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Cochrane Review
Diagnose von COVID-19 ohne Test in der Praxis kaum möglich
Welche Symptome sind aussagekräftig?
Da die Studien nicht klar zwischen leichter bis mittelschwerer COVID‐19‐Krankheit und COVID‐19‐Lungenentzündung unterschieden, stellen die Autoren die Ergebnisse für beide Erkrankungen zusammen dar. Sie fanden Daten über 27 Symptome und Anzeichen, die in vier verschiedene Kategorien fallen: systemische, atemwegsbezogene, gastrointestinale und kardiovaskuläre. Keine Studien bewertete Kombinationen von verschiedenen Anzeichen und Symptomen. Die Ergebnisse waren sehr variabel. Es zeigte sich, dass mindestens die Hälfte der an COVID‐19 Erkrankten Husten, Halsschmerzen, hohe Körpertemperatur, Muskel‐ oder Gelenkschmerzen, Erschöpfung oder Kopfschmerzen hatte. Da Husten und Halsschmerzen aber auch bei Menschen ohne COVID‐19 häufig waren, erachten die Cochrane-Reviewer diese allein für die Diagnose als weniger hilfreich. Eine hohe Körpertemperatur, Muskel‐ oder Gelenkschmerzen, Erschöpfung und Kopfschmerzen soll demgegenüber die Wahrscheinlichkeit erheblich erhöhen, dass es sich tatsächlich um COVID‐19 handelt.
Insgesamt halten sie die diagnostische Genauigkeit der einzelnen Symptome und Anzeichen jedoch für gering. Die Ergebnisse des Reviews deuten nach ihrer Einschätzung darauf hin, dass es kein einzelnes Symptom oder klinisches Zeichen gibt, mit dem eine genaue Diagnose von COVID‐19 gestellt werden kann. Dafür, dass Ärzte ihre Diagnose in der Praxis auf mehrere Symptome und klinische Zeichen stützen, liefern derzeit verfügbare Studien also demnach keine ausreichende Evidenz.
Für die Primärversorgung nicht repräsentativ
Die Cochrane-Reviewer versehen ihre Schlussfolgerungen jedoch mit einigen Einschränkungen: So wurden alle Studien in ambulanten Krankenhauseinrichtungen durchgeführt. Deswegen sind die Ergebnisse für die Primärversorgung ihrer Meinung nach nicht repräsentativ. Sie fordern deshalb dringend prospektive Studien mit einer nicht selektierten Population aus der Primärversorgung oder ambulanten Krankenhausumgebungen, in denen Kombinationen von Symptomen und Anzeichen untersucht werden, um das „Syndrom“ COVID-19 genauer zu beschreiben.
Keine evidenzbasierten Diagnosekriterien für Kinder
Als weiteres Manko führen sie an, dass die verfügbaren Studien nicht eindeutig zwischen einer leichteren Erkrankung und einer COVID‐19‐Lungenentzündung unterscheiden und dass sie keine Aussagen über ältere Erwachsene und Kinder zulassen. Kinder könnten in der derzeitigen Situation unbegründet dazu aufgefordert werden, in Quarantäne zu bleiben, wenn sie mit vordefinierten, aber noch nicht evidenzbasierten Symptomen vorstellig werden, so ihre Befürchtung. Dies müsse unbedingt vermieden werden, um die möglichen Schäden für die Gesundheit und Bildung von Kindern zu verringern. Die Autoren fordern deshalb die Erhebung getrennter Daten für Neugeborene, Kleinkinder, Schulkinder und Jugendliche.
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