Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

07.06.2020, 07:55 Uhr

Die Apothekenzahlen sinken weiter – wo soll das hinführen? (Foto: Andi Dalferth)

Die Apothekenzahlen sinken weiter – wo soll das hinführen? (Foto: Andi Dalferth)


In Deutschland gibt es nun weniger als 19.000 Apotheken, Tendenz weiter fallend. Wo soll das hinführen? Den Apotheken wird das milliardenschwere Konjunkturpaket kaum helfen, im Gegenteil, die Absenkung der Mehrwertsteuer für ein halbes Jahr kostet. Was die aktuellen  Wirtschaftszahlen zeigen: Die öffentliche Apotheke lebt von Rx-Arzneimitteln. Und die Anteile der Versandhändler im OTC-Markt steigen. Ruhe herrscht noch immer bei unserem  Apothekenstärkungsgesetz, da bewegt sich nichts. Und Corona? Die Krise brachte uns eine Berg- und Talfahrt bei den Rezeptumsätzen und mehr Botendienste. Und unsere Apobank bescherte uns ein paar Chaostage bei der IT-Umstellung. Bei diesen Szenarien: Lassen sich da heute noch Prognosen für die Apotheke der Zukunft machen? 

2. Juni 2020 

Die Umsätze im gesamten Online-Handel sind im März 2020 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen, auch beim Arzneimittelversand. Laut Bundesverband E-Commerce und Versandhandel soll das Plus im Arzneiversandhandel 88 Prozent betragen haben – Corona und der Lockdown haben hier ganze Arbeit geleistet. Aber die Vor-Ort-Apotheken haben kräftig dagegen gehalten: Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmen bench-breaking.com bei mehr als 200 Apotheken hat die Pandemie dazu geführt, dass fast jeder zehnte Betrieb die Boten-Auslieferungen um mindestens 50 bis 100 Prozent steigerte. Fast zwei Drittel aller Apotheken (61 Prozent) lieferten täglich zwischen 5 und 15 Arzneimittel an ihre Kunden aus – 12 Prozent sogar deutlich mehr als 40 Bestellungen pro Tag: Die Apotheken konnten mit „Same-Day-Delivery“ per Botendienst punkten. Mein liebes Tagebuch, da kam die Änderung der Apothekenbetriebsordnung, mit der unser Bundesgesundheitsminister Jens Spahn den Botendienst offiziell als Regelleistung auf Kundenwunsch salonfähig machte, wie gerufen. Die Umfrage zeigte auch, dass sich 85 Prozent der befragten Apothekerinnen und Apotheker vorstellen könnten, sich künftig einer Bestellplattform anzuschließen, um ihre Umsätze im Wettbewerb gegen Versandapotheken zu sichern. Mein liebes Tagebuch, da kommt noch mächtig Bewegung in den Markt.

 

Bei den Rezeptumsätzen bescherte die Corona-Krise den Apotheken im März und April eine Berg- und Talfahrt. Kurz vor und nach Bekanntgabe der Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung des Corona-Virus steigerten sich die OTC-Verkäufe explosionsartig, gleichzeitig wurden auch deutlich mehr Rezepte vom Arzt abgeholt und eingelöst. Die Zahl der eingereichten Rezepte stieg im März um 13,7 Prozent, die GKV-Arzneimittelausgaben wuchsen sogar um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Und dann, während der Kontaktbeschränkungen, gingen die Menschen kaum noch zum Arzt und sie versuchten, auch Apothekenbesuche zu vermeiden. Aus den Frühinformationen des Deutschen Apothekerverbandes zur Ausgabensituation geht hervor, dass die Zahl der eingelösten Rezepte im April um 15,2 Prozent zurückging. Dieses Auf und Ab führte bei den GKV-Ausgaben für Arzneimittel im ersten Quartal weitgehend zu einer ausgeglichenen Gesamtentwicklung. Was noch im März nach einem Boom in den Apotheken aussah, normalisierte sich rasch im April.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

Wo bitte ist hier der Ausgang

von Bernd Jas am 07.06.2020 um 19:34 Uhr

Schön dass es noch positive Nachrichten gibt.
6 Prozentpunkte mehr Vertrauen in der Bevölkerung seit dem letzten Jahr. Hurrraaa! Sonst nix.
Dafür aber knapp sechs Prozent weniger Umsatzrendite in den letzten Jahren. Weniger als nix.
Wo ist die weitere Unterstützung für Herrn Bühler der seit der Nebelkerze (mit 400000 Unterschriften) im Petitionsausschuss wieder völlig von der Bildfläche verschwunden ist. Beschämend viel nix.
Jetzt schon wieder mit der MwSt-Absenkung ein Schlag in die Magengeschwüre. Auch weniger als nix.
Securpharm; außer Ärger und Kosten nix.
Corona; wir stemmen das,.... ja` ; außer Ärger und kosten nix.
Antiquierter Kassenabschlag; weniger als nix
Eben so antiquiertes Inkasso des Zuzahlungsinkasso; außer Ärger und Kosten nix.
Kuschelkurs mit der Regierung; sonst nix.
Usw. ... nix.

Tag der (letzten) Apotheke kommt auch noch; sonst nix.

Das wird nix.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wo bitte ist hier der Ausgang

von Karl Friedrich Müller am 07.06.2020 um 19:44 Uhr

super :-))
Wir sind doch Helden...... ist das nix (LOL)
vielleicht wird noch geklatscht....
Die Versender tun es, vor Freude...
Corona war und ist sauteuer
und wir bekommen nur weitere Bürokratie
und vermutlich bleibt auch bei der Standeszertretung alles beim Alten - also auch nix -

Bleischwer ist inzwischen alles. Undurchsichtig, zerfahren. Die Digitalisierung fördert das. Das niemand mehr durchblickt - nur die Absahner.

Digitalisierung ist ein Fehler

von Dr. Radman am 07.06.2020 um 12:09 Uhr

Unsere Abhängigkeit von der Digitalisierung ist genauso ein Fehler wie unsere Abhängigkeit von Ausgangsstoffen und Fertigprodukte aus China und Indien. Es muss für die Apotheke Vorort eine Möglichkeit geschaffen werden, die die Apotheke ermöglicht völlig unabhängig von eRezept und SecurePharm, die Patienten versorgen zu können. Laut BMG-Plan soll ja ab 2021 nur noch eRezepte geben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Digitalisierung ist ein Fehler ...

von Christian Timme am 07.06.2020 um 13:16 Uhr

Wir könnten natürlich auch noch das analoge "lesen, schreiben und rechnen" abschaffen solange die Smartwatch auf Zuruf diese Dinge erledigt ... der Strom kommt ja automatisch aus der Steckdose ... wir schaffen das ...

gut gemeint

von Karl Friedrich Müller am 07.06.2020 um 9:20 Uhr

- vielleicht - ich noch nicht gut gemacht.
die Amateure und Dilettantenstadel in Berlin hat mal wieder versucht, sich zu profilieren mit Maßnahmen, die gut klingen, aber keineswegs das bringen, was sie sollen.
Die Mwst Änderungen werden in vielen Branchen mehr Ärger bringen, Aufwand. Entlastet werden mitnichten die Armen. Denn, wer wenig ausgeben kann, spart wenig. So kommt die Autoprämie oder für andere teure Dinge durch die Hintertür, auch wenn die Branche jammert (BWW nicht, die sehen das auch so).
Also: Schöner Schein und Propaganda auf Kosten der Bürger. Alles wie immer.
Durch den weiteren Anstieg von OTC im Versand steigt unsere Abhängigkeit von Rx, von Ulla und allen anderen Gesundheitsministern gewollt, um uns den garaus zu machen. (warum eigentlich? Sollte man nicht spätestens jetzt gemerkt haben, wie wichtig wir sind?)
Spahn engelszüngiges Gesülze ist nicht zu trauen. Auch in der Pflege werden nun Versprechungen eingedampft. Wort wird nicht gehalten. Das wird auch uns passieren. Digitalisierung und E-Rezept zur Freude des Versands. Mal sehen, was von uns übrig bleibt.
Hätte man uns OTC gelassen, oder wenigstens die Preise fest gelassen, hätten wir sehr viel weniger Probleme. Da wäre der Versand schon endgültig Pleite, auch wenn unsere Gericht mal Recht sprechen würden und nicht einseitig Kassen und Versand bevorzugen würden. Da könnten wir uns sogar diese schwache ABDA leisten....
Verdienen werden halt auch noch die Datenkraken. Unsere Datensicherer dringen mit ihren Mahnungen nicht durch. Da werden halt lieber mal ein paar Lehrer abgestraft für die Onlineschule....
Auch alles wie immer.....
Was für eine elende Kacke die Abhängigleit von der Digitalisierung ist, zeigt das Desaster der Apo Bank und das Problem mit den Konnektoren, das 80.000 Arztpraxen lahm gelegt haben soll,
Tolle Zukunft.... in der nix funktioniert....

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Notdienst durch Präsenzapotheken

von Ulrich Ströh am 07.06.2020 um 9:15 Uhr

Arzneimittelversorgung durch Präsenzapotheken kann sich nicht an Uhrzeiten oder Sonnenuntergänge halten dürfen.

Notfall hin oder her!

Wer als plötzlich Betroffener nachts für sein Kind mehr als 40 Kilometer zur Notdienstapotheke fahren soll,der bildet sich seine eigene Meinung...

Da werden Landapotheken in der Pflicht bleiben müssen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Notdienst durch Präsenzapotheken

von Anita Peter am 07.06.2020 um 9:24 Uhr

Politik und Versand fahren die Vor Ort Apotheken gegen die Wand. Die haben wenig Interesse an der Mutter mit ihrem kranken Kind.

Rückzugspräsident mit Zukunftsgeschenken ...

von Christian Timme am 07.06.2020 um 8:39 Uhr

Großzügigkeiten gehen zum Ende immer noch am besten von der Hand ... außer nur Testamentsfragmente zu hinterlassen und die verbleibenden Monate noch zu nutzen ... wird die bereits "höchstpersönlich verunstaltete Apothekenlandschaft" zum Abzug noch mit Tretminen garniert. Man möchte ja in "guter Erinnerung" bleiben ...

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.

von Anita Peter am 07.06.2020 um 8:15 Uhr

Eigentlich gehört der Kassenabschlag komplett abgeschafft. Aber als Unterstützung für die Apotheken gehört er zumindindest für die Zeit der USt Absenkung bis Ende des Jahres eingefroren.

Aber bei unserer erfolglosen Standesvertretung ( lässt sie sich jetzt wohl durch eine Unternehmenberatung bestätigen ) brauchen wir auf solche Dinge nicht hoffen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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