Interview mit gematik-Chef Leyck Dieken

„Für Apotheker bringt das E-Rezept viele Vereinfachungen“

Berlin - 30.06.2020, 09:00 Uhr

Der Geschäftsführer der gematik, Markus Leyck Dieken, ist überzeugt, dass die Apotheken die Herausforderung E-Rezept meistern werden. (Foto: gematik)

Der Geschäftsführer der gematik, Markus Leyck Dieken, ist überzeugt, dass die Apotheken die Herausforderung 
E-Rezept meistern werden. (Foto: gematik)


Apotheken sollen sich rasch an die TI anbinden

DAZ.online: Die Bundesregierung plant ab Januar 2022 die E-Rezept-Pflicht. Noch immer sind aber nicht alle Arztpraxen an die TI angeschlossen. Kommt diese Pflicht nicht zu früh? Was ist, wenn Praxen aufgrund mangelnder TI-Anbindung kein E-Rezept erstellen können?

Leyck Dieken: Ich sehe da kein Problem. Die meisten Praxen sind inzwischen an die TI angebunden. Und außerdem können sich Patienten über viele Jahre hinweg ihr E-Rezept noch mit Informationen zur Verordnung ausdrucken lassen – wenn sie es wünschen. Die Skepsis seitens der Ärzteschaft gegenüber dem E-Rezept teilen wir deshalb nicht.

DAZ.online: Inwiefern?

Leyck Dieken: Wir hören beispielsweise aus dem Hausärzteverband, dass das E-Rezept Abläufe im Praxisalltag vereinfachen kann. Die Ärzte erhoffen sich vor allem eine Zeitersparnis. Ich kann deshalb die Ärzte nur ermuntern, sich schnell an die Telematikinfrastruktur anzubinden. Denn das E-Rezept ist nicht die einzige digitale Komponente, die Ärzte nutzen können. Auch das neue, heilberufliche Kommunikationssystem KIM oder der E-Medikationsplan werden fester Bestandteil der Versorgung.

DAZ.online: Kommen wir zur Anbindung der Apotheken an die TI. Bis zum 30. September müssen alle Apotheken angeschlossen sein. Sanktionen gibt es nicht, falls diese Frist nicht geschafft wird. Immer mehr Kammern erklären aber, dass es weiterhin Probleme bei der Verteilung der für die TI benötigten Karten (HBA und SMC-B) gibt. Wie sehen Sie das?

Leyck Dieken: Die gematik rät Apothekern sich jetzt anzuschließen. Wir haben mehrere Dienstleister für beide Karten zugelassen. Jede Kammer kann heute Karten ausgeben. Die Apotheker sollten das rasch machen.

DAZ.online: Was passiert, wenn bis Ende September ein Großteil der Apotheken nicht angeschlossen ist? Und wie geht die gematik mit Apotheken um, die sich möglicherweise weigern?

Leyck Dieken: Apotheker sollten sich in der digitalen Rush Hour attraktiv positionieren. Außerdem beinhalten bestimmte Leistungen ja durchaus auch positive Anreize. So sollen Apotheker zukünftig eine Vergütung erhalten, wenn sie Versicherte bei der Verarbeitung arzneimittelbezogener Daten in der elektronischen Patientenakte unterstützen. An dieser Stelle möchte ich aber nochmals betonen, dass ich bei der Anbindung von Apotheken unbesorgt bin. Der Digitalisierungsgrad ist dort hoch.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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6 Kommentare

Den Schuß nicht gehört

von ratatosk am 02.07.2020 um 8:46 Uhr

Leider zeigt sich hier wieder wie vom eigentlichen stragischen Ziel abgelenkt wird.
Vereinfachungen - naja, wenn der Rechner streikt ist man in 5 Tagen tod, extreme Anfälligkeit für Totalausfall großer Teile des Landes, etc. etc.
Ziel ist Förderung der weiteren Konzentration zugunsten großkapitalistischer Konzere - Punkt. Wäre es anders, hätten wir ein RX Versandverbot , haben wir ! aber ganz geziehtl nicht. Wie problematisch diese Konzentrationen sind, auf allen Ebenen ! hätte man jetzt sehen können, aber es ist nichts passiet. Gerade kommen auch die Meldungen, daß die GKV Apparatschicks die ersten Übergangserleichterungne kündigen - business as usual.

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ganz genau

von Karl Friedrich Müller am 30.06.2020 um 11:05 Uhr

wenn alle Rezepte beim Versender sind, wird es sehr einfach.

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Ideale, fehlerfreie Welt

von Hubert Kaps am 30.06.2020 um 10:34 Uhr

Ich gebe dem Herrn durchaus recht, dass Vereinfachungen im Alltag denkbar sind. Spannend wird es in dem Fall, wenn das Rezept zwar formal richtig, inhaltlich aber fehlerhaft ist. Es menschelt halt doch hinter den PC´s.. Daher ist es dringend geboten, ausführlich über den technischen Hintergrund von Heilungsmöglichkeiten nachzudenken, bzw. zwingend das Papierrezept parallel weiterzuführen.

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Zukünftige Positionen der Kassen bleibten leider unerwähnt ...

von Christian Timme am 30.06.2020 um 9:47 Uhr

Systemübergreifende Aspekte scheinen eine völlig untergeordnete Rolle einzunehmen ... geht das auch konkreter?

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.

von Anita Peter am 30.06.2020 um 9:25 Uhr

"Der Wettbewerb wird nicht ausschließlich dem Versandhandel Möglichkeiten eröffnen. Ich bin sicher, dass wir noch Überraschungen erleben werden, wer alles in den Wettbewerb einsteigt"

Es gab mal Zeiten, da ging der Kunde dorthin, wo der Apotheker am besten beraten hat, wo sich der Apotheker Zeit genommen hat, wo der Apotheker als Lotse funktioniert hat. Entspricht alles nicht mehr dem Zeitgeist.

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AW: Zeitgeist

von Holger am 01.07.2020 um 9:15 Uhr

Könnte es sein, dass zu wenig Kollegen Ihrem Vorbild gefolgt sind, weil man jahrzehntelang mit Päcklesschieben und Zusatzverkäufen genug Geld verdient hat? Dann wäre der Berufsstand in Gänze an dieser Entwicklung des Zeitgeistes nicht so ganz unbeteiligt, oder?

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