In der südlichen Ortenau, einer Region am rechten Oberrhein in Baden-Württemberg, betreibt er zwei Apotheken – die Rhein-Apotheke im 4.800-Einwohner-Ort Kappel-Grafenhausen und die Schloss-Apotheke in der benachbarten 3.700-Einwohner-Gemeinde Rust. Und mit drei weiteren Apothekern und so insgesamt sechs Apotheken in Kappel-Grafenhausen, Rust sowie in der Nachbargemeinden Kippenheim mit 5.000 Einwohnern, der 4.500-Einwohnerstadt Mahlberg und der 12.100-Einwohnerstadt Ettenheim hat er sich zu einer Kooperation in Zeiten der Krise zusammengetan.
Mit einer Rundmail, so berichtet Apotheker Martin Müller, der die Karls-Apotheken in Kippenheim und Mahlberg betreibt, habe Lehmann die Kooperation Mitte März ins Leben gerufen. „Schon vor der Krise war es ja zum Teil schwer, bestimmte Arzneimittel zu bekommen. Mit der Krise ist es nochmal geschätzt um ein Drittel schlimmer geworden“, sagt Lehmann. Über einhundert Präparate habe er regelmäßig mit entsprechendem Vermerk in seiner Liste. Gemeinsam könne man aber nun mehr erreichen für die Patienten.
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Zugriff auf mehr Großhändler im Verbund
Jeder Apotheker habe in der Regel zwei Großhändler, von denen er Arzneimittel beziehe. Gemeinsam habe man nun fünf zur Verfügung. „Wir tauschen uns dann aus, wenn ein bestimmtes Präparat fehlt und fragen bei den anderen nach“, sagt Lehmann. Eine Apotheke allein könne es sich nicht unbedingt leisten, bei mehr als zwei Großhändlern zu beziehen, im Verbund ginge das aber sehr gut. „Und für die Großhändler ist das ja auch ein Gewinn. Absatz ist Absatz“, meint Lehmann. So könne man im Zweifel auch besser auf andere Hersteller oder andere Packungsgrößen zurückgreifen.
„Wer seinen Versorgungsauftrag ernst nimmt, kann eigentlich nur mit solchen Kooperationen arbeiten“, sagt der Apotheker. In der Situation in den Gemeinden im südlichen Ortenau-Kreis sei man auch nicht unbedingt Konkurrenz füreinander. „Das mag in manchen Städten natürlich anders sein“, sagt Lehmann.
Nach der Krise die anderen treffen
In der Region jedenfalls kann sich Lehmann vorstellen, dass man auch nach der Corona-Pandemie weiter kooperiere. Beim Thema Notdienst habe man das ohnehin bereits zuvor gemacht. „Und mit Martin Müller habe ich zusammen studiert. Wir kannten uns schon eine Weile“, sagt Lehmann. Die beiden anderen Apotheker Felix Schulz, der in Ettenheim die Marien-Apotheke betreibt und Christian Weber von der Rohan-Apotheke ebenfalls in Ettenheim, will Lehmann nach der Krise gern auch mal gemeinsam treffen. So eine Art „Apotheker-Stammtisch“ könne er sich dann ganz gut vorstellen. Im Moment gehe das ja wegen der Covid-19-Pandemie nicht.
Neben den Arzneimitteln, die unter anderem wegen des indischen Export-Stopps im Zuge der Pandemie und der zeitweise stillstehenden chinesischen Produktion häufiger Mangelware sind, sei derzeit das Thema Masken wichtig. Auch da kooperiere man bei der Beschaffung des derzeit viel gefragten Gutes. „Die meisten verkauften Masken waren jetzt die einfachen OP-Masken. Einer der Kollegen hat nun auch eine größere Bestellung von Stoffmasken eines großen Textilherstellers geordert“. So wolle man auch diese Nachfrage gemeinsam stillen können.
Dass man ohne Konkurrenzdenken zum Wohle der Kunden zusammenarbeiten könne, findet Lehmann gut. Schließlich könne man sich derzeit auch keine Gedanken um Marketing oder Werbung machen, man sei ja froh, wenn der Betreib aufrecht erhalten werden könne. Und letzten Endes würden alle Seiten von der Kooperation profitieren. „Diese Krise wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen“, sagt er. Das sei Zusammenhalt einfach wichtig.
1 Kommentar
Kooperation
von Roland Mückschel am 28.04.2020 um 9:32 Uhr
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