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Medikamentenübergebrauchskopfschmerz
Neue europäische Leitlinie soll den Teufelskreis brechen
Wann geht es nicht mehr ohne Spezialisten oder Schmerzzentrum?
Als Mittel zur MOH-Prävention mag die intensive Beratung zwar ausreichend sein, führt die Leitlinie weiter aus, nicht aber, wenn es um die MOH-Behandlung geht. Bei größeren psychiatrischen Komorbiditäten oder beim Übergebrauch von Opioiden, Barbituraten oder Tranquilizern wird auf jeden Fall zur Überweisung an einen Kopfschmerzexperten oder in ein spezialisiertes Schmerzzentrum geraten. Denn grundsätzlich müsse immer ein Entzug oder zumindest eine sanfte Reduzierung der Übergebrauchsmedikamente erfolgen, um den MOH langfristig zu therapieren, so die Begründung. Und um die Schmerzmedikation erfolgreich auszuschleichen oder abzusetzen, brauche es fast immer eine Betreuung, die je nach Komplexität und Zustand des Patienten stationär, teilstationär oder ambulant durchgeführt werden könne. Außerdem müssten neben Neurologen und Schmerzmedizinern auch Verhaltenspsychologen darin eingebunden sein.
Erst entwöhnen, dann spezifische Migränetherapie
Die Leitlinie äußert sich auch zu der Frage, zu welchem Zeitpunkt bei Patienten mit MOH und chronischer Migräne eine gezielte Migränetherapie, zum Beispiel durch Onabotulinumtoxin Typ A oder CGRP (calcitonin gene-related peptide)-Antikörper sinnvoll ist. „Im Prinzip ist es ratsam, die Patienten zunächst vom Schmerzmittelübergebrauch zu entwöhnen, bevor man diese spezifischen Migränemittel einsetzt“, erklärt Diener dazu, „auch um beurteilen zu können, wie stark und häufig die Kopfschmerzen sind, wenn der Übergebrauchskopfschmerz wegfällt. Auf der anderen Seite seien gerade Patienten mit chronischer Migräne stark leidgeprüft und eine wirksame Medikation dürfe ihnen nicht über eine längere Zeit vorenthalten werden. Die Entscheidung, wann die Migränetherapie initiiert wird, sei demzufolge immer nur individuell zu treffen.
Ärzte für das Problem sensibilisieren
„Die Bedeutung der vorliegenden Leitlinie liegt darin, dass sie auf das Problem des MOH aufmerksam macht und auch Ärztinnen und Ärzte für das Phänomen sensibilisiert“, kommentiert der Generalsekretär der DGN Peter Berlit, Essen, die Publikation. Angesichts von geschätzt über eine halbe Million Menschen, sei der Medikamentenübergebrauchskopfschmerz ein relevantes Gesundheitsproblem, das eine gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit verdiene. Die europäische Leitlinie trage dazu bei und werde hoffentlich vielen Betroffenen zur Schmerzfreiheit oder zumindest einer deutlichen Verbesserung der Kopfschmerzen verhelfen, so seine Hoffnung.
2 Kommentare
Mük, Migräne-Therapie und der Onlinehandel
von M. M. am 24.06.2020 um 0:16 Uhr
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Schmerztabletten-Konsum
von Heiko Barz am 23.06.2020 um 19:04 Uhr
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