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Deutsche Ratspräsidentschaft
EU-Parlamentarier unterstützen Prioritäten von Jens Spahn
Das Europäische Parlament will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bei den Vorhaben unterstützen, die er im Rahmen der soeben begonnenen Deutschen EU-Ratspäsidentschaft vorgestellt hat. Sie fordern aber auch darüber hinaus einen viel engeren Schulterschluss der Mitgliedstaaten bei Gesundheitsfragen, und zwar im Rahmen einer europäischen Gesundheitsunion.
„Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass wir viel stärker zusammenarbeiten müssen“, sagt der CDU-Europaabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP/Christdemokraten) Peter Liese. „So wie das Virus kennen auch viele andere Gesundheitsgefahren keine Grenzen, deswegen muss die Politik auch stärker gemeinsam über Grenzen hinweg handeln“
Die Abgeordneten unterstützten mit großer Mehrheit die vier Prioritäten, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Montag in einer Videokonferenz mit den Abgeordneten für die deutsche Ratspräsidentschaft skizziert habe, teilt der EVP-parlamentarier mit. Dazu zählen:
- eine bessere Zusammenarbeit bei der Bekämpfung von Seuchen u.a. durch eine Stärkung des Europäischen Zentrums für Seuchenbekämpfung (ECDC),
- eine stärkere Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten und eine Stärkung der langfristigen Infrastruktur nach dem Modell der amerikanischen BARDA,
- die Stärkung der Zusammenarbeit im Bereich der Telemedizin (E-Health) und die bessere Kompatibilität der entsprechenden nationalen Systeme,
- konkrete Maßnahmen zur Vermeidung von Engpässen bei Arzneimitteln und anderen wichtigen Produkten wie Masken.
„Da hier die Prioritäten der deutschen Ratspräsidentschaft mit denen von Kommission und Parlament übereinstimmen, bin ich sicher, dass wir schon in den nächsten sechs Monaten konkrete Erfolge erzielen werden“, so Liese. „Bei anderen Punkten werden wir wahrscheinlich einen langen Atem brauchen und dicke Bretter bohren. Wir wollen eine europäische Europäischen Union für Gesundheit schaffen.“
„Gesundheit in allen Politikbereichen“
Wie sich seine Fraktion das vorstellt, hat die EVP-Fraktion in einem umfangreichen Positionspapier niedergelegt. COVID-19 habe gezeigt, dass die Gesundheit viel stärker in den Mittelpunkt der europäischen Politik gerückt werden müsse, heißt es darin. Besonders am Herzen liegt den Abgeordneten der Ansatz „Gesundheit in allen Politikbereichen“ (HIAP). „Im EU-Vertrag steht an verschiedenen Stellen, dass bei allen Maßnahmen, die die Europäische Union trifft, ein hohes Gesundheitsniveau angestrebt werden muss“, erklärt Peter Liese. „Wir wollen, dass dieses Prinzip in die Praxis umgesetzt wird, unter anderem durch eine systematische Folgeabschätzung aller Kommissionsvorschläge, nicht nur auf wirtschaftliche oder ökologische, sondern auch auf gesundheitliche Fragen.“
Europäische Union hat mehr Möglichkeiten als sie derzeit nutzt
Zwar blieben die Mitgliedstaaten für viele Teile der Gesundheitspolitik verantwortlich. Die Europäische Union habe jedoch viel mehr Möglichkeiten als derzeit genutzt. Konkret stellt die EVP-Fraktion in dem Positionspapier ein ganzes Bündel von Forderungen auf, darunter:
- die Einrichtung eines speziellen EU-Fonds, um die Mitgliedstaaten bei der Stärkung ihrer Krankenhausinfrastruktur und ihrer Gesundheitsdienste zu unterstützen,
- ein europäisches Netzwerk von auf Pandemien spezialisierten Krankenhäusern in jeder EU-Region,
- einen neuen Aktionsplan für das EU-Gesundheitspersonal, der die Pandemieerfahrungen berücksichtigt,
- Maßnahmen, mit denen die erheblichen Unterschiede in der Kapazität der Gesundheitssysteme an medizinischem Fachpersonal gemildert werden sollen,
- die Umwandlung des Europäischen Zentrum für die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) in eine vollwertige Europäische Gesundheitsagentur mit erweiterten Kompetenzen zur Koordination von Pandemie-Reaktionen und zur Umsetzung grenzüberschreitender Maßnahmen,
- die Einführung eines „Aktionsplans für die Autonomie der Gesundheit“, um kritische/essentielle medizinische und pharmazeutische Produkte sowie wichtige medizinische Geräte in ausreichender Anzahl innerhalb der EU herzustellen und zu lagern,
- einen Aktionsplan gegen den Mangel an lebenswichtigen/lebensrettenden Arzneimitteln sowie mehr Transparenz in der Produktions- und Vertriebskette von Arzneimitteln,
- mehr Befugnisse für die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) auf dem Gebiet der Überwachung und Verhinderung von Arzneimittelengpässen
EU-Rechtssystem für gesundheitliche Notfälle überprüfen
Um die Reaktionsfähigkeit der EU und der Mitgliedstaaten zu stärken, schlägt die EVP-Fraktion weiterhin vor, das EU-Rechtssystem für gesundheitliche Notfälle auf der Grundlage der Pandemieerfahrung zu überprüfen und zu aktualisieren. Außerdem soll die internationale Kooperation, insbesondere im Bereich der WHO gestärkt werden. Hierzu schlagen sie einen jährlichen europäischen „Pandemic Science Summit“ vor, als Forum für die Entscheidungsträger, die Pharmaindustrie, und andere relevante Interessengruppen.
Verbesserung der Packungsbeilage
Schließlich thematisiert das Positionspapier auch noch einen Dauerbrenner in der Diskussion um eine angemessene Arzneimittelinformation der Patienten, nämlich die Ausgestaltung der Packungsbeilage. Hier kramt die EVP-Fraktion einen Vorschlag aus der Schublade hervor, der schon mehrmals herausgeholt und immer wieder dorthin versenkt wurde. Die EVP-Fraktion unterstützt die Idee, die Packungsbeilage patientenfreundlicher zu machen, indem die wichtigsten Informationen und Nebenwirkungen des Arzneimittels in einer leicht lesbaren „Drug Fact Box“ beschrieben werden.
Viele Anliegen der EVP-Fraktion spiegeln sich in einem gemeinsamen Entschließungsantrag zur Strategie der EU im Bereich der öffentlichen Gesundheit für die Zeit nach der COVID-19-Pandemie (2020/2691(RSP) wider, auf den sich die größten Fraktionen im EU-arlament geeinigt haben. Er soll morgen im Europäischen Parlament angenommen werden.
1 Kommentar
Prioritätenliste.
von Roland Mückschel am 09.07.2020 um 14:39 Uhr
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