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Apotheker produziert Gesichtsschutzvisiere

Berlin - 29.04.2020, 07:00 Uhr

Immer mehr Unternehmen haben begonnen, Gesichtsschutzvisiere zu produzieren. Auch ein Apotheker ist tätig geworden. (c / Foto: imago images / Lucas)

Immer mehr Unternehmen haben begonnen, Gesichtsschutzvisiere zu produzieren. Auch ein Apotheker ist tätig geworden. (c / Foto: imago images / Lucas)


Schutzausrüstung ist einer der Schlüsselfaktoren, um in der Coronakrise insbesondere die Mitarbeiter im Gesundheitssystem abzusichern. Dem durch die hohe Nachfrage entstandenen Mangel daran wird nun auf vielfach kreative Weise, mit viel persönlichem Engagement und Solidarität entgegengetreten. Initiativen und Unternehmen stellen zum Beispiel Gesichtsschutzvisiere her. Auch ein Apotheker ist in diesem Gebiet tätig.

Christoph Lohmeier, Inhaber der Stadtapotheke in Spremberg in der südlichen Niederlausitz, hat eine neue Freizeitbeschäftigung: Abends nach der Arbeit befestigt er Plexiglasscheiben an die dafür vorgesehenen Halterungen. So entsteht ein Gesichtsschutz, der Ärzte und Pflegepersonal zusätzlich zum Mundschutz vor Tröpfcheninfektionen bewahren soll. Mit diesem hat der Apotheker inzwischen Haus- und Fachärzte sowie mobile Pfleger in der Region und darüber hinaus versorgt.

Angefangen hat die Produktion vor einigen Wochen in Zusammenarbeit mit der Offenen Werkstatt Spremberg. Dann wurde der 3D-Drucker im „Makerspace“ aktiviert. Da es jedoch ein Weilchen dauert, bis ein Drucker eine Halterung ausdruckt, boten sich Privatleute und Unternehmen der Region mit 3D-Druckern der Firma Prusa an, ebenfalls Halterungen mit ihren Geräten herzustellen. In rund 20 Tagen konnten so, laut Blog-Eintrag der Werkstatt, rund 500 Gesichtsschutzvisiere hergestellt werden. Ziel des Aktionsteams war, so lange auf diese Art und Weise zu produzieren, bis eine Firma die Produktion mit Spritzgussformen schneller und günstiger sicherstellen könne. Dies gelang kurz vor Ostern. Inzwischen wird der Spremberger Makerspace mit gegossenen Halterungen versorgt. Über die dezentral verteilten Makerspaces wurden insgesamt mehr als 12.000 Gesichtsvisiere für Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin im Spritzguss-Verfahren hergestellt und verteilt. So sei bei vielen der Grundbedarf gedeckt. 

Lohmeier setzt die Teile nun nur noch auf Anfragen aus der Region zusammen. „Insbesondere die Zahnärzte der Region fragen derzeit nach Gesichtsschutzmasken“, so der Apotheker gegenüber DAZ.online. Denn gerade diese müssten sich vor den Speicheltröpfchen ihrer Patienten schützen. Die Aktion ist als Non-Profit-Projekt angelegt, aber es liege ein Spendenzettel für den Träger der offenen Werkstatt Spremberg beim Versand dabei.

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Volkswagen setzt weiterhin auf 3D

Viele kleinere und größere Unternehmen weltweit beteiligen sich inzwischen an der Produktion von Gesichtsschutzvisieren. Laut einer Presseerklärung der Wolfsburger habe Volkswagen im Rahmen der Coronakrise damit begonnen, Halterungen für Gesichtsschilde im 3-D-Druck-Verfahren zu produzieren. Dabei setzt der Konzern weiterhin auf 3D-Druck bei der Produktion. In einer Werkshalle in Wolfsburg stünden die Maschinen, etwa so groß wie Container. Die Produktion sei Teil einer transnationalen Initiative mit Airbus und dem 3-D-Druck-Netzwerk „Mobility goes Additive“, in dem 250 Unternehmen zusammengeschlossen sind. Die von Airbus entwickelten Halterungen sollen in Spanien genutzt werden. Der industrieübergreifenden Initiative ist laut Pressemeldung eine Anfrage der spanischen Behörden vorausgegangen, die auch die Verteilung vor Ort übernehmen werden.

Unternehmen weltweit solidarisch

In die Produktion von Gesichtsschutzvisiere sind beispielsweise auch der US-amerikanische Sportbekleidungshersteller Nike, der Technologieriese Apple und der dänische Spielzeughersteller Lego eingestiegen. Lego kündigte über Instagram seine Pläne an, im dänischen Billund rund 13.000 Gesichtsschutzvisiere pro Tag herzustellen. 

Das Unternehmen gibt an, dass es seine Maschinen im dänischen Werk modifizierte, um Schutzausrüstung herzustellen. Fast 100 Mitarbeiter von Lego seien an dem Projekt beteiligt gewesen, von der Konstruktion über die Lieferung der Materialien bis hin zur Herstellung der eigentlichen Form. Die Gesichtsschutzvisiere sollen Berichten zufolge an Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen im ganzen Land verteilt werden.



Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


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2 Kommentare

Non Profit für Arztpraxen?

von Andreas Grünebaum am 29.04.2020 um 8:50 Uhr

Non-Profit für Arztpraxen? Wenn da mal kein Hintergedanke dahinter steht. Der Wert pro Maske beträgt immerhin Netto etwa 8,40 bzw. Brutto 9,99 Euro, wenn man die gut bewerteten Angebote bei Amazon als Maßstab nimmt. Das sollte ein Arzt für sich und sein Team auch bereit sein, zu zahlen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Non Profit für Arztpraxen

von Christoph Lohmeier am 29.04.2020 um 11:55 Uhr

Ist ganz ohne Hintergedanken. Das ganze ist aus einem Ehrenamt entstanden. Das Projekt selbst läuft, außer bei der Distribution der Visiere, komplett losgelöst von der Apotheke. Zum Startzeitpunkt gab es keine lieferbaren Visiere auf den bekannten Portalen oder über die Versorger der Ärzte. Da die Vorlage für den Druck ursprünglich von der Firma PRUSA kommt muss das Projekt Non-Profit laufen. Die meisten Ärzte spenden für die Visiere an den Träger der offenen Werkstatt.

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