Teleclinic/ Zur Rose

Schmidt fordert konsequentes Handeln von der Politik

Berlin - 24.07.2020, 10:30 Uhr

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hofft auf politische Unterstützung aus Berlin, wenn es um die Übernahme der Teleclinic durch Zur Rose geht. (c / Foto: imago images / Oryk HAIST)

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hofft auf politische Unterstützung aus Berlin, wenn es um die Übernahme der Teleclinic durch Zur Rose geht. (c / Foto: imago images / Oryk HAIST)


SPD und Grüne wollen Zur Rose im Auge behalten

Genau diese Entwicklung sieht er auch im Fall Zur Rose/Teleclinic – wo „ein Arzneimittelversender einen Telemedizin-Anbieter kauft und ärztliche und pharmazeutische Betreuung dadurch ökonomisch in eine Hand geraten“. Die Konsequenz sei stets dieselbe: „Auf mittlere Sicht werden persönliche Verantwortung und fachliche Entscheidungsfreiheit des Heilberuflers kompromittiert und die Wahlfreiheit des Patienten eingeschränkt. Damit werden Grundprinzipien des Gesundheitswesens einfach einer verlängerten Wertschöpfungskette profitorientierter Player untergeordnet.“ Schmidt ist überzeugt: Die Versorgung wird darunter leiden. Er sieht daher auch die Politik gefordert, genau hinzusehen und konsequent gegenzusteuern. „Sonst setzen sich spätestens mit Einführung des E-Rezepts vollends Wild-West-Manieren im Gesundheitswesen durch.“

Der SPD-Gesundheitsexperte Professor Edgar Franke will das Geschäftsgebaren von Zur Rose im Auge behalten. „Ich kann verstehen, dass viele Apotheker besorgt auf die Übernahme der Teleclinic durch die Zur Rose Group blicken“, schrieb er auf Anfrage von DAZ.online. „Es ist wichtig, dass die Trennung von Arzt und Apotheke erhalten bleibt. Dazu gehört für mich eine freie Apothekenwahl. Deshalb haben wir ein Zuweisungsverbot von Rezepten ins Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) aufgenommen. Mit diesem rechtlichen Rahmen schützen wir die Apotheken zuverlässig. Wir als Politik werden genau hinsehen, wie Zur Rose als Mutterkonzern von DocMorris das Makelverbot des PDSG umsetzt."

Mehr zum Thema

Sollte Zur Rose das Zuweisungsverbot missachten, erwägt die Bundestagsabgeordnete Maria Klein-Schmeink (Grüne) rechtliche Konsequenzen. „Zuerst einmal sind die Regelungen im Patientendaten-Schutz-Gesetz (PDSG) sehr klar und definieren damit sowohl das Makelverbot als auch das Zuweisungsverbot und die Vorteilsnahme“, teilte sie DAZ.online mit. „Man wird jedoch scharf beobachten müssen, ob durch die Übernahme Konzernstrategien entstehen, diese Vorgaben auszuhebeln. Im Zweifelsfall müsste es auch juristisch geprüft werden, ob eine Interessenskollision vorliegt. Dann müsste der Gesetzgeber handeln. Es gibt ja wichtige Gründe, warum wir gesetzgeberisch Verordnung und Dispensierrecht trennen.“



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


4 Kommentare

Politikermeinung im Wandel der Zeit

von Heiko Barz am 25.07.2020 um 13:36 Uhr

Adenauer sagte,„ Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern“ - und das ist eigentlich die Grundlage politischer Aussagen.
Wer war es denn, der „damals“ 2004 die Tore für den Versandhandel weit öffnen wollte? War da nicht der Name „Biggi“ Bender, Vertreterin der „Grünen“ in gesundheitspolitischen Sachfragen, als Promoter in allen Gazetten zu lesen? Heute werden die „Grünen“ vom Geiste Goethes im „Zauberlehrling“ getrieben: ...die Geister, die ich rief, werd ich nun nicht mehr los!
Alle Politiker, die bei diesen Fragen der Gesundheitsverantwortung öffentlich in der Pflicht stehen, versuchen, trotz verbindlicher Absichtserklärungen im Koalitionsvertrag, das einzige für alle Patienten Sicherheit garantierende - RXVV - Im Hintergrund zu „verspielen“.
Wo finden wir dabei eigentlich eine logische Erklärung, wenn nicht die, dass man ( die Politiker ) aus welchen unergründlichen Motiven auch immer, ausländische konzerngetriebene und ausschließlich gewinnorientierte Versandhändler für AM den deutschen Basis Apothekern vorziehen will.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Konsequentes Handeln der Politik

von Dr.Diefenbach am 24.07.2020 um 11:43 Uhr

....findet insofern statt indem man den Berufsstand ein ums andere Mal konsequent mit Sachverhalten konfrontiert und dann mehr oder weniger alleine lässt, die NUR wirtschaftlich angelegt sind.Pharmazie spielt schon lange keine grosse Rolle mehr.Das Papier 2030:Eines der tragenden Beispiele:gross angelegt, von der politischen Seite beklatscht("lasst die mal machen, dann sind sie wenigstens beschäftigt"),und WAS ist übrig? Reichen die paar Feldversuche wirklich zu einer "neuen" Rollendefinition der Apotheker/Innen?Warnungen zB zu Lieferengpässen werden wahr genommen, seitdem die Bevölkerung teilweise aufgescheucht wurde.Fachliches Substituieren erlaubte JS,weil die aktuelle Notlage zu riesig wurde.Das ist nun bald vorbei.2.Welle? Wird der Apotheker nochmal wichtig ??Wir können uns fortbilden so viel wir wollen(was ja auch UNBEDINGT sein MUSS)-die Wirtschaft-und DAS scheint alleine zu zählen-machen andere.Auch unsere "Handelspartner".Da wird ausgeliefert(jetzt auch vom GH???),da wird versendet,da wird irgendwo "beraten",die Versender glänzten ungeniert mit ihren "Leistungen" in der ersten Corona-Highphase,Und vor Ort?? Wird zB. der Pharmazierat in der Revision im späten Teil des Jahres Anstoss nehmen, weil jemand "illegal" Desinfizientia VOR dem Erlaubnistermin hergestellt hat??Genau DAS sind doch Alltagsprobleme:Man verliert sich im Kleinen,die Räder dreht dafür der Schmiermaxe.Da dies ja eine Berufsbezeichnung war...,liegt keine Beleidigung vor....Ähnlichkeiten mit Lebenden sind reiner Zufall--

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Konsequentes Handeln der Politik . . . Zur Erinnerung! 2014: Diefenbach und Hansmann: „Ende der Debatte“

von Uwe Hansmann am 26.07.2020 um 9:33 Uhr

. . . Das Ende der Leitbilddebatte fordern Hans R. Diefenbach und Uwe Hansmann, ebenfalls in einem offenen Brief, jedenfalls Hansmann aber auch direkt auf leitbildprozess.de. Sehe man sich in den jeweiligen Länderportalen die Teilnehmerzahlen nach mehr als der Hälfte der Laufzeit der Aktion einmal an, so müsse man feststellen, dass „diese Diskussion via Internetportal, noch dazu bundesländerspezifisch, ein totaler Rohrkrepierer ist“. Erschreckend sei die geringe Teilnahme insgesamt, aber „noch erschreckender die dünne Diskussion“, so Diefenbach und Hansmann. „So kommen wir nicht weiter!“, lautet ihr vorläufiges Fazit. „Der Berufsstand driftet unserer Ansicht nach in die völlig falsche Richtung ab und ergeht sich in emotional behafteter Diskussionskür, statt sich um die wirklich drängenden Probleme des täglichen Wahnsinns an der HV-Front zu kümmern und für die Kollegen öffentlich wahrnehmbar zu kämpfen“, heißt es im Schreiben. Es folgt harsche Kritik an der ABDA-Führung: „Es mangelt immer noch komplett an der Außendarstellung. Es mangelt an resolutem Auftreten gegenüber den Kassen und der Politik. Es mangelt an konsequenter Einforderung wirtschaftlicher Notwendigkeiten – gerade auch gegenüber Pressevertretern. Wir ergehen uns in ethischer Reinheit, qualifizieren mit Starrheit, regulieren uns selbst über die Maßen und vergessen dabei, die wirtschaftliche Grundlage vehement zu verteidigen und einzufordern.“

Rechtliche Konsequenzen?

von Dr. Jess am 24.07.2020 um 10:45 Uhr

Wahrscheinlich genau die rechtlichen Konsequenzen, die jetzt auch schon gezogen wurden wegen Verstoss gegen die Arzneimittelpreisverordnung. Nein, halt, warte, da war doch was, ach die sitzen ja in Holland, da sind wir nicht zuständig.

Hören sich die Politiker eigentlich selbst einmal reden, einfach nur lächerlich.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.