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Gegen Reiseübelkeit
Reisekaugummi richtig kauen (Teil 2)
Jedes achte Kind und viele Millionen Erwachsene leiden unter Reiseübelkeit. Die Fahrt mit dem Auto in den Urlaub könnte für manche zur Tortur werden. Wie Kinetosen entstehen, haben Sie bereits im ersten Teil erfahren. Welche Präparate aus der Apotheke wie helfen und wieso auch das Kaugummikauen erklärt sein will, erfahren Sie hier.
Das Antihistaminikum Dimenhydrinat wirkt durch eine Blockade der H1-Rezeptoren im Brechzentrum und im Vestibulariskern sowie durch eine Hemmung der Muskarinrezeptoren antiemetisch. Der Wirkstoff ist in verschiedenen Darreichungsformen auf dem Markt erhältlich: zum Beispiel Reisegold® Tabletten (ab sechs Jahren), Superpep® Reisekaugummis (ab sechs Jahren) oder Vomex A® Suppositorien (40 mg ab 8 kg, 70 mg ab 15 kg) oder Sirup (ab 6 kg). Das Antiemetikum sollte dabei etwa eine halbe bis ganze Stunde vor Reiseantritt verabreicht und die Eltern darauf hingewiesen werden, dass das Medikament müde machen kann.
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„Ich brauche etwas gegen Reiseübelkeit“ (Teil 1)
Verlangt ein Kunde in der Apotheke ein Mittel gegen Reiseübelkeit, gilt es – neben dem Alter des Reisenden – zunächst abzuklären, ob das Mittel nur für den Fall eines Falles mit auf die Reise genommen werden soll, oder ob es dem Betroffenen regelmäßig auf der Fahrt übel wird. Je nachdem empfehlen sich dann unterschiedliche Darreichungsformen: Wird nur ein „Stand-by-Medikament“ benötigt, sind schnell wirksame Reisekaugummis das Mittel der Wahl. Wer dagegen regelmäßig von Reiseübelkeit geplagt wird, kann schon prophylaktisch ein Antiemetikum in Tablettenform einnehmen. Ein wichtiger Abgabehinweis ist dann, die Tabletten eine halbe bis eine Stunde vor Reiseantritt mit etwas Flüssigkeit zu schlucken, damit sich die Übelkeit erst gar nicht einstellt. Nach drei bis vier Stunden kann die Einnahme wiederholt werden. Zäpfchen sind nicht nur für Kleinkinder, sondern auch dann eine geeignete Behandlungsoption, wenn der Brechreiz bereits so stark ist, dass man mit Tabletten nichts mehr ausrichten kann.
Kaugummis nicht hinunterschlucken
Der Vorteil von Reisekaugummis ist, dass sie nicht prophylaktisch eingenommen werden müssen, sondern auch noch bei den ersten Anzeichen von Übelkeit wirksam sind. Das enthaltene Dimenhydrinat wird beim Kauen innerhalb von wenigen Minuten über die Mundschleimhaut resorbiert. Etwa fünfminütiges Kauen reicht in der Regel aus, um den enthaltenen Wirkstoff freizusetzen. Weiterer Vorteil: Die Wirkung wird vom leichten antiemetischen Effekt des Kauvorgangs an sich noch unterstützt. Längst nicht jeder Kunde weiß, dass man die drageeförmigen Kaugummis (z. B. Superpep®-Reise-Kaugummi-Dragees forte) nicht hinunterschluckt – auch nicht nach dem Kauen –, sondern ausspucken sollte. Zwar ist versehentliches Verschlucken unbedenklich, das Präparat ist dann jedoch wirkungslos.
Das Kauen kann zwischendurch auch ausgesetzt und das Kaugummi in der Wangentasche „geparkt“ werden. Wie normale Kaugummis sind auch Reisekaugummis für manche Zahnprothesenträger sowie für kleine Kinder, die noch nicht mit Kaugummis vertraut sind, ungeeignet.
Alternativen für die Beratung
Für Kunden, die ein pflanzliches Arzneimittel bevorzugen, stellt das Ingwer-Präparat Zintona® (ab sechs Jahren) eine Alternative dar. Der antiemetische Effekt des Ingwers beruht vermutlich auf seiner direkten, beruhigenden Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt. Eine andere Möglichkeit ist das Sea-Band® für Kinder. Dabei wird Druck auf einen bestimmten, antiemetisch wirkenden Akupressurpunkt ausgeübt.
Grenzen der Selbstmedikation
Wer trotz aller vorbeugenden Maßnahmen immer wieder unter schwerer Reisekrankheit leidet und mit den Möglichkeiten der Selbstmedikation keine Erfolge erzielt hat, sollte mit seinem Hausarzt über den verschreibungspflichtigen Wirkstoff Scopolamin sprechen. Gerade wenn man während der Reise aufmerksam bleiben möchte, eignet sich Scopolamin (Scopoderm TTS®). Das Belladonnaalkaloid wird als transdermales Pflaster angeboten, das am Abend vor der Abreise, spätestens aber fünf Stunden vor Reiseantritt, hinter das Ohr geklebt wird und den Wirkstoff über 72 Stunden freigibt.
Dieser Text wurde am 25.07.2023 aktualisiert.
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