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Apotheken in der Schweiz
Umsatz-Flaute nach dem Corona-Sturm
Der Beginn der Corona-Epidemie in Europa hat die Apothekenumsätze beflügelt. Schnell noch die Dauermedikation beschaffen, schnell noch ein paar Schmerzmittel besorgen, lautete die Devise – wer weiß, wann es wieder was gibt. Nun sind die Arzneischränke in den Haushalten gut gefüllt und in den Apotheken kehrt die Flaute ein. In der Schweiz wird deswegen schon über Kurzarbeit nachgedacht.
Die Coronakrise hat nicht nur die Hersteller von Toilettenpapier, sondern auch die Apotheken in ein bislang nie erlebtes Wechselbad der Befindlichkeiten und eine Achterbahnfahrt bei den Umsätzen gestürzt. In der Schweiz sollen im März 2020 mehr als doppelt so viele Packungen an Schmerzmitteln über die HV-Tische gegangen sein wie im Vorjahresmonat, aber auch Erkältungsmittel, Vitaminpräparate und Entzündungshemmer hätten hoch im Kurs gestanden. Dies alles berichtete das Schweizer Fernsehen in den letzten Tagen in der srf-Tagesschau. Irène Weber, Inhaberin von zwei Apotheken und Drogerien im Kanton Zürich, erzählt auf dem Bildschirm von ihren hautnahen Erfahrungen: „Wir hatten eine große Nachfrage bei allen Schmerzmitteln“, sagt sie. „Aber auch Medikamente gegen Asthma wurden von Patienten mit Dauerrezepten stark nachgefragt. Sie wollten die Medikamente zu Hause haben, da sie verunsichert waren.“
Mit dem Lockdown sinken die Verkaufszahlen
Doch ab dem Lockdown seien die Verkaufszahlen in den Apotheken schweizweit rapide gesunken, heißt es in der Nachrichtensendung weiter, und zwar so stark, dass die im Februar und März zusätzlich erwirtschafteten Umsätze bald wieder aufgebraucht sein könnten. Die Auslastung sei deutlich unter hundert Prozent gefallen, beschreibt Weber die aktuelle Situation in ihrer Apotheke und Drogerie. Die Überstunden, die sich im März angesammelt hätten, seien im April fast vollständig abgebaut worden. Die Apothekenchefin fürchtet nun, sich Gedanken über Kurzarbeit machen zu müssen, wenn die Kundenfrequenz nicht bald wieder besser wird.
Drastische An-und Abstiege
Das srf belegt die Entwicklung mit einer anschaulichen Grafik von IQVIA. Sie zeigt einen Anstieg des Absatzes bei rezeptpflichtigen Medikamenten um 62 Prozent und einen Post-Lockdown-Abfall um minus 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Bei rezeptfreien Medikamenten wurde ein Anstieg um 52 Prozent beziehungsweise ein Abfall um rund 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreslevel verzeichnet.
Appell: Kurzarbeit nur als letzten Ausweg
Der Präsident des Schweizerischen Apothekerverbandes pharmaSuisse Fabian Vaucher führt den Umsatzrückgang hauptsächlich auf den reduzierten Betrieb in Arztpraxen zurück: „Nach dem Lockdown waren die Ärzte verpflichtet, ihr Angebot zu reduzieren“, erklärt Vaucher gegenüber dem srf. „Und wir haben das in den Apotheken gespürt. Jeder Arztbesuch hat meist auch einen Besuch in der Apotheke zur Folge, und die blieben aus.“
Es gebe aber je nach Standort starke Unterschiede. Am größten sei der Effekt bei Einkaufscentern oder an Bahnhöfen gewesen. Weniger hätten dies dagegen die Landapotheken gespürt, weil die Patienten dort mittels Hauslieferdienst weiter Medikamente bestellt hätten.
Zur Not Öffnungszeiten runterfahren
Nun appelliert der Verbandspräsident an seine Mitglieder, Kurzarbeit wirklich nur als letzten Ausweg einzuführen. Zuerst sollten Überstunden und Überzeit abgebaut werden, so sein dringender Rat. Gegebenenfalls könnten die Apotheken in Absprache mit den kantonalen Behörden auch die Öffnungszeiten reduzieren.
Da die zugelassenen Arztbehandlungen seit Ende April wieder zunähmen, hofften die Apotheken und Drogerien, dass die Kundenfrequenz bald wieder ansteige, doch mit einem Ergebnis wie im Vorjahr rechne der Verband nicht mehr, resümiert der Fernsehsender.
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